Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
Operation selbst dürfte nicht allzu lange dauern.“
Sie erfuhren noch ein paar weitere Einzelheiten und schließlich zeigte Dr. Lawrence ihnen, wo sie warten sollten. Als sie gegangen war, nahm Montana den Arm ihrer Mutter und wandte sich an ihren Bruder.
„Es wird alles gut werden“, versprach sie ihm. „Dr. Bradley ist der Beste.“
„Das erleichtert mich“, gab Kent zu und ging ihnen ins Wartezimmer voraus.
Dort nahmen sie auf überraschend bequemen Stühlen Platz und rückten nahe zusammen. Ihre Unterhaltung war eher ein müßiges Geplauder als irgendetwas von Bedeutung. Es ging nur darum, die Zeit totzuschlagen, während jeder seine Sorgen für sich behielt.
Nevada tauchte als Nächste auf, und nur wenige Minuten später kam auch Dakota mit der kleinen Hannah auf dem Arm. Man umarmte einander und brachte die Neuankömmlinge auf den neuesten Stand. Schließlich trafen auch Ethan und Liz ein, und das Ganze begann von vorn.
Während alle redeten, wurde Montana klar, dass es das war, was Familien taten. Sie trösteten sich gegenseitig, warteten in Krankenhäusern und beteten. Egal, was geschah, das würde sie immer haben. Menschen, die sie liebten, die um sie besorgt waren und die auf sie warteten. Sie war eins von sechs Kindern und kannte keine andere Art zu leben.
Aus dem Nichts heraus schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Was war mit Simon? Wer wartete auf ihn und sorgte sich um ihn?
Simon setzte den letzten, unglaublich winzigen und gleichmäßigen Stich. Die Operation war ohne Komplikationen verlaufen. Die Schnitte hatten schlimmer ausgesehen, als sie waren. Vielleicht würden ein paar kleine Narben zurückbleiben, aber selbst das bezweifelte er.
Er stand noch im Operationssaal, als der Junge schon zur Aufwachstation gebracht wurde. Die meisten Chirurgen wären längst gegangen, und er zögerte auch nicht, weil er sich Sorgen machte, sondern nur, weil er wusste, was als Nächstes kam. Er musste hinausgehen und der Familie sagen, dass alles gut würde. Das Schlimmste, was dem Jungen noch passieren konnte, war, dass die leiseste Andeutung einer Narbe zurückblieb. Nichts Erschreckendes, kaum wahrnehmbar.
Sie würden ihm dankbar sein. Das waren die Angehörigen immer. Sie scharten sich um ihn und wollten ihm etwas anbieten. Die Frauen versuchten ihn zu umarmen, und die Männer schüttelten ihm die Hand. Hundertmal hatte er das nun schon hinter sich, und nie war es ihm leichtgefallen. Er wollte ihre Dankbarkeit nicht. Das Einzige, was er wollte, war, sich davonzumachen. Um sich um den nächsten Fall zu kümmern, um sich in der Arbeit zu verlieren.
Diesmal musste es besonders peinlich werden. Die Krankenschwester hatte ihm gesagt, dass sein Patient Montanas Neffe war. Also war er gezwungen, sie wiederzusehen, in ihre dunklen Augen zu schauen und gleichzeitig zu wissen, dass er das, was er sich am meisten wünschte, nicht haben konnte. Schlimmer noch, das Ganze sollte vor ihrer Familie stattfinden.
Er bezweifelte, dass sie etwas sagen würde. Dazu war sie viel zu freundlich. Aber sie würde daran denken, dass er sie geküsst und sich ihr praktisch aufgedrängt hatte. Ein Verhalten, das so gar nicht zu ihm passte.
Da er wusste, dass er das Unvermeidbare nur hinauszögerte, begab er sich zum Wartezimmer. Sie war nicht zu übersehen, die große Familie, die da zusammensaß, miteinander redete und sich gegenseitig tröstete. Man hatte ihm gesagt, dass das Warten das Schlimmste sei, und er glaubte es. Er hatte wenigstens immer irgendetwas zu tun.
Eine Sekunde, bevor sie ihn entdeckte, sah er, dass Montana Schwestern hatte. Nein, mehr als das. Er registrierte den identischen Körperbau, die gleiche Form der Augen. Ein paarminimale Unterschiede gab es, eher durch die Zeit verursacht als durch die DNA.
Drillinge. Davon hatte sie nichts erwähnt. Und Brüder. Sie kam aus einer großen Familie, und das war etwas, wozu er überhaupt keinen Bezug hatte. Wie konnte man inmitten so vieler Familienmitglieder Ruhe finden?
Montana hob den Kopf und entdeckte ihn. „Dr. Bradley.“
Alle rückten zur Seite, um einem der Brüder und der zierlichen, hübschen Frau Mitte fünfzig Platz zu machen, die auf ihn zukamen. Montanas Mutter, erkannte er und ließ weitere Ähnlichkeiten auf sich wirken.
Der Bruder, ein großer Mann, reichte ihm die Hand. „Kent Hendrix“, stellte er sich vor. „Montana sagte uns, dass Sie der Beste sind. Wie geht es ihm? Wie geht es Reese?“
Alle starrten ihn an. Alle warteten darauf
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