Kuessen gut, alles gut
hatte ein paar Veteranen mit PTBS, einer Posttraumatischen Belastungsstörung, eingestellt. Mit ihren Problemen zu tun gehabt und kannte die Anzeichen.
»Blödsinn! Er ist ein gottverdammter Navy-SEAL-Scharfschütze mit achtzig bestätigten Tötungen. Nicht viele Männer haben mehr vorzuweisen als dein Bruder.«
Und sie alle wussten, dass Beau nur zweiundsiebzig hatte. »Das war kein Wettstreit.« Nicht zwischen ihm und seinem Zwilling. Jeder tödliche Schuss rettete dem Militärpersonal der USA und ihrer Verbündeten sowie unschuldigen Zivilisten das Leben. Sie hatten beide ihren Auftrag erfüllt, sich aber nicht in einem Wettbewerb über die Ziele, die sie ausgeschaltet hatten, befunden. »Ich bitte dich nicht darum, mir zuzustimmen oder zuzugeben, dass Blake die Art Hilfe braucht, die er nicht im Alkohol findet.«
»Er kriegt das schon hin. Schließlich ist er kein Weichei.« William T. Junger hatte nie unter einem Trauma gelitten und hielt PTBS für eine Ausrede für Schwächlinge. Beaus Übergang ins Zivilleben war recht reibungslos verlaufen, doch das hieß nicht, dass sein Bruder keine Probleme hatte. Ihre DNA mochte identisch sein, ihre Fingerabdrücke unterschieden sich allerdings. Sie waren zwei unterschiedliche Persönlichkeiten.
Beau ließ den Kopf hängen. Er wusste nicht, warum er seinen Alten überhaupt in der Hoffnung angerufen hatte, dass er ihm eine Hilfe sein könnte. Vielleicht weil er selbst ein bisschen Hilfe brauchen konnte. Etwas, das er nur ungern eingestand, sogar sich selbst. »Von der Wiege bis zur Bahre« war mehr als nur ein Spruch zwischen Brüdern. Sie waren vom Moment der Empfängnis an miteinander verbunden. In guten wie in schlechten Zeiten. Eine Verantwortung, der sie sich nicht entziehen konnten. Manchmal schwierig, doch das Richtige zu tun war nicht immer leicht.
Beau beendete das Gespräch und rief ein paar Bekannte an, die in der für die Veteranen zuständigen Verwaltungsbehörde arbeiteten. Sein Nacken war verkrampft, seine Kopfhaut angespannt. Er sah auf seine Armbanduhr und rollte den Kopf von links nach rechts. Es war acht Uhr morgens, und als er mit Telefonieren fertig war, setzte sich auf seiner Stirn ein dumpfer Schmerz fest. Die Tür zum großen Schlafzimmer ging auf, und er drehte sich um, als Stella im blauen Hemd, mit ihrer knappen Shorts und in Stiefeln in den Flur trat. Ihr feuchtes Haar kringelte sich unter ihrer linken Brust.
Stella. Er durfte sich von ihr nicht völlig vereinnahmen lassen. Nicht wie sonst immer, wenn sie in seiner Nähe war. Nicht wie damals im Pool oder im Casino, als er sie geküsst hatte. Oder auf dem Balkon in New Orleans oder letzte Nacht, als er mit ihr geschlafen hatte, obwohl er wusste, welche Bedeutung es für sie hatte. Er hätte versuchen können, sie aufzuhalten. Bevor es zu spät gewesen war, doch er hatte es nicht getan, obwohl er wusste, was es für ihn bedeutete.
»Ich hab deine Zahnbürste benutzt. Wenn ich bedenke, wo du deinen Mund schon überall hattest, dachte ich nicht, dass es dir was ausmacht.«
Er spürte förmlich, wie sie ihn mit ihrem Lächeln und ihren blauen Augen zu sich hinzog, und trat einen Schritt zurück. Sowohl körperlich als auch gefühlsmäßig. Er mochte Stella. Sie war lustig, clever und schön. »Macht es auch nicht.« Er rieb sich die Stirn, warf sein Handy auf die Couch und wünschte, er hätte sich seine Hose übergezogen. Er hatte nicht vorgehabt, dieses Gespräch in Boxershorts zu führen. »Seit gestern Nacht ist alles anders.«
Der Meinung war sie auch. Sie blieb vor ihm stehen und verschränkte die Arme. Sie liebte ihn, und das änderte alles. Beau löste Gefühle in ihr aus, wie sie Colbie Caillat in ihrem Song beschrieb. Ein Prickeln, das in ihren Zehen begann und nach oben in ihren Bauch und ihr Herz perlte. Er sah heute Morgen in seinen Boxershorts so durchtrainiert und perfekt aus. Nur straffe Haut und harte Muskeln, und sie bedauerte es, sich überhaupt die Mühe gemacht zu haben, sich anzuziehen – bis sie in seine verschlossenen grauen Augen sah. Er stand stocksteif da. Versteckte sich wieder hinter der versteinerten Miene.
»Wir heiraten, sobald ich die Lizenz bekomme«, erklärte er, als bestellte er ein Schinkensandwich, nur viel lustloser. »Willst du es lieber hier oder in Las Vegas machen? In Las Vegas ist es unkomplizierter.«
»Was?« Heiraten? Unkomplizierter? Ihr fiel die Kinnlade herunter. »Du willst mich heiraten?« So weit im Voraus hatte sie gar nicht
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