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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Gelegenheitsjobs durch.«
    »Wenn Sie den Mann in Ihrer Datei führen, muss er doch
schon einmal straffällig geworden sein.«
    »Richtig. Das erste Mal wurde gegen ihn wegen
versuchten Totschlags ermittelt, weil er angeblich an der ehemaligen
Staatsgrenze der DDR auf einen
Republikflüchtling geschossen haben soll. Später ist er wegen verschiedener
Delikte bestraft worden. Raub, Körperverletzung, Verstoß gegen das
Betäubungsmittelgesetz. Er ist seit einem Jahr wieder auf freiem Fuß.«
    »Können Sie uns das Bild und weitere Informationen zu
Boris Kummerow zusenden? Eine detaillierte Personenbeschreibung? Biometrische
Daten, soweit Sie Ihnen vorliegen?«
    »Ist schon veranlasst, Frau Kollegin.«
    Nachdem Frauke Dobermann aufgelegt hatte, rief sie
alle anwesenden Mitarbeiter der Mordkommission zusammen und informierte die
Beamten über die neue Lage. Anschließend sprach sie mit Mommsen und Holtgrebe,
die sie zur Spurensuche vor Ort nach Schleswig geschickt hatte.
    *
    Lüder war auf der Rückfahrt nach Kiel. Er hatte nie
verstehen können, weshalb die Autobahn, die die Touristenrennstrecke A1 mit der
Landeshauptstadt verband, nur fragmentweise ausgebaut war. Dazwischen gab es
immer wieder Unterbrechungen durch Bundesstraßen, auf denen man nur zäh
vorankam.
    Seine Aufmerksamkeit wurde durch das Telefon abgelenkt.
Edith Beyer, die junge Mitarbeiterin aus der Staatsschutzabteilung, war am
Apparat und teilte ihm mit, dass sich die Polizeizentralstation Kappeln
gemeldet hatte. Ein Beamter aus der kleinen Stadt an der Schlei erinnerte sich,
dass Lüder zugegen gewesen war, als es zu einem Zwischenfall mit Landvermessern
auf einem Feld bei Lindaunis gekommen war. Der zweite Kontrahent, Peter
Rasmussen, war jetzt wieder in einen Vorfall verwickelt, zu dem die örtliche
Polizei gerufen wurde. Der Kappelner Beamte meinte, dass es Lüder vielleicht
interessieren würde. Sie gab Lüder die Rufnummer der dortigen Dienststelle
durch.
    Lüder wollte gerade wählen, als sich sein Telefon
erneut meldete. Frauke Dobermann rief an und gab ihm die überraschenden
Neuigkeiten durch, die sich im Mordfall Josh Joost ergeben hatten.
    »Das heißt, wir kennen jetzt die Identität der
mutmaßlichen Täter«, fasste Lüder den Bericht der Hauptkommissarin zusammen.
»Da gratuliere ich Ihnen. Um wen handelt es sich?«
    Frauke Dobermann zählte die bisher bekannten Fakten
auf.
    »Der Name klingt fast russisch«, warf Lüder ein. Mit
dieser Bemerkung entlockte er seiner Gesprächspartnerin ein kurzes Lachen.
    »Das stimmt nur bedingt. Der Mann stammt aus
Thüringen.«
    »Komisch«, überlegte Lüder laut, »mit so einem
Zeitgenossen hatte ich auch gerade zu tun. Der war auch noch stolz darauf, aus
so einem Nest mit einem komischen Namen zu stammen. Wie war das noch gleich?
Hollderi – holldera. Oder so ähnlich. Da sollten wir nachhaken, weil Rotraud
Kiesberger auch von daher stammt.«
    »Unser dritter Verdächtiger kommt auch aus Kölleda«,
sagte Frauke Dobermann.
    Fast hätte Lüder das Lenkrad verrissen. »Sagen Sie das
noch einmal?«
    »Kölleda.«
    »Das ist kein Zufall mehr. Niemand kennt diesen Ort.
Wahrscheinlich auch zu Recht«, lästerte Lüder. »Und der Mann, mit dem ich gesprochen
habe, stammt ebenfalls von dort.«
    Die Antwort aus dem Telefonhörer war ein
unverständliches Knurren. Lüder schätzte die Flensburgerin so ein, dass sie
erst Ruhe geben würde, wenn die Täter verhaftet waren. Außerdem, und das
bereitete allen Beteiligten noch viel mehr Sorgen, war das zweite Kind immer
noch in den Händen der Verbrecher. Und die hatten unter Beweis gestellt, mit
welcher Skrupellosigkeit sie vorgingen. Trotzdem war es ein Meilenstein, wenn
man wusste, mit wem man es zu tun hatte. Nun waren sie in der Lage, die
Gegenseite besser einschätzen zu können. Die Täter hatten ein Gesicht. Die
Polizei suchte keine Unbekannten mehr.
    Lüder hatte Probleme, sich auf den Verkehr zu
konzentrieren, und wurde durch das wütende Hupen eines anderen Autofahrers
daran erinnert, dass er seine Gedanken wieder auf die Straße lenken musste. Er
machte ein Zeichen der Entschuldigung, das den anderen aber nur bedingt
beruhigte.
    Kölleda! War das der Schlüssel für diesen verzwickten
Fall? Lüder schüttelte den Kopf. Es war einfach zu abwegig, anzunehmen, dass
der Manager eines großen deutschen Unternehmens, dem außerdem eine steile
Kariere vorausgesagt wurde, sich in solch abgrundtiefe kriminelle
Machenschaften verstricken ließ. Lüder mochte

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