Küssen erlaubt - Liebe verboten!
vierundzwanzig Stunden über sich erfahren hatte.
Wahrscheinlich würde sie ihren feigen Aufbruch ewig bereuen, trotzdem war sie überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Alles, was nun zu tun blieb, war, ihre Hormone wieder in den Griff zu bekommen. Dazu vergaß sie am besten, was sie am Morgen im Hotel zurückgelassen hatte, und konzentrierte sich ganz aufs Zeichnen. Doch leider spielten ihre Freunde da nicht ganz mit.
Wütend riss sie die Wohnungstür auf. „Das Schild ist doch eigentlich nicht zu …“
Ihre Stimme versagte beim Anblick des großen Mannes, der mit der Hand an den Türrahmen gelehnt dastand und sie aus grünen Augen anfunkelte.
„Jace? Was machst du hier?“, brachte sie mühsam hervor.
„Was glaubst du denn?“ Mit diesen Worten marschierte er an ihr vorbei in die Wohnung.
„Ich …“ Sprachlos starrte sie ihn an. Er sah einfach umwerfend aus. Die breiten Schultern, die durch die sportliche schwarze Lederjacke perfekt zur Geltung kamen, die dichten dunkelbraunen Locken. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Warum war er hier? Ihr Herzschlag dröhnte wie am Tag zuvor, ob sie wollte oder nicht.
„Du bist einfach abgehauen!“ Er fuhr sich verärgert durchs Haar. „Ich wache auf, und du bist weg. Einfach so. Keine Nachricht, nichts. Wenn ein Mann so etwas bei einer Frau abzieht, gilt er in der Regel als ziemlich mieser Kerl …“
Hörte sie da unter all seinem Ärger einen verletzten Unterton? Höchst unwahrscheinlich. Dennoch ließ es sich Cassies eigenwilliges Herz nicht nehmen, einen Sprung zu machen.
„Ich musste nach Hause“, log sie. „Du hast noch fest geschlafen. Ich dachte, du würdest es vielleicht nicht gut finden, wenn ich dich wecke.“
„Was zum Teufel soll das, Cassie?“ Sein Blick war finster, seine Kiefermuskeln arbeiteten. Drohend machte er einen Schritt auf sie zu. „Wir haben letzte Nacht, ich weiß nicht wie oft, miteinander geschlafen! Da bin ich dir noch nicht mal ein paar Worte zum Abschied wert?“
Cassie wurde rot. Nein, sie hatte ihn nicht verletzt, sie hatte ihn beleidigt. Das war etwas ganz anderes.
„Tut mir leid, dass ich einfach so gegangen bin“, murmelte sie und kam sich ziemlich albern dabei vor. Nach allem, was sie Nessa vorhin erzählt hatte – wie konnte es sein, dass sie sich ein paar Stunden später schon wieder in romantischen Tagträumereien verlor? „Ich hätte wirklich nicht gedacht …“
„Dann denk das nächste Mal besser nach!“, schnitt er ihr das Wort ab. Er stand so dicht vor ihr, dass sein herber Duft nach Seife und Mann sie wie eine Wolke umhüllte. Und plötzlich zog er sie an sich und küsste sie.
Heiß drängte sich seine Zunge zwischen ihre geöffneten Lippen. Instinktiv presste Cassie die Hände gegen seine Brust, doch anstatt ihn wegzustoßen, vergrub sie die Finger im weichen Stoff seines Pullovers. Die unbarmherzige Leidenschaft seiner Zunge entzündete in ihr ein sengendes Feuer, das sich rasend in ihr ausbreitete.
Als er schließlich den Kopf hob, atmeten sie beide schwer.
Er ließ sie los. In seinem Gesicht stand Bestürzung über seine heftige Reaktion geschrieben.
„Ent…entschuldige“, stammelte er und schob die Hände in die Hosentaschen. „Das war nicht in Ordnung. Ich war sauer.“
„Schon okay“, gab sie zurück. Allerdings war sein Verhalten wirklich nicht in Ordnung, wenn auch aus einem anderen Grund, als er dachte: Sie hatte seinen Kuss definitiv viel zu sehr genossen.
„Es war unhöflich von mir, ohne ein Wort zu gehen“, fügte sie leise hinzu.
Er setzte sich halb auf die Sofalehne und lächelte schief. „Du hast mir immer noch keine Antwort gegeben. Ich bin nicht daran gewöhnt, dass eine Frau so etwas tut. Und ich fand es gar nicht witzig, heute Morgen alleine aufzuwachen …“
Es war, wie sie vermutet hatte. Sie hatte sein Ego angekratzt, nichts weiter.
Er stand auf. „Also noch einmal.“ Zärtlich strich er ihr mit dem Daumen über die Lippen. „Wie wäre es, wenn wir die Zeit bis zu meiner Rückreise nach New York am ersten Januar gemeinsam verbringen?“
„Du wohnst in New York?“, wich sie aus.
„Habe ich das nicht erzählt?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Wie auch immer“, fuhr er fort. „Bekomme ich diesmal eine Antwort?“ Aber er klang nicht mehr ganz so überzeugt von sich wie gestern. Cassie entspannte sich leicht – so wirkte er schon etwas weniger gefährlich.
Sie beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. „Die Antwort lautet:
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