Kuessen gut, alles gut
Morgen vergessen, einen Schlafanzug einzupacken.«
Sie hatte nichts eingepackt, worin sie schlafen konnte? Und was wollte sie morgen Nacht tragen? »Warum schlafen Sie nicht?«
»Ihr Plantschen hat mich geweckt.«
»Tut mir leid.« Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Ich bin jetzt fertig. Sie können wieder ins Bett gehen.«
Stattdessen kniete sie sich an den Beckenrand. »Ihre Mutter ist eine nette Frau.« Das Licht schien auf ihr Hemd, schimmerte auf den Wellen und strich über ihren Hals, ihr Kinn und ihren Mund.
»Ich weiß. Überrascht?«
»Ein wenig.« Ihre Mundwinkel verzogen sich nach oben. »Sie sind eine harte …«
»Harte was?«
»Nuss.«
Das war knapp.
»Was steht morgen auf dem Programm?«
»Ich fahre nach New Orleans.« Er bewegte sich ein paar Schritte auf sie zu, damit ihre erhobenen Stimmen seine Mutter nicht weckten. »Ich hab dort geschäftlich zu tun.«
»Und dann?«
»Das hängt von Ihnen ab. Sie können in einen Flieger steigen, oder ich bringe Sie nach Lovett.«
Sie legte nachdenklich den Kopf schief, sodass das Licht über ihre Wange strich. »Sie sind zwar irgendwie griesgrämig, aber nach Texas fliegen will ich nicht.«
»Ich bin nicht griesgrämig.« Das klang selbst in seinen Ohren griesgrämig.
»Ich glaube, ich lasse mich von Ihnen nach Lovett bringen«, seufzte sie, als erwiese sie ihm einen Gefallen. Als stünden ihr andere Möglichkeiten offen, was seines Wissens nicht der Fall war. »Lerne ich auch Ihren Bruder kennen?«
»Wenn er bis dahin noch dort ist.« Sie zog wieder diese Nummer mit ihren Haaren ab. Strich sie auf eine Seite, sodass sie auf ihrem weißen Hemd sehr schwarz aussahen. Sie kringelten sich unter ihrer Brust und bewirkten wieder diese Nummer in seinen Lenden, die ihn vergessen ließ, dass sie erst achtundzwanzig war.
»Sind Sie der gute oder der böse Zwilling?« Sie zog auch die Nummer mit dem Mund ab. Lächelte, als hielte sie sich für wahnsinnig lustig.
»Ich bin der gute.« Doch momentan schweiften seine Gedanken wieder zum Bösen. Er breitete die Arme auf dem Wasser weit aus, als wäre er die Unschuld in Person, und drückte dabei Wellen an den Rand.
»Oder sind Sie in Wahrheit der böse Zwilling, der sich bloß als der gute ausgibt?«
Blake und er waren von Zwillingsfilmen fasziniert gewesen und hatten sie sich alle reingezogen. Nicht, dass es so viele gäbe. »Wie in The Other ?«
Sie schüttelte den Kopf. »Wie in South Park . Als Cartman einen bösen Zwilling hatte, der sich in Wahrheit als der gute erwies.«
»Herrgott.« Ein Zeichentrickfilm.
»Sagen Sie nicht, dass Sie noch nie South Park gesehen haben.«
»Vielleicht mal zufällig.« Während sie sich Zeichentrickfilme reingezogen hatte, hatte er hochrangige Ziele ausspioniert. Im Irak auf Dächern geschwitzt oder sich im afghanischen Gebirge die Eier abgefroren, Terroristen ausgeschaltet und die Welt sicherer gemacht. Sich manchmal eingebildet, wirklich Superman zu sein. »Ich hatte viel zu tun.«
»Als Spion?«
»Geht das schon wieder los?«
Sie hielt sich am Beckenrand fest und beugte sich vor, um mit den Fingerspitzen übers Wasser zu streichen. »Vielleicht sind Sie kein Spion, aber Sie wissen viel über mich.« Sie schöpfte Wasser in ihre Handfläche und ließ es an den Fingern hinablaufen und in den Pool tröpfeln. »Ich frage mich, wie viel Sie wissen.«
»Nicht viel«, antwortete er wahrheitsgemäß. »Außer dass Sie wegen Einhorn-Graffiti hochgenommen wurden.« Ein Tropfen, dann zwei fielen von ihren Fingerspitzen ins klare Wasser. »Und dass Sie einen gepolsterten BH geklaut haben.«
»Ich wünschte, ich hätte Naomi und Ihnen nichts davon erzählt.« Sie beugte sich noch ein Stück weiter vor und strich mit den Fingern über die kleinen Wellen. Vor und zurück, ohne die Oberfläche richtig zu berühren, sie eher neckend.
Beau lief ein Schauder über den Rücken, der sich bis zu seinen Schultern vorarbeitete und seine Muskeln wieder verspannte, so stocksteif stand er da. »Ja«, war alles, was er hervorbrachte. Beau Junger, Scharfschütze, United States Marine, zu blinder Lust verurteilt.
»Ich wünschte, Sie wüssten nicht so viel über mich«, fuhr sie fort, während ihre Haare nach vorn fielen und das Licht in den schwarzen Strähnen schimmerte. »Alles, was ich über Sie weiß, ist, dass Sie einen mörderischen rechten Haken haben, irgendwie verkrampft sind und eine supernette Mutter haben. Ach ja, und dass Sie ein Marine sind, was mich nicht
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