Kuessen gut, alles gut
er mehr getrunken als sonst. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, als die Brüder alle unter den Tisch getrunken hatten. Auch das lag an ihrem Konkurrenzkampf. Beau fragte sich, gegen wen Blake heute konkurrierte. »Ich würde ja kommen und sie selbst abholen, aber ich hab Vince versprochen, hierzubleiben und ihm auf den letzten Drücker noch bei ein paar Renovierungen zu helfen.« Im Hintergrund waren das Knallen und das Zischen des Verschlusses einer Aluminiumdose zu hören. »Wie geht’s Mom?«
Beau ließ seinen Bruder fürs Erste das Thema wechseln und betrachtete die Lichter eines Segelbootes, das langsam vorbeiglitt. »Sie ist zu dünn.« Seine Mutter war schon immer dünn gewesen, aber sie kam ihm dünner vor als sonst. Er sah zur Veranda, wo er mit seiner Mom und Stella die ganze Flasche Wein ausgetrunken hatte. Danach waren die beiden wahrscheinlich ins Bett gegangen und ins Koma gefallen. In der Dunkelheit der fast mondlosen Nacht tauchte das Licht vom hinteren Teil des Hauses die Stuckbogen und die Säulen in einen sanften Goldton und erhellte die blassen Schatten der Veranda. Während er mit seinem Bruder über ihre Besorgnis wegen des Gewichts ihrer Mutter sprach, blickte er zu den Fenstern der Gästezimmer hinauf. Zu einem der Gästezimmer. Die Fenster waren dunkel und reflektierten das matte Licht von draußen.
»Vielleicht das stressige Leben mit Dr. Mike.«
»Vielleicht«, stimmte Beau ihm zu. Sein Bruder und er wussten, dass ihre Mutter nichts aß, wenn sie gestresst war. Genau wie mit den Seitensprüngen ihres Vaters hatten sie damit leben müssen. »Ich rede mal mit ihm.« Er musste Schluss machen und noch ein paar Anrufe tätigen, ehe er Feierabend machen konnte. Aber nicht, bevor er seinen Bruder noch ein bisschen provozierte. »Ach. Eine Sache noch.«
»Ja?«
»Superman macht Batman fertig.«
»Blödsinn! Batman muss Superman bloß Kryptonit in den Arsch schieben, und schon ist er zu nichts mehr zu gebrauchen.«
Beau lachte, als er sich vorstellte, wie sein Bruder erregt aufsprang, um seinen Superhelden zu verteidigen. »Superman ist stark wie eine Lokomotive und schneller als eine Pistolenkugel.«
»Batman hat sein Batmobil und sein Batpod. Beide sind mit Enterhaken und Maschinengewehren ausgestattet.«
»Superman ist der Mann aus Stahl.« Beau grinste im Dunkeln. »Das heißt, er ist mit einem Schwanz aus Stahl ausgestattet. Ein Riesenschwanz aus Stahl übertrumpft technische Hilfsmittel jederzeit.«
»Was hat er davon, wenn er nur Lois Lane vögelt?«
»Nur einer Frau treu zu sein ist keine Schwäche.«
»Das ist Kryptonit, Mann. Kryptonit.«
Blake war echt melodramatisch, aber selbst wenn Monogamie Kryptonit wäre, war Beau entschlossen, es damit zu versuchen. Es war mit Sicherheit besser, als mit achtunddreißig immer noch mit einer Parade namenloser Frauen aufzuwachen. Doch statt mit Blake zu streiten, legte er auf und erledigte noch ein paar Telefonate. Er hinterließ seiner Einsatzleiterin Deborah eine Nachricht, dass er seine Reiseroute ändern musste, und sprach kurz mit seinem Stellvertreter Curt Hill. Wegen des besseren Datenschutzes und der Steuervorteile hatte er Junger Security in Nevada gegründet. Deshalb hatte er eine Geschäftsadresse in Las Vegas und eine Mietwohnung in Henderson, doch seine Arbeit führte ihn an Orte überall im Land. Er war so selten zu Hause, dass er sich nicht richtig heimisch fühlte, wenn er dann mal dort war. Was ihm wiederum wenig Zeit für das Privatleben ließ, das er sich hatte aufbauen wollen.
Er warf sein Handy auf eine gepolsterte Badeliege und hechtete am tiefen Ende in den Pool. Er war zwar ins Marine Corps eingetreten, hatte aber den Großteil seiner Kindheit mit Schwimmen verbracht, um für die Navy SEALs zu trainieren.
Er tauchte auf, um Luft zu holen, und begann mit dem gleichmäßigen Kampfschwimmerstil, den sein Vater ihm beigebracht hatte. Eine Kombination aus Seitenschwimmen, Freistil und Brustschwimmen. Durchziehen. Drehen. Atmen und Gleiten. Sein Körper glitt durchs Wasser, während sich seine verspannten Muskeln lockerten. Mit jedem Zug, jeder Drehung und jedem Stoß fand er mehr und mehr in einen angenehmen Rhythmus.
Das kühle Wasser strömte ihm über Gesicht und Körper, und er dachte an seine Geschäfte in New Orleans mit Kasper Pennington, Hauptfeldwebel und Scharfschützen-Ausbilder außer Dienst. Nach seinem Ausscheiden aus dem Corps war Kasper in sein Elternhaus ganz in der Nähe von New Orleans
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