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Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition)

Titel: Küssen will gelernt sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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schütteln.
    Aber sie hatte recht. Sie gehörte nicht nach Truly. Seit dem Augenblick, als er zu Henrys Sarg geschaut und sie mit dem spießigen grünen Kostüm und der Sonnenbrille dahinter hatte stehen sehen, hatte sie sein Leben verkompliziert. Als sie wieder
hergezogen war, hatte sie die Vergangenheit mitgebracht. Den ganzen alten komplizierten Kram, den er noch nie kapiert hatte.
    Nick schaute an sich herab und knöpfte sein Hemd zu. Der Motor des Jeeps und das stete Brummen der Heizung waren die einzigen Geräusche, die den ruhigen Vormittag störten.
    Ich hasse dich , hatte sie geflüstert, und er glaubte ihr. Als er vorhin mit den Schlössern vor ihrer Tür gestanden hatte, war es nicht seine Absicht gewesen, Hass auf ihn in ihr auszulösen, aber er hatte es ziemlich gut hinbekommen. Es war am besten so, und er war sogar ein bisschen erleichtert. Keine Küsse und Zärtlichkeiten mehr. Keine festen Brüste mehr in seiner Hand und keine harten Nippel mehr unter seinen Daumen.
    Er lehnte sich in den Sitz zurück und starrte auf das beigefarbene Stoffverdeck. Sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon drängte es ihn, ihre Haare zu verwuscheln, ihren Kopf in die Hände zu nehmen und ihre Lippen zu küssen. Vielleicht hatte Henry ja recht gehabt. Vielleicht hatte er gewusst, was Nick nicht zugeben wollte, noch nicht einmal sich selbst gegenüber. Er fühlte sich noch immer am meisten zu den Dingen hingezogen, die er nicht haben konnte. Bisher hatte er sich, sobald sein Verlangen gestillt war, leichtfertig dem nächsten Objekt der Begierde zugewandt. Aber bei Delaney ging das nicht. Er konnte sie nicht flachlegen und einfach zur nächsten übergehen. Wenn Henrys Testament nicht wäre, hätte er sie schon längst vernascht und sofort vergessen. Eigentlich war sie gar nicht sein Typ. Ihre Klamotten waren bizarr, und sie hatte ein freches Mundwerk. Sie war auch nicht gerade eine Schönheit. Morgens sah sie sogar furchtbar aus. Er hatte schon eine ganze Reihe von Frauen erlebt, die nicht gerade morgenlichttauglich waren, wenn sie sich in der Früh aus dem Bett quälten. Aber Delaney hatte verdammt noch mal geradezu gruselig ausgesehen.
    Nick setzte sich wieder auf und starrte durch die Windschutzscheibe. Doch ihr Aussehen spielte keine Rolle. Er war scharf auf sie. Er hatte ihren verschlafenen Mund und ihre weiche Haut küssen wollen. Sie wieder mit ins Bett nehmen wollen, dessen Laken noch warm waren. Sie splitternackt ausziehen und sich tief in ihren heißen Schenkeln vergraben wollen.
    Er hatte sie anfassen wollen wie in den unzähligen Fantasien, die er schon als Halbwüchsiger gehabt hatte. Wie an dem Abend, als sie zu ihm in den Wagen gestiegen war. Als sie nach Angel Beach gefahren waren. An jenem Abend hatte sie sich verhalten, als sei sie auch auf ihn scharf, doch dann war sie mit Henry weggefahren. Hatte ihn mit seinem Verlangen nach ihr alleingelassen. Noch eine unerfüllte Fantasie.
    Er fluchte halblaut und legte den Gang ein. Die breiten Reifen quietschten, als er mit dem Geländewagen in Richtung Stadt raste. Im Büro warteten Bauverträge auf seine Unterschrift, und Louie und seine Mutter rechneten zum Mittagessen fest mit ihm. Stattdessen fuhr er zu einer Baustelle achtzig Kilometer nördlich in Garden. Die Subunternehmer waren überrascht, ihn zu sehen, die Bauarbeiter noch überraschter, als er seine Arbeitshandschuhe überzog, einen Luftdrucknagler in die Hand nahm und wie ein Wahnsinniger auf die Kanthölzer der Bodenunterkonstruktion einschoss. Es war Jahre her, seit Louie und er sich an der körperlichen Arbeit am Bau beteiligt hatten, da sie die meiste Zeit mit dem Auto durch die Gegend fuhren und mit den beauftragten Firmen und Lieferanten sprachen. Wenn er nicht durch die Gegend kurvte oder verhandelte oder beides gleichzeitig, zog er neue Aufträge an Land. Doch nach dem Scheißtag heute genoss er das Gefühl, mal wieder was zu nageln.
    Als er endlich nach Hause kam, war es schon lange dunkel.
Er pfefferte seine Lederjacke und die Autoschlüssel auf die marmorne Arbeitsplatte in der Küche und schnappte sich ein Budweiser. Weiter hinten im Haus hörte er den Fernseher laufen, doch das kümmerte ihn nicht. Seine ganze Familie hatte einen Hausschlüssel, und Sophie kam oft vorbei, um sich auf seinem Großbildfernseher einen Film reinzuziehen. Seine Stiefel hallten auf dem Hartholzboden wider, als er sich in den weitläufigen Wohnbereich begab.
    Louie schaltete den Fernseher aus, erhob sich dann

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