Kuessen gut, alles gut
und Pappeln vom Haus aus nicht zu sehen war. Es gab ihr das Gefühl, als wären sie nur ganz locker befreundet. Als hätten sie einander nicht am ganzen Körper geküsst und berührt. Als hätte er nicht ihre Hand genommen oder sie im Arm gehalten, während sie an der Fernstraße in Louisiana verrücktspielte. Als wären sie sich nicht nahegekommen.
Okay, vielleicht kannte er ihre Lieblingsfarbe nicht, und sie wusste nicht, was er am liebsten aß, aber sie kannte ihn. Sie fühlte sich mit ihm verbunden. Verbundener, als sie sich je einem Mann gefühlt hatte. Sie vertraute ihm. Hatte das Gefühl, sich bei ihm fallen lassen zu können. Alles andere war unwichtig.
Während er auf sie zugeschlendert kam, griff er lässig in die Kühlbox.
»Du siehst erhitzt aus«, sagte er und reichte ihr die Flasche Wasser.
»Danke.« Sie wünschte, sie könnte seine Augen sehen. Sehen, was er fühlte. Sehen, ob seine Augen schwelend grau waren. Ob sie nicht nur erhitzt, sondern auch heiß aussahen.
»Klingt, als wäre gestern Abend alles gut gelaufen.«
Sie trank einen Schluck. »Soweit ich mich erinnere.«
Er streckte die Hand nach ihr aus und wischte ihr einen Wassertropfen von der Unterlippe.
Seine Berührung traf sie im Unterleib und im Herzen und ließ sie nach Luft schnappen.
»Stella.« Sie brauchte seine Augen nicht zu sehen. Das Verlangen in seiner leisen Stimme war unüberhörbar.
»Du hast mir letzte Nacht gefehlt.«
»Pst.« Er legte seinen Finger an ihre Lippen. »Jetzt nicht.« Er ließ die Hand wieder sinken. »Nicht hier.«
Sie wollte ihn fragen, warum und wo und wann stattdessen. Sie wollte wissen, wann er Texas verließ. Beim Gedanken daran wurde sie leicht panisch, aber er hatte recht. Hier und jetzt war nicht der richtige Ort und der passende Zeitpunkt.
»Weißt du schon, wie es weitergeht?«
»Es gibt Abendessen. Sadies Köchin hat uns einen Auflauf in den Ofen gestellt.«
»Nein.« Er schüttelte lächelnd den Kopf. »Wo du hingehst?«
Sie wollte mit ihm gehen. Der Gedanke kam ganz plötzlich. Unerwartet, aber nicht schockierend. Es ergab keinen Sinn, fühlte sich jedoch logisch an. Richtig. Sie wollte dahin, wo er hinging. Sie hatte Geld. Sie konnte sich einen Job suchen. Sie hatte einen Kloß im Hals und konnte nur mit Mühe schlucken. »Ich weiß nicht so recht. Wo gehst du denn hin?«
»Nach Hause. Ich überlege, eine Weile in Nevada zu bleiben. Nicht mehr so viel zu reisen.«
»Warum?« Sie biss sich auf die Unterlippe.
»Ich hab die Rumreiserei satt.«
»Oh.« Das gab ihr einen Stich in den Magen, und ihr wurde bewusst, dass sie sich eine ganz andere Antwort erhofft hatte. »Ja klar.« Sie bückte sich und schnappte sich zwei orangefarbene Tontauben. »Du warst lange auf Achse.« Sie war dabei, sich in ihn zu verlieben. Mit einer rasenden Geschwindigkeit und nichts, woran sie sich festhalten konnte, weil das einzig Beständige in ihrem Leben vor ihr stand und von einem Leben ohne sie sprach.
»Du bist dran, Marine«, sagte Vince.
Beau lachte und wandte sich von Stella ab. »Wie ist der Stand?«
»Du liegst noch in Führung. Blake und ich sind gleichauf.«
Während Stella die Wurfmaschine lud, wanderte ihr Blick über seinen kräftigen Nacken und seine Schultern. Seine muskulösen Arme spannten den weichen Baumwollstoff seiner Ärmel, und das schwarze T-Shirt umschmeichelte seinen Rücken und seine Taille. Ihr Blick blieb an den Gesäßtaschen seiner Cargohose und an der Ausbeulung durch seine Geldbörse hängen. Er hatte einen tollen Hintern. Knackig und prall, fast so toll wie seine Vorderseite.
»Ich fahre zurück und wärme das Abendessen auf«, verkündete Sadie und legte Stift und Heft neben die Schachteln voller Schrotpatronen auf den Tisch. »Willst du mitkommen und mir beim Salat helfen, Stella?«
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihre Schwester. »Klar«, antwortete sie, obwohl sie viel lieber geblieben wäre und Beaus Hintern bewundert hätte. »Was soll ich machen?«
»Eine Tüte Salat aufreißen und in eine Schüssel kippen. Bei deiner Messerkompetenz vielleicht noch Gemüse schnippeln.«
»Das krieg ich hin«, sagte sie und ging auf ihre Schwester zu.
»Zwanzig Minuten, Vince«, warnte Sadie ihren Verlobten und sah auf die Uhr. »Um halb acht gibt’s Abendessen.«
»Wir sind pünktlich.«
Sadie und Stella liefen über den kurzen, mit Unkraut überwucherten Weg zu der Baumgruppe aus Ulmen und Pappeln. »Wenn ich ihnen kein Zeitlimit gebe, machen sie die ganze
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