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Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Küstengold: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Küstengold: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Geisler
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diesen ganzen Energiekram? Genehmigungen und so.«
    »Der Kollege
Meyer-Riemenscheidt. Den müsstest du noch von früher kennen. So ein jüngerer schwitziger
Dicker mit roten Wangen. Er war früher für Wirtschaftsförderung an der Nordseeküste
zuständig, jetzt prüft er alle möglichen Anträge im Energiebereich. Du kannst aber
auch seltsame Fragen stellen.«
    »Wieso seltsam?«
    »Na, hör
mal. Du ziehst hier über die Tische und durch die Betten und dann fragst du mich
ausgerechnet nach dem Kollegen Meyer-Riemenscheidt.«
    Stuhr sah
Dreesen ungläubig an. Der tippte an die Sonntagszeitung.
    »Das ist
schon ein scharfer Feger in der Postille, Stuhr, mit dem du am Freitagabend auf
der Arche Noah gefeiert hast. Da kann ich schon verstehen, dass du selbst Frauen
wie Jenny abservierst.«
    Stuhr bemühte
sich, seriös zu erscheinen. »Hör auf Dreesen, am Freitag war ich superbreit. Ich
bin abgestürzt. Eine Ausnahme.«
    Dreesen
beugte sich vor. »Kannst ja am kommenden Donnerstag zu meinem 50. ins Sportheim
in meinem Dorf kommen. Da wird die Post so richtig abgehen.«
    Skeptisch
fragte Stuhr nach. »Ist Jenny auch dabei?«
    Dreesen
hielt den Finger vor den Mund. »Tschüß, ich muss weiter.« Dann entschwand er und
eilte Jenny hinterher.
     
    Stuhr schob den Frauenroman beiseite
und begann neugierig die Sonntagszeitung von hinten aufzublättern. ›VIPs: Strandleben
in SPO – Schöne Frauen und Machos‹, das musste die Reportage sein.
    Bereits
das erste Foto ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Schneider hielt lässig
seine Overstolz im Mundwinkel, während er versuchte, mit einer brennenden 50-Euro-Geldnote
Stuhrs Zigarre anzuzünden.
    Aber es
kam noch schlimmer, denn auf dem zweiten Foto hielt Stuhr besitzergreifend die Bedienung
Verena im Arm. Eigentlich ein schönes Foto, wenn sich seine rechte Hand nicht in
ihren Ausschnitt geschlichen hätte und ihre rechte Brust fest umklammerte. Daher
stammten also die vielen Fotoblitze, an die er sich noch vage erinnern konnte.
    Stuhr fluchte
laut, bevor er begann, den Artikel genauer zu studieren.

Drei schwarze Punkte
     
    Manchmal stehen Pressekonferenzen
unter keinem guten Stern. Hansens Chef, der Polizeidirektor Magnussen, zog an diesem
Montagvormittag eine unglückliche Miene, denn die Veranstaltung war dem Pressesprecher
vollends entglitten.
    Sein Versuch,
die Reporter in der Kieler Polizeidirektion mit vertraulichen Informationen über
die Morde in Kiel und Eckernförde auf seine Seite zu ziehen, endete nahezu mit einem
Aufruhr. Die Reporter waren aufgebracht und warfen der Kripo Unfähigkeit vor, ihre
Bürger im nördlichsten Bundesland ordentlich zu schützen.
    Dabei war
die Sachlage weitaus schlimmer, denn nach 14 Tagen, in denen die Presse an der Nase
herumgeführt worden war, gab es immer noch keine einzige erfolgversprechende Spur.
    Hansen konnte
sich plastisch die nachfolgende Dienstbesprechung ausmalen, denn Magnussen nahm
solche Dinge immer ausgesprochen persönlich. Bei der letzten Besprechung hatte ihm
sein Chef vor versammelter Mannschaft theatralisch eine virtuelle Blindenbinde überreicht.
    Dabei war
sich Kommissar Hansen absolut sicher, keine Spur übersehen zu haben. Oberkommissar
Stüber hatte ihn gestern Abend noch angerufen und darauf hingewiesen, dass der Täter
zunehmend auf die Führungsetagen von Energieunternehmen zu zielen schien: Erst traf
es einen Mitarbeiter, dann einen Werkstattleiter, jetzt einen Abteilungsleiter.
Das nächste Opfer könnte ein Vorstandsmitglied oder ein Direktor sein, aber das
war nichts für die Presse.
     
    Wieder einmal platzte Hansens Chef
der Kragen. Kurzerhand übernahm er die Leitung der ihn unzufrieden stimmenden Versammlung
und begann, die Vertreter der Presse anzuschnauzen. »Bei allem Respekt vor Ihrer
Pflicht, die Öffentlichkeit zu informieren, meine Damen und Herren. Wir können am
nächsten Wochenende nicht ein ganzes Bundesland in Angst und Schrecken versetzen
und an jede Ecke einen Polizisten stellen. Oder kann einer von Ihnen voraussagen,
wo der Täter nach den Morden in Kiel, Eckernförde und Rendsburg erneut zuschlagen
wird?«
    Sein verdutzter
Chef musste verschiedene spontane Zurufe von den Pressevertretern zur Kenntnis nehmen.
    »Neumünster.«
– »Ja klar, Neumünster!«
    Polizeidirektor
Magnussen fragte irritiert nach. »Wie kommen Sie denn ausgerechnet auf Neumünster?«
    Der Vertreter
des Rendsburger Tagesspiegels antwortete als Erster: »Das ist das N der ehemaligen
KERN-Region. Sie

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