Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
hinaufzuspringen. Während sie Simon die genähte Stelle zuwandte, legte Mindy die Arme um den Hund.
„Was wirst du dieses Wochenende machen?“, fragte Simon und fing an, die Fäden aufzuschneiden.
Montana hatte ihm noch nie bei der Arbeit zugeschaut und war beeindruckt, wie schnell er jeden Faden entfernte. Seine Bewegungen waren sicher und zeugten von absolutem Selbstvertrauen.„Wir gehen auf das Sommerfest“, antwortete Mindy. „Das machen wir jedes Jahr. Es ist eines von meinen Lieblingsfesten. Obwohl, ich finde auch alles toll, was wir Weihnachten machen.“
„Ich war noch nie auf dem Sommerfest.“
Ganz erschrocken sah sie ihn an. „Da müssen Sie hin. Es ist das Beste. Da gibt es Karussells und Buden und Elefantenohren.“
„Was sind denn Elefantenohren?“
Sie bekam ganz große Augen. „Die sind total lecker. Ganz warm und mit Puderzucker.“
„Und sie setzen sich direkt an meinen Oberschenkeln fest“, murmelte ihre Mutter.
„Aua!“
Simons Finger wurden nicht langsamer. „Wir sind fast fertig.“
Mindy traten die Tränen in die Augen. „Können Sie jetzt aufhören?“
Buddy wimmerte leise und presste seinen Kopf von unten fest an ihre Brust.
Nun richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Hund. „Es ist okay“, flüsterte sie ihm zu. „Ich schaff das.“
„Und schon sind wir fertig“, verkündete Simon.
Mindy wirkte überrascht. „Das ging aber schnell. Es hat gar nicht so doll wehgetan. Ich war bloß ein bisschen erschrocken, sonst nichts.“
Ihre Mutter kam zum Tisch und sah sich die Arbeit genau an. „Man kann kaum etwas sehen, und dabei ist es noch nicht mal ganz verheilt.“
Simon nickte. „Ich glaube nicht, dass sie eine Narbe behalten wird. Sie haben die Anweisungen bekommen, was Sie tun müssen, wenn die Kruste sich ablöst?“
„Ja.“
Eindringlich sah Mindy ihre Mutter an. „Dann werde ich also immer noch hübsch sein?“
Simon half ihr vom Tisch herunter. „Du bist jetzt schon hübsch. Ich glaube nicht, dass ich etwas tun könnte, um dich noch hübscher zu machen. So talentiert bin ich nicht.“
Mindy strahlte ihn an und umarmte ihn. „Danke. Ich habe Angst gehabt, aber das war kein bisschen schlimm.“
„Das freut mich“, sagte er lächelnd.
Er ist so anders, wenn er mit seinen Patienten zusammen ist, dachte Montana. Vielmehr er selbst, offen und großzügig. Wie es aussah, war das die einzige Situation, in der er sich erlaubte zu entspannen. Die restliche Zeit über stand eine Mauer zwischen ihm und der Welt.
Mindy und ihre Mutter verabschiedeten sich. Die Krankenschwester ließ einen kleinen Jungen herein, der von einer Frau begleitet wurde, bei der Montana geschworen hätte, sie vom Sozialdienst her zu kennen. Der Junge hatte Schnittwunden im ganzen Gesicht, die mit Dutzenden von Fäden genäht waren.
Sofort ging Simon in die Hocke und legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter. „Hallo, Freddie.“
„Hi.“
Die Stimme des Jungen war leise und piepsig. Er mochte sechs oder sieben Jahre alt sein, war spindeldürr und feingliedrig.
„Ich habe gehört, dass deine Tante kommen wird, um dich abzuholen.“
Freddies Mundwinkel gingen nach oben, aber es wurde kein rechtes Lächeln daraus. Montana brauchte eine Sekunde, bis sie merkte, dass er das wegen der ganzen Schnitte und Stiche gar nicht konnte.
„Der Richter hat gesagt, dass sie das darf, und sie nimmt mich mit nach Hawaii.“ Freddie sah die Sozialarbeiterin an. „Mein Cousin Sean ist mein bester Freund, aber Dad hat mir immer verboten, ihn zu sehen. Jetzt darf ich das.“
Simon winkte Buddy zu sich. „Meine Freundin Montana hat einen ganz besonderen Hund mitgebracht. Sein Name ist Buddy. Er hat ein bisschen Angst vor dem Krankenhaus, aber als ich ihm von dir erzählt habe, wollte er trotzdem mal vorbeischauen.“
In Freddies Augen blitzte der Humor auf. „Du kannst doch nicht mit Hunden reden.“
„Ich bin ein Doktor, junger Mann. Ich kann alles.“ Simon wandte sich an den Hund. „Buddy, bist du nervös?“
Buddy schob die Augenbrauen noch ein bisschen weiter zusammen und wimmerte.
„Boah!“ Freddie wirkte beeindruckt. „Okay, Buddy. Danke, dass du mich besuchen kommst.“
Buddy hielt ihm eine Pfote hin, die der Kleine schüttelte. Simon half dem Jungen auf den Tisch, und diesmal sprang Buddy sofort auf den Stuhl, ohne dass man ihn darum bitten musste. Freddie legte einen Arm um ihn, und der Hund rückte ein wenig näher.
Simon machte sich an die Arbeit, und anders als
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