Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
wissen, Kiel, Eckernförde, Rendsburg und Neumünster hatten diesen
Verbund gebildet, um sich besser bei Investoren zu verkaufen. Neumünster wird der
nächste Tatort sein. Garantiert. Hundert zu eins.«
Hansen fluchte
innerlich. N war sicherlich Neumünster. Wieso war er nicht selber darauf gekommen?
Die Konferenz
geriet zum Tumult. Die Pressevertreter warfen dem Polizeichef Unfähigkeit vor, auch
nur allerkleinste Zusammenhänge zu erkennen. Der brach undiplomatisch die Konferenz
ab und eilte zornig zum Ausgang.
Hansen hatte
Mühe, seine Schadenfreude zu unterdrücken, als sich Magnussen näherte. Beim Vorbeigehen
zischte er unfreundlich: »Kommen Sie gleich in mein Büro. Unverzüglich!« Dann war
sein Chef im Treppenhaus entschwunden.
Das Handy des Kommissars vibrierte.
Er flüchtete in die Herrentoilette und nahm das Gespräch an. Es war Stuhr, der sich
nach dem Stand der Dinge erkundigte.
Hansen versicherte
ihm, dass der gesamte Polizeiapparat mit Hochdruck dabei war, den Aufenthaltsort
der jungen Rumänin zu ermitteln. Dann berichtete er Stuhr von den Vermutungen auf
der Pressekonferenz über den nächsten Tatort Neumünster.
Der Kommissar
nahm das Gerät vom Ohr, weil Stuhr aus Verärgerung fluchte.
»So ein
Mist. Warum bin ich nicht darauf gekommen? Man hätte die Anfangsbuchstaben der drei
Städte nur einmal in der Reihenfolge der Taten nebeneinander schreiben müssen, dann
hätte jedes Kind blind den vierten Buchstaben dahinter geschrieben. Zudem war der
vierte Buchstabe auf dem Ortsschild am letzten Tatort eingekreist.«
Hansen musste
zustimmen. »Genauso ist es. Was meinst du, wie mein Chef mich nachher falten wird?«
Das Brummen
von Stuhr deutete Hansen als Mitleidsbezeugung. Dann erfolgte die Nachfrage. »Hansen,
hast du dir schon einmal überlegt, warum der Täter seinen nächsten Tatort preisgegeben
hat? Er scheint das alles sehr bewusst zu machen. Natürlich kann man nicht hinter
jeden Laternenpfahl in Neumünster einen Polizisten stellen, aber die Ausfallstraßen
könnte man schon abriegeln. Der Täter säße dann in der Falle.«
Das leuchtete
Hansen ein. Dass der Täter Neumünsteraner war, mochte Hansen nicht glauben. Der
Mörder musste sich sehr sicher sein, denn er spielte mit der Polizei Katz und Maus.
Er würde das alles noch einmal in Ruhe überdenken müssen. Aber erst nach dem Gespräch
bei seinem Chef.
»Stuhr,
hast du schon in der Staatskanzlei Erkundigungen wegen der Nordstrom AG einziehen
können? Wir müssen schnell an Informationen gelangen.«
Stuhr grummelte
etwas Unverständliches in den Hörer. Zweimal fiel der Name Jenny.
»Jenny Muschelfang?
Treibt die sich auch in Sankt Peter herum? Mein Gott, könnt ihr denn nicht die Finger
voneinander lassen?«
Stuhr beendete
unerwartet das Gespräch.
Kommissar
Hansen kehrte in den menschenleeren Saal zurück, der jetzt ungeschminkt den herben
Charme der Fünfzigerjahre verströmte. Das Interieur von Zweckbauten aus dieser Bauperiode
kann ein tiefes Gefühl von Langeweile erzeugen. Die kam aber nicht auf bei ihm,
weil die forsche Stimme seines Herrn aus dem Treppenhaus gellte.
»Wachtmeister
Hansen!«
Der Kommissar
zuckte zusammen. Wer den Schaden hat, muss für den Spott nicht sorgen. Aber vorwerfen
lassen wollte er sich von Magnussen nichts, schließlich hatte auch er keine Spur
gefunden. Und wer sagte denn, dass die Vermutung Neumünster stimmte? Nein, es gab
überhaupt keinen Grund, mit gesenktem Kopf das Büro des Chefs zu betreten.
Er holte
tief Luft und betrat das Vorzimmer, aber bevor er Fräulein Schönerstedt einen Gruß
entbieten konnte, wurde er von einer herauseilenden Person weggedrängelt.
»Dieser
Vollidiot!«, fluchte Hansen.
Fräulein
Schönerstedt fragte interessiert nach. »Meinen Sie den Ratsherrn Meyer? Der war
nur kurz beim Chef im Büro.«
Hansen lächelte
ihr kurz zu. »Nein. Wenn sie es genau wissen möchten, ich meine den Obervollidioten
dort drin.«
Das Fräulein
Schönerstedt senkte betreten den Kopf.
Entschlossen
betrat Kommissar Hansen das Chefbüro von Magnussen.
Das Ende des Abendlands
Es war Montagmorgen, und wieder
hatte Stuhr einen schmerzenden Schädel. Dieses Mal wusste er wenigstens, woher.
In einer kleinen Kaschemme hatte er gestern Abend seinen Kummer mit Bier betäubt.
Nach dem
Artikel in der Sonntagspostille mochte er sich auf den Straßen im Badeort nicht
mehr sehen lassen. Er hatte sich fest vorgenommen, zukünftig die Sachen anders anzugehen.
Schließlich stand
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