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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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diesem Schlusswort von Halenbergs.
    Um die Mittagsstunde
wirkte der Marktplatz wie ausgestorben. Wie in kleinen Hafenstädtchen rund ums
Mittelmeer schien es, als würde auch in Kappeln das Leben Ruhe walten lassen.
Von Halenberg gab Lüder die Hand.
    »Mein Wagen steht
unten am Hafen, dort, wo die Fahrgastschiffe anlegen.« Er verabschiedete sich.
    Lüder wollte zu
seinem BMW zurückkehren, als er
gegenüber einen Mann bemerkte, der ihn und den Landrat fotografiert hatte. Der
untersetzte Brillenträger mit dem lichten Haarschopf ließ die Kamera in seine
Hosentasche verschwinden, drehte sich um und ging gemächlich in Richtung altes
Postamt.
    Lüder wandte sich
nach links, eilte an der Kirche vorbei, bog in eine kleine Gasse ab, die sich
zu einem Platz öffnete, und hatte durch den Spurt über die Parallelstraße den
Unbekannten überholt. Vor dem alten Postamt sah er den Mann. Auch der musste
Lüder erkannt haben. Gelassen drehte er sich um und bog in eine kleine Straße
ab.
    Als Lüder die
Hausecke erreicht hatte, sah er, dass der Weg, den der Fremde gewählt hatte,
auf einem durch ein offenes Gitter begrenzten umbauten Hof endete. Der Mann war
in eine Sackgasse geraten. Damit war für Lüder klar, dass er fremd war und den
Weg nur gewählt hatte, um Lüder auszuweichen.
    Der Mann hatte Lüder
bemerkt und bog unvermittelt nach links hinter eine Hausecke ab. Hier hatte er
sich endgültig in die Enge manövriert. Die rückwärtige Hausfront, ein Anbau und
Mülltonnen begrenzten den Abstellplatz der Hausbewohner. Der Fremde konnte
nicht mehr ausweichen. Er blieb stehen.
    Lüder packte den Mann
unvermittelt am Kragen und zog ihn zu sich heran. Er wollte sich zunächst nicht
als Polizeibeamter zu erkennen geben.
    »Was ist daran von
Interesse, mich und meinen Freund zu fotografieren?«, fragte er sein Gegenüber.
Der Mann machte keine Anstalten einer Gegenwehr. Er versuchte lediglich, Lüders
Hand von seinem Kragen fortzudrücken, was ihm aber nicht gelang.
    »Ich verstehe Sie
nicht«, sagte er. »Wen soll ich fotografiert haben?«
    Er sprach mit einer
Klangfärbung, die nicht aus dieser Gegend stammte. Lüder tippte auf das
Ruhrgebiet. Sein Kontrahent wirkte trotz der Bedrängnis nicht erschrocken,
zumindest nicht in der Weise, wie jemand reagiert, der überfallen wird. Das
bestärkte Lüder in der Vermutung, dass es der Mann auf ihn und den Landrat
abgesehen hatte.
    »Mit diesem
Apparat.« Lüder tippte mit seinem Knie gegen die ausgebeulte Hosentasche des
Mannes.
    Der spielte den
Unwissenden. »Das ist meine Digicam. Mit der mache ich ein paar
Schnappschüsse.«
    »Aber nicht von mir.
Ich vertrete mein Recht an meinem eigenen Bild.«
    Wäre sein Gegenüber
der harmlose Tourist, der er zu sein vorgab, hätte er jetzt irritiert
ausgesehen. Der Mann machte aber den Fehler, nicht auf Lüders Einwand zu
reagieren. Ihm war klar, was Lüder ihm vorwarf.
    »Wer sind Sie?«,
fragte Lüder.
    »Wieso wollen Sie
das wissen?«
    »Meine Mutter hat an
mir schon die Neugierde gehasst. Kein Versteck für die Weihnachtsgeschenke war
sicher genug. Also, los jetzt. Name?«
    »Müller ist mein
Name.«
    Wie bei einem
kleinen Kind sah Lüder dem Mann an der Nasenspitze an, dass er log. »Ausweis«,
forderte er deshalb. »’n bisschen fix. Ich habe keine Lust auf eine lange
Diskussion.«
    Der Mann überlegte,
ob er Lüders Ansinnen nachgeben sollte. Als Lüder aber den Druck am Kragen
verstärkte, kapitulierte er und holte eine Brieftasche hervor, die er in seiner
Gesäßtasche trug. Während der Mann nach seinem Ausweis fingerte, nahm ihm Lüder
das kunstlederne Behältnis aus der Hand. Rasch warf er einen Blick auf den
Führerschein.
    Willi Kwiatkowski
hieß der Fotograf. Er wohnte in Mühlheim an der Ruhr und war genauso alt wie
Lüder. Diese Angabe reichte Lüder. Er wollte dem Mann gerade die Brieftasche
zurückgeben, als sein Blick auf einen Satz Visitenkarten fiel, die Kwiatkowski
bei sich trug. Neugierig zog Lüder eine hervor. Auf der Karte standen der Name
sowie die Kontaktdaten des Mannes. Besondere Aufmerksamkeit erregte aber die
Berufstätigkeit: private Ermittlungen.
    »Sie sind ein
Privatdetektiv?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Während Kwiatkowski
seine Brieftasche wieder verstaute, sah er Lüder an.
    »Was dagegen?«
    »Für wen arbeiten
Sie?«
    Nachdem sich die
Situation entspannt hatte, grinste der Detektiv Lüder frech an.
    »Berufsgeheimnis.«
    Lüder war klar, dass
er von Kwiatkowski nichts weiter

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