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Kuessen gut, alles gut

Kuessen gut, alles gut

Titel: Kuessen gut, alles gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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auf und sah ihn an. »Unser Vater mochte mich nicht. Er wollte nie was mit mir zu tun haben. Was ist, wenn ich sie kennenlerne und sie ist wie er? Was, wenn sie ist wie Clive? Was, wenn sie nur einen Blick auf mich wirft und mich gar nicht kennenlernen will?«
    »Aber sie will dich sehen.« Er legte die Hände an ihre Wangen. »Sie hat mich losgeschickt, um dich zu suchen. Weißt du noch?«
    Sie schluckte heftig. »Einmal ist mein Vater nach New Mexico gekommen. Ich dachte, er wollte mich besuchen. Ich dachte … Ich weiß nicht. Dass er mich gernhätte. Er hat mir Porzellanpferde und Cowboystiefel mitgebracht. Ich glaube, ich war damals fünf. Vielleicht auch älter. Ich weiß nicht. Er ist etwa eine Stunde geblieben, und ich war so glücklich. Überglücklich.« Ihre Stimme brach, aber sie weinte nicht. »Ich dachte, er hätte mich endlich gern.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist so armselig. Noch schlimmer, ich weiß sogar noch, wie er angezogen war. Ich erinnere mich, wie groß er wirkte, als er wieder durch die Tür verschwand; und dass ich ihm nachgewinkt habe, aber er hat sich gar nicht mehr umgedreht. Ihn gehen zu sehen hat mir das Herz gebrochen. Damals wusste ich nicht, dass es das letzte Mal sein sollte, dass ich ihn sah.«
    Beau hatte keine Ahnung, was er sagen sollte. Er hatte keinen Schimmer, was er tun konnte, um den Schmerz aus Stellas Augen zu vertreiben. Ihn überkam die blanke Wut. Er fühlte sich wie als kleiner Junge, wenn er seine Mutter weinend im Bett oder auf dem Boden des Wandschranks vorfand. Vollkommen hilflos.
    »Und dann erfuhr ich, dass er mich gar nicht besucht hatte, weil er sich für mich interessierte oder mich gar mochte. Er war nur da, weil er auf einer Pferdeauktion in der Gegend war und sich verpflichtet fühlte, mal vorbeizuschauen. Er war nur zufällig in Las Cruces, New Mexico, und fühlte sich verpflichtet, mal nach meiner Mutter zu sehen. Nur eine Pflichterfüllung ohne große Bedeutung. Wie der Treuhandfonds.«
    Beau wusste, wie man in der Wüste oder am Nordpol überlebte. Er wusste, was zu tun war, wenn man mitten auf dem Meer festsaß oder von Aufständischen niedergehalten wurde. Doch bei Stella fühlte er sich vollkommen hilflos, wie schon seit der Nacht, als er Ricky’s Rock ’n’ Roll Saloon betreten und sie mit den knappen Ledershorts und dem Amy-Winehouse-Beehive gesehen hatte.
    »Was ist, wenn Sadie sich nur verpflichtet fühlt wie Clive? Was ist, wenn sie genauso mühelos wieder aus meinem Leben verschwindet wie ihr Vater?«
    Beau strich ihr durch die Haare und hob ihr hübsches Gesicht zu ihm. Ihretwegen hatte er seine Regeln gebrochen. Seit dem Tag, als sie mit Rucksack und Sporttasche zu ihm gerannt war, hatten sich die Grenzen verwischt. Die Mission war nicht mehr ganz klar. »Das lasse ich nicht zu.«
    »Und wie?«
    Er hatte keinen Schimmer, und statt einer Antwort senkte er den Mund zu ihr und küsste sie. An der Schnellstraße in Nordost-Louisiana. Wo Regeln und Ehrbegriffe verschwammen und nichts mehr einen Sinn ergab. Außer ihre roten Lippen, die auf seine gepresst waren.

ELF
    Stella stand in der unbefestigten Einfahrt des weißen Schindelhauses und starrte auf die große Flügeltür aus Holz, auf der beiderseitig das eingebrannte JH-Emblem prangte wie ein Brandmal. Irgendwo in der Ferne bellten Hunde, und die helle untergehende Sonne warf ihre Schatten auf den Rand des Rasens und den gepflasterten Fußweg.
    Das Haus ihres Vaters. Das Haus ihrer Schwester. Das Haus, in dem sie gezeugt worden, aber nie willkommen gewesen war. Ihre Finger kribbelten, und sie schüttelte die Hände.
    Beau, dessen Schatten mit ihrem verschmolz, legte ihr beruhigend die Hand auf den Rücken. »Atmen, Boots.«
    »Ich kann nicht.«
    »Klar kannst du.« Das Streicheln seines Daumens durch ihr neues Paisleykleid löste auf ihrem Rücken ein Prickeln aus. »Du hast schon schwierigere Situationen gemeistert.«
    »Zum Beispiel?«
    »Ricky. Der Fette Fabian und Linkie Lou.«
    Das schien eine Ewigkeit her zu sein. Sie leckte sich die trockenen Lippen und schluckte. »Sehe ich okay aus?« Sie hatten eine sechsstündige Fahrt hinter sich, und sie hatte sich alle Mühe gegeben, gut auszusehen, doch als sie auf der Straße zwischen Lovett und der Ranch ihr Make-up auffrischen wollte, hatten ihre Hände zu stark gezittert.
    »Du siehst wunderschön aus, Stella.«
    Wohl eher wie ein verängstigtes Huhn. Auf jeden Fall fühlte sie sich so. Auch wenn sie nicht wusste, ob Hühner

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