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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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dasselbe.«
    »Meine Jungs waren so süß, als sie klein waren. So blond und so knuddelig«, schwelgte Naomi weiter in Erinnerungen, die den Weihnachtsbrunch-Affront allem Anschein nach vergessen hatte.
    Knuddelig? Der kleine Junge war knuddelig? Stella verbarg ein Lächeln hinter ihrer Hand.
    Beau sah es trotzdem. Seine Augen verengten sich, aber er sah nicht wütend aus. »Lachen Sie etwa?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich habe ihnen immer Matrosenanzüge angezogen.« Wieder seufzte Naomi. »Erinnerst du dich an Michelle Alverson?«
    Ohne den Blick von Stella zu wenden, antwortete Beau: »Nein.«
    »Dein Date vom Abschlussball an der Coronado Highschool. Sie ist jetzt Anwältin. Geschieden und hat einen kleinen Sohn.« Naomi hielt inne, bevor sie hinzufügte: »Wir haben neulich nett geplaudert.«
    Beau sah seine Mutter an und griff nach seinem Glas. »Lebt sie hier in der Nähe?«
    »Nein, in Chicago. Wir sind auf Facebook befreundet.«
    »Himmel! Suchst du schon wieder Porzellanmuster aus?«
    »Pass auf, was du sagst, und es wird langsam Zeit, Sohn. Alle gleichaltrigen Frauen in meinem Bekanntenkreis haben drei oder vier Enkelkinder. Alles, was ich brauche, ist eins.« Sie hielt einen Finger hoch. »Eins. Ich bin ja nicht anspruchsvoll.«

SECHS
    Eine schmale weiße Mondsichel hing über Tampa, während der Rest des Viertelmondes sich im Erdschatten verbarg und mit dem Nachthimmel verschmolz.
    Der Mond war perfekt. Perfekt für Scharfschützen. Ein dunkler Mond, bei dem man nur schwer sehen und gesehen werden konnte. Es sei denn, man war vom United States Marine Corps dazu ausgebildet worden, einem Feind nachzustellen und aufzulauern, der entschlossen war, seine Kampfgefährten auszuschalten. Es sei denn, man war dazu ausgebildet, seine Umgebung genau zu beobachten und auf Details zu achten, aus denen man nicht schlau wurde, und Konturen auszumachen, die dort nicht hingehörten. Und wenn die gesamte harte Ausbildung nichts nutzte, erfüllten eine Nachtsichtbrille und ein Tag-und-Nacht-Zielfernrohr ihren Zweck.
    »Nein. Ich kann sie nicht nach Texas fahren. Die Zusammenführung lange verschollener Schwestern ist in meinem Honorar nicht inklusive.« Beau lief am Pool auf und ab, während er in sein Handy sprach. Ein Wind von zwölf Stundenkilometern, der von Süden kam, trieb wogende kleine Wellen über die helle Wasserfläche und strich über Beaus nackte Brust und Arme. Die Unterwasserbeleuchtung schien auf die blauen Mosaikplatten und reichte bis zu der Betonveranda über ihm. Das Licht flackerte über seine nackten Füße, während er zwischen den Flecken aus Hell und Dunkel hin und her lief.
    »Deshalb kriegst du auch nichts dafür«, sagte Blake.
    »Ich muss am Sonntag arbeiten.« Auch wenn es eher eine geschäftliche Besprechung mit einem Kumpel war als richtige Arbeit. Beau, der sich bis auf eine blaue Badeshorts, deren Beine ihm bis zur Mitte der Oberschenkel reichten, aller Klamotten entledigt hatte, blieb an den Stufen zum Whirlpool stehen und blickte zu den Lichtpunkten im Golf von Mexiko hinaus. »Ich muss eine Firma leiten.«
    »Es ist doch deine Firma«, entgegnete Blake mit gereiztem Unterton. »Du kannst dir freinehmen, wann du willst.« Anderen Menschen wäre der Unterton vielleicht nicht aufgefallen, aber Beau war nicht irgendwer. Immerhin konkurrierte er schon mit seinem Bruder, seit sie zusammen im Mutterleib waren. Es war der Du hast den ersten Platz gemacht und ich nur den zweiten -Unterton. Der Ich sollte mich für dich freuen, aber ich tu’s nicht -Unterton. Der Ton, der sich in ihre Stimmen einschlich, wenn einer besser abschnitt als der andere. Wenn einer von ihnen im Leben mehr Erfolg hatte als der andere.
    »Was soll das heißen?« Heute war es Beau, dem es besser ging als Blake. Beau hielt die Goldmedaille in der Hand und Blake nur die silberne. Das konnte sich schon morgen ändern.
    »Dass du da jemand anders hinschicken kannst.«
    »Ich will aber niemand anders hinschicken.« In den letzten drei Jahren hatte er sich den Arsch aufgerissen. Vor allem, weil er es nicht anders kannte. Er war eben ein Junger. Neben einem Junger wirkten Ambitionierte wie die reinsten Faulpelze.
    »Wo musst du denn arbeiten?«
    »In New Orleans.«
    »New Orleans liegt auf dem Weg nach Lovett.« Blake hatte getrunken. Mal wieder.
    »Soweit ich weiß, liegt Louisiana östlich von Texas.«
    »Wir sind hier mit keiner fest umrissenen Situation konfrontiert.« Seit Blake aus den Teams ausgeschieden war, hatte

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