Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Kommissar
nickte.
Es blieb eine Zeitlang still im
Fahrzeug. Denisow schien die unerwartete Nachricht erst verdauen zu müssen.
Das war
der richtige Moment für eine Nachfrage. »Wie man hört, soll Ihr Nachfolger bei der
UniProm der ehemalige Sicherheitsberater des russischen Präsidenten sein. Ein gewisser
Voronin.«
Denisow
rang sich ein Lächeln ab. »Richtig, das ist mir auch zu Ohren gekommen. Eine gute
Wahl, oder wollen Sie dem russischen Staatspräsidenten seinen Wunsch verweigern?«
Hansen wehrte
ab. »Nein, keineswegs. Warum sollte ich? Diesen Voronin kenne ich überhaupt nicht.
Wir haben nur mit Korschunow keine besonders guten Erfahrungen gemacht. Mord, Totschlag,
Erpressung. Keine feinen Manieren.«
Denisow
hatte eine Antwort parat. »Wenn man in Tschetschenien gekämpft hat, dann können
einem schon die guten Manieren abhanden kommen. Wie in Afghanistan, Irak oder Vietnam
auch. Das vergisst man nicht mehr.«
Die Antwort
erstaunte Hansen. »Sie waren in Tschetschenien?«
»Nein, ich
ziehe Geschäfte vor. Wenn man den richtigen Arbeitgeber hat, dann muss man nicht
in den Krieg ziehen.«
»Die Regierung?«
Hansen bohrte nach.
»Bestimmte
Männer in der Regierung.« Die Antwort von Denisow klang abschließend.
»Männer
wie Voronin?«
Denisow
redete nicht mehr, bis Hansen den Hof der Polizeidirektion erreichte.
Zum Erstaunen des Kommissars verzichtete
Denisow auch später beim Verhör in der Polizeidirektion auf einen Rechtsbeistand.
»Herr Denisow,
wir hatten Sie zunächst unter Verdacht. Schließlich haben Sie Direktor Bergfeld
mit 250.000 Euro bestochen, um die Neumünsteraner Stadtwerke zu übernehmen.«
Die Handbewegung
von Denisow war abfällig. »Eine kleine Morgengabe. Bergfeld hätte das Geld nicht
annehmen müssen. Wir hätten auch so die Genehmigung aus dem Wirtschaftsministerium
erhalten.«
»Herr Meyer-Riemenscheidt
war also für Sie tätig?«
Vorsichtig
formulierte Denisow seine Antwort. »Er hat nicht gegen uns gearbeitet.«
Hansen preschte
dazwischen. »Sie haben ihn sich nicht gefügig gemacht? Gemeinsam mit Vladimir? Mit
Geld? Mit Strichern?«
»Das sind
die Methoden von Korschunow gewesen. Wir haben manchen Auftrag an Vladimir vergeben,
aber ganz legal. Meistens ging es um Hostessenbegleitung und ähnliche Dienstleistungen.«
Hansen sah
seinem russischen Gesprächspartner tief in die Augen. »Wir haben bei Vladimir keinerlei
Unterlagen von der UniProm in dieser Richtung finden können. Jemand muss dort gründlich
aufgeräumt haben.«
»Kein Problem,
Kommissar. Ich habe noch gute Kontakte zur UniProm. Ich kann Ihnen die Unterlagen
aus der Buchhaltung zukommen lassen. Alles legale Geschäfte.« Denisow schien sich
seiner Sache ausgesprochen sicher zu sein.
»Vladimir
hat niemals eine Steuererklärung beim Finanzamt abgegeben. Das nennen Sie legal?«
Denisow
zuckte mit den Schultern. »Dann wird Vladimir vermutlich Verluste gehabt haben.
Nicht mein Problem, jetzt ist es sowieso zu spät. Er ist tot.«
Hansen bohrte
weiter. »Wer war es?«
»Korschunow.
Was meinen Sie, warum ich nicht aufs Ehrenmal gestiegen bin?«
Da hatte
Kommissar Hansen eine Vermutung. »Ein Tipp vom russischen Geheimdienst?«
»Vielleicht,
Kommissar. Auf jeden Fall hatte ich vorher ein unangenehmes Gespräch mit Korschunow
im Nevada. Da wurde mir klar, dass er nicht nur Vladimir auf dem Gewissen hatte,
sondern mich auch auf die Abschussliste gesetzt hatte. Ich habe mich abschirmen
lassen …«
Hansen setzte
seinen Satz fort: »… und zwei Auftragskiller auf Korschunow angesetzt, beides vermutlich
Tschetschenen. Natürlich werden sie im Verhör nicht preisgegeben, wer sie auf Korschunow
gehetzt hat, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten.«
Aus der
Ruhe bringen ließ sich Denisow jedoch nicht. »Verschiedene Möglichkeiten, ja, aber
einen Auftraggeber werden Sie kaum ermitteln.«
»Wieso nicht?«
»Zu viele
hatten ein Interesse daran, dass Korschunow von der Bildfläche verschwand. Er hatte
einfach zu viel Unruhe in die Geschäfte gebracht. Vielleicht war es die RusskiGaz
selbst, um endlich Frieden mit der UniProm zu bekommen. Vielleicht sogar irgendein
Geheimdienst, um die deutsch-russischen Beziehungen nicht zu gefährden. Es gibt
viele denkbare Möglichkeiten.«
»Von dem
Treffen wusste auch Granaten-Meyer. Sie kennen ihn. Hatte der vielleicht seine Finger
mit im Spiel?«
Jetzt konnte
sich Denisow ein Grinsen nicht verkneifen. »Sicherlich. Von dem hatten wir schließlich
alle
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