Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Wochen gewesen, sondern die niederen Chargen.
Außerdem
wollte er am Wochenende wegfahren. Geschäfte machen. Er würde im Sauerland Verhandlungen
führen. Eine Beteiligungsgesellschaft wollte ihm ein lukratives Angebot unterbreiten.
Freitagmittag würde er wegfahren und erst am Montagmorgen zurück sein. Natürlich
würde alles bezahlt werden, auch die Spesen. In seiner Firma würde er es erst im
Nachhinein als Dienstreise deklarieren, damit er doppelt abkassieren konnte. Frauen
kosten Geld.
Das musste
Anja aber nicht wissen. Er freute sich immer, wenn sie ihn Arnie nannte. Ja, dieser
Vergleich mit Arnold Schwarzenegger machte ihn stolz. So entschloss er sich, sie
dennoch in die Arme zu nehmen und die Sache herunterzuspielen.
»Ach, Anja,
wenn ich vor jedem Gerücht Angst hätte, dann säße ich sicherlich nicht auf meinem
Chefsessel.«
Sie umschlang
ihn leidenschaftlich. »Bleib bei mir, Arnie. Ich melde mich krank, und wir verschanzen
uns, bis die Bedrohung vorüber ist. Bei mir bist du in Sicherheit.«
Sie konnte
ihn auf eine Art ansehen, der er nur wenig entgegenzusetzen hatte. Er zog sie fest
an sich und kniff ihr anschließend in die Pobacken. Er fühlte, wie ihre Muskeln
zuckten.
»Nicht jetzt,
Arnie«, wehrte sie seine Kniffe ab. »Nimm mich erst einmal richtig in den Arm.«
Bergfeld
wehrte ab. »Ach, Dummerchen. Seit wann bist du so ängstlich? Am Wochenende muss
ich große Geschäfte abschließen. Da kann ich mich nicht ängstlich in einem Mauseloch
verstecken.«
Anja schien
eine andere Antwort erhofft zu haben, denn sie begann, an seiner Brust zu schluchzen.
Bergfeld fand das ein wenig übertrieben. Er bemerkte, dass ihre Wimperntusche sein
Hemd schwarz einfärbte und drückte sie zurück. »Nun sieh doch, das Hemd ist versaut.«
Jetzt heulte
Anja richtig los. Bergfeld war sich nicht sicher, ob er diese Stimmung noch umbiegen
konnte. Wenn er bei ihr nicht zum Stich kommen konnte, warum sollte er sich das
Gejammer überhaupt antun?
Er entschloss
sich zum geordneten Rückzug, denn mit Anja würde heute nichts mehr laufen. »Engelchen,
ich wollte sowieso nur einmal hereingucken und sehen, wie es dir geht. Wird alles
gut, glaube mir. Ich muss noch einmal zurück ins Büro.«
Anja reagierte
nicht. Also nahm er sie wieder in den Arm und drückte sie. »Ich muss jetzt wirklich
los. Ich schicke dir noch eine SMS. Einverstanden, Engelchen?«
Er wollte
sich lösen, aber sie hielt ihn weiter fest umklammert. Mit aller Macht wollte sie
ihn bei sich behalten. Bergfeld schüttelte energisch den Kopf und löste sich sanft,
aber bestimmt aus ihrem Griff. Wortlos drehte er sich um und ging.
Vor der Haustür ärgerte er sich
über Anja. Frauen können schon seltsame Wesen sein, befand er. Warum verderben sie
sich selbst die schönsten Momente? Na ja, er würde sie zunächst einmal kurzhalten
müssen. Frauen brauchten das, sonst bekamen sie Oberwasser. Wer seine Frau schont,
der schont sie für andere. Das sagte sein Schwiegervater schon immer.
Er beschloss,
nach Hause zu fahren. Nach einem Vierteljahr könnte sich seine Frau einmal wieder
liebevoll zeigen. Wenn nur der Bengel schon im Bett wäre. Um das sicherzustellen,
würde er Katja am besten gleich aus dem Auto anrufen. Dann wären sie nachher allein,
und er käme endlich zum Stich.
Er drehte
sich nicht mehr um, als er in den Wagen stieg.
Strandleben
Besser konnte das Wetter nicht sein.
Es zeigte sich von seiner freundlichen Seite, und eine kleine Brise kühlte die Haut.
Stuhr hatte deswegen den Strandkorb in den Wind gestellt, damit ihm nicht zu heiß
wurde.
Dann hatte
er sich wieder dem hellblauen Büchlein gewidmet. Eine schöne Frau in der Midlife-Crisis,
Vivi Weiß, hatte einen Holzklotz als Ehemann an den Hacken, der nach Ansicht der
Autorin ständig vor ihr und den Kindern auf der Flucht zur Arbeit und zum Sport
war. Sein Aufstieg verlief trotz aller Fluchtversuche nur schleppend, Vivis sozialer
Abstieg dagegen rasant. Degradiert zur Hausfrau und Mutter begann sie zielstrebig,
trotz aller Zwänge, ihr Leben neu anzupacken und sich mit einer cleveren Geschäftsidee
langsam aus diesem Strudel herauszuziehen.
Na, ja.
Der Wunsch wird bei der Autorin Mutter des Gedankens gewesen sein, vermutete Stuhr.
Sein Handy lenkte ihn von seiner selbst auferlegten Pflichtlektüre ab.
Kommissar
Hansen meldete sich. »Moin. Schon die Kieler Rundschau gelesen? So eine Ferkelei.«
Nein, das
hatte Stuhr noch nicht. Aber dass er gerade einen Frauenroman
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