Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
es nicht, aber ich denke immer, dass man diese Narben irgendwie behandeln könnte. Lässt er sie in dem Zustand, um seinen Patienten zu beweisen, dass er weiß, was sie durchmachen? Oder bin ich naiv und stelle nur Vermutungen an, die so nicht stimmen? Aber was ist ihm zugestoßen? Er hat nie etwas dazu gesagt, und ich weiß nicht, wie ich ihn danach fragen soll.“
Wieder legte sie eine Pause ein und musste feststellen, dass Pia sie anstarrte.
„Was ist?“
„Wow!“ Pia grinste. „Du hast dich in ihn verknallt.“
Montana schoss das Blut in die Wangen, und sie senkte den Kopf. „Sag das nicht. Ich finde ihn interessant. Weiter nichts.“
„Es ist eine ganze Menge mehr als das.“
Das sind diese Küsse, dachte Montana. Wie sollte sie die auch ignorieren können?
„Selbst wenn er mein Typ wäre, ganz bestimmt bin ich nicht seiner.“ Immerhin hatte sie es bisher erfolgreich vermeiden können, der Typ für irgendjemanden zu sein.
„Warum? Deinen Beschreibungen nach zu urteilen könntest du genau das sein, was jemand wie er braucht. Aber ich will dich nicht in Verlegenheit bringen. Lass mich mal über andere Möglichkeiten nachdenken, wie man den guten Doktor davon überzeugen kann, in der Stadt zu bleiben. Hat er Familie?“
Verblüfft starrte Montana sie an. „Familie?“
„Du verstehst schon. Kinder. Ich gehe mal davon aus, dass es keine Frau gibt.“
„Nicht, dass ich wüsste“, sagte Montana, wobei ihr das Wort Frau im Kopf herumschwirrte. Eine Frau? Er hatte nie etwas davon gesagt, und sie hatte nicht einmal daran gedacht, ihn danach zu fragen. „Davon hat er nie etwas erwähnt.“ Er hatte angedeutet, dass er allein war. Aber trotzdem.
Eine Frau?
Das war eine Frage, auf die sie sehr bald eine Antwort brauchte.
8. KAPITEL
S imon saß in seinem Büro, als er den Pager hörte, und sogleich rief er im Schwesternzimmer zurück.
„Montana Hendrix würde Sie gern sprechen, wenn Sie eine Sekunde Zeit hätten.“
Augenblicklich meldete sich seine Vorfreude, indem sein Körper sich anspannte und ihn ein heißer Schauer überlief. Bevor er antwortete, räusperte er sich leise. „Bitte schicken Sie sie herein.“ Er legte den Hörer auf und erhob sich.
Sein Büro war relativ klein und bescheiden mit einem Schreibtisch, zwei Stühlen und einem überwiegend leeren Bücherregal. Er gehörte nicht zum Personal, also hatte er, abgesehen von den Krankenkarten seiner Patienten, mit Papierkram nicht viel zu tun. Das Krankenhaus hatte ihm einen Computer und einen Drucker zur Verfügung gestellt. Viel mehr brauchte er nicht.
Als er sich jetzt aber in dem kargen Raum umsah, wäre es ihm lieber gewesen, er hätte einen anderen Anstrich als dieses schlichte Weiß, vielleicht auch ein Bild an der Wand oder eine Pflanze in der Ecke. Irgendetwas, das ihn etwas weniger institutionell erscheinen ließe.
Er sagte sich, dass er ein Idiot sei. Was immer Montana mit ihm besprechen wollte, es hatte nichts mit seinem Büro zu tun. Zweifellos wollte sie mit ihm erörtern, wie man ein Pony ins Krankenhaus bringen könnte oder vielleicht auch jonglierende Affen. Aber ganz gleich, was es sein mochte, er würde ihr zuhören. Selbst bei der Erörterung einer Steuerprüfung wäre es noch reizvoll, ihr zuzuhören. Er mochte den Klang ihrer Stimme, die Art, wie sie beim Reden gestikulierte. Es gefiel ihm, wenn die Gefühle ihre braunen Augen zum Leuchten brachten, und ihm gefiel die Art, wie sie scheinbar immer kurz davor stand, zu lächeln.
Sie war lebendig im Sinne aller Bedeutungen des Wortes. Lebendig und lebhaft, und sie sah eine Welt voller Möglichkeiten. Niemand hatte sie je verletzt, jedenfalls nicht auf eine Weise, die sie gebrochen hätte. Er stellte fest, dass er sich wünschte, zwischenihr und der Realität zu stehen, um sicherzustellen, dass sich daran auch ja nichts änderte.
Er ging zur Tür und öffnete sie. Ein paar Sekunden später kam Montana um die Ecke. Sie hatte ihre gewohnten Sommerkleider gegen Jeans und ein kurzärmliges T-Shirt eingetauscht. Beides schmiegte sich an die Form ihres Körpers, betonte Kurven und machte es ihm noch schwerer als sonst, den Anschein von Kontrolle zu wahren.
Ihre langen blonden Haare fielen ihr wie ein Wasserfall über den Rücken und lösten den Wunsch in ihm aus, ihre seidige Glätte mit seinen Fingern zu verwirren. Ihr Lächeln schmeichelte ihm und verhöhnte ihn zugleich. Er wollte wissen, wie sich jeder Zentimeter von ihr anfühlte. Er wollte sie kennen , denn
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