Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Generatoren
und Aggregate getroffen?«
Jetzt kam
Vanscheidt dem Werkschützer Beier zuvor. »Glauben Sie mir, unser Konzern hat alle
denkbaren Vorkehrungen getroffen, um das von Ihnen angesprochene Restrisiko zu minimieren.
Wassergräben, Zäune, Bewegungsmelder, verstärkter Werkschutz, sogar eine eigene
Werksfeuerwehr. Wir können die ganze Anlage innerhalb kürzester Zeit vernebeln.
Das Sozialministerium in Kiel hat uns als Aufsichtsbehörde hart im Griff. Atomstrom
ist sicher.«
Kommissar
Hansen antwortete knapp. »Sicher ist nur der eigene Tod. Denken Sie an Ihre Familien.«
Vanscheidt
sah den Kommissar fassungslos an. »Das sagen Sie so einfach. Wir sind doch nicht
die Konzernlenker. Was sollen wir Ihrer Meinung nach denn tun?«
Hansens
Antwort folgte kurz und präzise. »Es sind Ihre Angehörigen. Abschalten, sofort.«
Für Kommissar Hansen war das Gespräch beendet.
Ein starker
Auftritt, befand Stuhr. Aber auch kein Grund, an diesem unwirtlichen Ort länger
zu verweilen.
Zierfische und Singvögel
Jelena schritt schweren Herzens
auf den Eingang der Kieler Polizeidirektion zu. Schlechte Erinnerungen stiegen in
ihr hoch, denn früher in Rumänien wusste man nie, in welcher Verfassung man aus
solchen Behörden wieder herauskam. Sie fragte höflich bei dem uniformierten Pförtner
nach einem Hauptkommissar Hansen, wie sie von Vladimir angewiesen worden war. Sie
musste nur kurze Zeit warten, bis sie von einem adretten jungen Polizeibeamten abgeholt
und durch endlos lange Flure geführt wurde.
Am Ende
des Ganges wurde sie in ein modernes Büro gebeten. Sie durfte sich setzen. Jelena
schaute sich vorsichtig um. Die Möbel waren hell und freundlich, und eine große
furchterregende Schreibtischlampe, die man auf ihr Gesicht richten könnte, die gab
es hier auch nicht. Die beklemmende Düsterkeit der Vernehmungszimmer in Rumänien
war nicht zu spüren.
Dann ging
auch schon die Tür auf, und ein freundlicher älterer Herr kam herein und streckte
ihr wohlwollend seine Hand entgegen. Jelena stellte sich mit ihrem richtigen Namen
Simonovich vor, das hatte ihr Vladimir noch eingebläut. Zum Grund ihres Erscheinens
sagte sie aus, dass sie ungewollt in eine Affäre hineingeschlittert sei und ihrem
Herzen Luft machen wollte.
Der ältliche
Kommissar fragte nicht uninteressiert nach. »Sie wollen uns etwas über diese Nordstrom-Geschichte
in Rendsburg erzählen, richtig? Uns wurde gesagt, dass Sie die Geliebte des Abteilungsleiters
Sönke Sörensen waren, Frau Simonovich. Richtig?«
Jelena zeigte
sich selbstbewusst. »Das stimmt, Herr Kommissar, aber eigentlich ist dazu nicht
allzu viel zu sagen. Es war die reine Liebe. Er war ein guter Mann, verlässlich
und ruhig. Ich werde ihn nicht vergessen können.« Sie schluchzte.
Der Kommissar
bat sie behutsam, sich wieder zu beruhigen. Das kannte sie nicht, denn in Rumänien
wurde bei Vernehmungen gedroht, geschrien oder geschlagen. Jelena presste ihre Beine
sittsam fest zusammen.
Es klopfte.
Die Tür wurde geöffnet, und es wurde Kaffee gereicht. Den hätte sie bei Verhören
in Rumänien nie getrunken, weil man nicht sicher sein konnte, ob darin nicht irgendetwas
aufgelöst war zum Betäuben oder um die Zunge zu lockern. Aber sie war nur ein kleiner
Fisch. Ein Zierfisch.
Vladimir
hatte sie instruiert, dass sie von der Bestechung des Direktor Bergfeld am Möhnesee
ausführlich berichten sollte. Sie sollte auch aussagen, dass der Lohn für Jelena
für die Betreuung von Sörensen und Bergfeld von derselben Firma kam: der UniProm.
Aber von denen wären nun keine Aufträge mehr zu erwarten. Sie sollte versichern,
dass sie Aufträge und Geld in ihrem Briefkasten vorgefunden hätte.
Jelena genoss
den Kaffee und plauderte in ihrem gebrochenen Deutsch munter drauflos. Ja, diesen
Sörensen hatte sie wirklich geliebt. Das war ein aufrichtiger guter Mann in ihren
Augen. Sein Tod tat ihr aufrichtig leid.
Aber an
dem eitlen und selbstverliebten Direktor Bergfeld ließ sie kein gutes Haar.
Mitten in
ihrer Erzählung über die Intimitäten mit dem kleinen Direktor im Hotelgarten am
Möhnesee betrat ein jüngerer großer Mann mit einer grauen Mappe forsch den Raum
und hörte interessiert zu. Er schien eine wichtige Person zu sein.
Jelena war
das unangenehm, und so stockte sie in ihrer vertraulichen Erzählung. Kommissar Hansen
drehte sich um und wurde unwirsch.
»Zeise,
was soll das denn? Was haben Sie hier zu suchen? Das ist ein Verhör.«
Der Kollege
geriet wegen der direkten
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