Küssen erlaubt - Liebe verboten!
bewahren konnte, eine weitere Kerbe in deinem Bettpfosten zu werden.“
„Du hast Jenny vor nichts bewahrt. Das hat sie selbst übernommen. Nachdem ich mitbekommen hatte, wie sie wirklich war, hat sich mein Interesse an ihr ganz schnell abgekühlt.“
„Und was hat deine Meinung geändert?“ Sie schleuderte ihm die Worte förmlich entgegen. „Wollte sie nicht mehr mit dir rumknutschen?“
Die Falten auf seiner Stirn vertieften sich. Mit einem Mal fühlte sich Cassie stark und voller Energie. Endlich stand sie für sich selbst ein, sah die Welt nicht mehr durch die rosa Brille! Sie war nicht mehr die dämliche kleine Cassie, die ihren Verlobten mit seiner Geliebten auf der Couch erwischt hatte, obwohl sie es eigentlich hätte kommen sehen müssen. Oder die naive kleine Cassie, die dahinschmolz, bloß weil ein sexy Typ ihre Augen „ungewöhnlich“ nannte und herumschwadronierte, dass er sie küssen wolle. Nein, hier stand die mutige, kampflustige, starke Cassie, bereit, den Respekt einzufordern, den sie verdiente.
„Doch, sie wollte rumknutschen“, entgegnete er gelassen. „Aber ich wollte nicht. Nicht, nachdem sie dich so angebrüllt und erschreckt hatte.“
„Ich …“ Die Schimpftirade, die sie sich zurechtgelegt hatte, verpuffte. „Nachdem sie was?“
„Ich kann es nicht ausstehen, wenn man Menschen gemein behandelt. Das habe ich ihr auch so gesagt. Und schon war sie beleidigt und ist wie eine Furie davongerauscht. Ich habe ihr ganz sicher keine Träne nachgeweint.“
„Aber du …“ Das konnte nicht stimmen. Sie hatte die Sache völlig anders in Erinnerung. „Aber du hast auch über mich gelacht. Ich hab es doch gehört!“
Oder nicht?
Er zuckte mit den Schultern. „Das bezweifle ich.“
„Und ich dachte …“ Cassie verstummte. Die Wut entwich aus ihr wie die Luft aus einem Ballon, den man loslässt, ohne ihn zuzuknoten. „Ich habe wohl alles falsch verstanden.“
Kaum zu glauben, aber er hatte sie damals offenbar verteidigt. Die Tatsache hätte sie eigentlich freuen sollen, stattdessen kam sie sich noch idiotischer vor.
Wieso hatte sie so bereitwillig angenommen, dass er über sie lachte? Wo war bloß ihr Selbstwertgefühl gewesen? Und wo war es heute? Unglaublich, sie war wegen einer Kleinigkeit ausgeflippt, die Jahre zurücklag! Und die vor allem nie so stattgefunden hatte!
Zweifellos musste er sie für eine hysterische Verrückte halten.
Vorsichtig hob sie den Blick. Er sah nicht so aus, als würde ihm ihr Geisteszustand Kopfzerbrechen bereiten. Eher amüsiert sah er aus, er grinste sie an. Unwiderstehlich, diese Grübchen …
„Da wir das ja jetzt geklärt haben“, sagte er, „warum setzt du dich nicht wieder hin und trinkst deinen Wein aus?“
Wein trinken war eigentlich das Letzte, was sie jetzt tun sollte, aber immerhin war es einfacher, als ihm zu erklären, warum sie sich gerade wie ein Riesenidiot vorkam.
Sie kauerte sich auf die Sofakante und hob das Glas an die Lippen. Mist. Er hatte also wirklich vorgehabt, sie zu küssen. Was für eine verpasste Gelegenheit!
Echt super gemacht, Cass, wie immer …
„Schön.“ Er nahm sein Bier und prostete ihr erneut zu. „Und wie war das jetzt? Du warst total in mich verschossen?“
Vor Schreck sog sie die Luft ein, erwischte aber den Wein und verschluckte sich heftig.
3. KAPITEL
Jace sprang auf, stieg über den Couchtisch und setzte sich neben Cassie, die hustend nach Luft rang. „Tief durchatmen“, beruhigte er sie und klopfte ihr kräftig auf den Rücken.
Schließlich ließ das Husten nach, und ihr Atem ging wieder normal. Sie drehte den Kopf und warf einen misstrauischen Blick nach hinten, wo er mit der Hand sanft über die kleinen Erhebungen der Wirbel strich, die unter dem dünnen Kleid gut zu spüren waren. Ein leichtes Zittern erfasste sie.
Egal ob sie nun die faszinierendste Frau war, die er je getroffen hatte, oder eine Geistesgestörte – auf jeden Fall war es mit ihr alles andere als langweilig. Selbst der kleine Ausraster von eben entzückte ihn.
Noch nie hatte er einen Menschen getroffen, dem seine Gefühle so deutlich ins Gesicht geschrieben standen.
Man hatte ihm schon Schlimmeres vorgeworfen im Leben, und das meiste davon sogar zu Recht. Ihre Vorwürfe hatten ihn nicht gekränkt, eher im Gegenteil: Es schmeichelte ihm, wie viel ihr die Episode im Treppenhaus damals bedeutet hatte. Und verblüfft stellte er fest, dass es offensichtlich doch wenigstens eine Sache in seiner Jugend gab, die er
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