Kuessen gut, alles gut
typische Cowboy-Bar mit allen Schikanen wie einer Tanzfläche, ausgestopften Tieren und Riesengeweihen an den Wänden. Für einen Dienstagabend war die Bar ziemlich voll gewesen. Trotzdem hatte Beau seinen Bruder schon beim Betreten des Ladens geortet, der, von Männern mit Trucker-Caps und Frauen mit Löwenmähnen umringt, lachend an einem Tisch saß.
Er freute sich immer, Blake zu sehen, aber es wäre ihm lieber gewesen, den Abend nicht in einer rappelvollen Kneipe zu verbringen, während sich sein Bruder mit Wildfremden betrank.
Blake war so sehr ein Teil von ihm, wie es Nicht-Zwillinge nicht nachvollziehen konnten. Ihre Art, zu gehen, zu sprechen und zu essen, war identisch. Ihr Aussehen und ihre Denkweise waren identisch, weil sie ein und dieselbe Person waren. Er kannte Blake so gut wie sich selbst. Wenn er seinen Bruder ansah, sah er sich selbst, und doch waren sie eigenständige Persönlichkeiten. Auch wenn die Ähnlichkeiten die Unterschiede überwogen, so waren sie trotzdem in vielerlei Hinsicht verschieden.
Beau aß gern grüne Bohnen, Blake Erbsen. Beau hörte gern Hardrock, Blake lieber Country-Musik. Beau spannte in seiner Freizeit gern aus, indem er sich ein Baseballspiel ansah. Blake entspannte sich in Kneipen und den Betten verschiedener Frauen.
Wie ihr Dad.
Beau warf sich in eine Cargohose und ein schwarzes T-Shirt und war nicht überrascht, seinen Bruder in den gleichen Klamotten in der Küche stehen zu sehen. Da sie denselben Geschmack hatten, kam das ziemlich oft vor. Was ihn mehr überraschte, war der Anblick der Taille seines Bruders bei Tageslicht. Blake war zwar nicht dick, weit davon entfernt, zeigte aber deutliche Ansätze eines Bierbauchs.
»Wie geht’s dir?«, fragte Beau, während er auf der Suche nach einem Kaffeebecher einen Schrank öffnete.
»In meinem Kopf hämmert es wie verrückt.« Blake machte einen Wandschrank auf und holte einen knallpinken Becher mit der Aufschrift Crazy Cowgirl heraus. »Nichts, was ein paar Ibuprofen und ein Kaffee nicht kurieren können.« Er goss den Becher voll Kaffee und reichte ihn Beau.
Beau fiel auf, dass auf Blakes Becher das Dreizack-Abzeichen der Navy SEALs abgebildet war. »Ist das deiner?« Er prostete seinem Bruder mit dem pinkfarbenen Becher zu und trank einen Schluck.
Blake lachte. »Ich nehme an, der gehört Sadie, aber ich fand, dass er zu deiner Persönlichkeit passt, du dämliche US-Marine-Schwuchtel.«
»Passt eher zur Farbe deiner Augäpfel, du scheiß Navy-Froschmann.«
Blake holte einen Riesenbehälter Milch aus dem Kühlschrank. »Hast du Sadie kennengelernt?« Womit das Thema blutunterlaufene Augen beendet war.
Beau hatte sowieso keine Lust, über die Trinkgewohnheiten seines Bruders zu sprechen. Er war nur kurz in der Stadt, und ein Streit mit Blake stand auf der Liste seiner Vergnügungen nicht sehr weit oben. »Nur ganz kurz.«
»Sie ist eine nette Frau.« Blake ließ einen Spritzer Milch in seinen Kaffee schwappen und reichte den Behälter an Beau weiter. »Vince ist ein Glückspilz.«
»Er wirkt glücklich.« Beau rührte sich Milch in den Kaffee. »Er sagte irgendwas, dass wir in dem Laden vorbeischauen sollen, den ihr zwei renoviert habt.«
»Das Gas and Go. Das ist nicht weit von hier.« Er zog seine Schlüssel aus der Hosentasche. »Lass uns vorher noch im Wilden Kojoten frühstücken.«
»Ich fahre«, sagte Beau und zog seine eigenen Schlüssel heraus. »Dein Truck steht noch vor der Kneipe.«
Schon auf Tafeln am Eingang des Diners und auf den Speisekarten pries der Wilde Kojote seinen »weltberühmten Frühstücksauflauf« an. Beau wusste nicht, was ihn »weltberühmt« machte, doch nachdem er einen Blick auf das Foto auf der Speisekarte geworfen hatte, bestellte er sich lieber das »Kojote-Frühstück«. Blake nahm das Gleiche, und sie machten sich über Brötchen mit Soße, Kochschinken und Schinkenspeck, Rührei, Arme Ritter, Kartoffelrösti und sogar über die Garnitur aus Erdbeeren und Cantaloupe-Melone her.
»Himmel, Sie beide hauen aber rein«, sagte ihre Kellnerin, als sie ihnen Kaffee in die weißen Becher goss. »Braucht ihr Jungs sonst noch was?«
»Nein danke.« Als Beau aufsah, fiel ihm auf, dass viele Augenpaare auf sie gerichtet waren. Blake und er waren neugierige Blicke gewohnt, weil die Leute immer versuchten, die minimalen Unterschiede in ihren Gesichtern auszumachen. Kauend sah er sich um. Es nervte trotzdem. Vor allem, da sie mitten im Restaurant saßen und jeder zu ihnen hersehen
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