Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
lehnte sie sich
entspannt zurück und trank einen kleinen Schluck aus dem Wodkaglas. »Ich bin Jelena.
Danke.«
Jelena!
Hieß die junge Rumänin nicht so, die der Kommissar verhört hatte? Die kannte doch
diesen Vladimir. Klar, sie musste es sein. Olli versuchte, sich nichts anmerken
zu lassen. Er prostete ihr nochmals zu.
Dieses Mal
zogen ihre Arme ihn fest an sich. Beim Kuss spürte er, wie hinter ihrem weichen
Busen das Herz schnell klopfte. Olli erwiderte die Umarmung. Er schämte sich nicht.
Wo in Kiel konnte man schon mittags mit einer Frau herumknutschen, wenn nicht im
Kieler Puff?
Sich von
Jelena zu lösen, das tat fast schon weh. Auch wenn sie jetzt wieder getrennt saßen,
so streichelten sie sich weiterhin mit dem kleinen Finger.
Unwillkürlich
musste Olli lachen. Tja, so kann das Leben spielen.
Jelena nahm einen kleinen Schluck,
bevor sie anfing zu erzählen. »Weißt du, Olli, es ist manchmal so furchtbar hier.
Ich stamme aus Rumänien und habe lange gebraucht, um mich hier einzuleben. Jetzt
geht es mir soweit ganz gut und man denkt, dass alles besser wird, und dann stirbt
ein guter …« Sie verstummte.
Olli wartete
gespannt auf das fehlende Wort. Jelena unternahm einen zweiten Anlauf. »Nein. Er
war kein Freund. Viel, viel weniger. Er war ein Russe aus dem Kaukasus, stammte
ebenfalls aus dem ehemaligen Ostblock. Ein Vertrauter vielleicht, bei dem ich es
manchmal gut gehabt habe, an dem ich aber oft auch verzweifelt bin.«
Klar, kombinierte
Olli, Jelena und Vladimir hatten sich gut gekannt. Sie wird von ihm die Aufträge
bekommen haben, vielleicht nicht ganz korrekt nach den deutschen Gesetzen. Aber
eine Nutte war sie nicht, das stand für ihn fest.
Ihre Augen
strahlten ihn jetzt an.
Olli beschloss, nicht um den heißen
Brei herumzureden. »Unter uns, Jelena. Dieser Vertraute von dir, der umgebracht
wurde, der hieß Vladimir, richtig?«
Sie starrte
Olli mit großen Augen an. »Ja. Das ist kein Geheimnis, aber woher weißt du das?
Ich habe den Namen nicht erwähnt.«
Olli rückte
näher an Jelena heran. »Du musst reinen Tisch machen, wenn du weiterleben willst.
Es geht um Mord und Riesengeschäfte. Vladimir ist tot. Wenn du mehr weißt, dann
musst du zur Polizei gehen und deine ganze Geschichte erzählen. Es wird sowieso
alles herauskommen.«
Jelena schüttelte
energisch ihr schönes Köpfchen. »Nein, Olli. Unterschätze nicht, dass fast 3.000
deutschstämmige Russen in Kiel leben. Jeder kennt jeden. Viele hatten Angst vor
Vladimir. Er gab und er nahm. Ein Teil der Kieler Prominenz muss ganz besonders
Angst haben, auch noch nach seinem Tod. Nämlich die, die mit seinen Jungs im Bett
waren.«
Sie verstummte.
Jelena hatte vermutlich das Gefühl, schon zu viel gesagt zu haben. Sie war eine
entschlossene und schöne Frau, die für ihre Bedürfnisse einfach nur auf dem falschen
Teil der Welt geboren worden war.
Das Kläffen des Hundes aus dem Vorraum
deutete neue Aufregungen an. Nur wenig später stolperte eine angetrunkene riesige
Gestalt wie ein Zombie ungelenk in die Bar hinein. Olli erkannte Schafrott sofort.
Dieses Monster hatte ihm jetzt gerade gefehlt.
Olli fluchte
lauthals. Bevor er sich verstecken konnte, hatte ihn Schafrott erspäht. Das hässliche
Gesicht verwandelte sich in eine Fratze.
»Sieh einmal
an. Die kleine Hackfresse aus dem Amazonas hat sich nach Kiel verpisst. Dir werde
ich die Scheiße aus dem Bauch prügeln, bis dein Arschloch La Paloma pfeift.«
Olli konnte
sich eine Retourkutsche nicht verkneifen. »Nur weil man nach Fisch stinkt, ist man
noch lange kein toller Hecht.«
»Heilige
Scheiße. Jetzt reicht’s.« Schafrott stürmte wütend auf ihn los. Olli zog Jelena
von ihrem Sitz und flüchtete mit ihr zum Barkeeper, der bereits unterhalb seines
Tresens kauerte und ununterbrochen einen Klingelknopf presste. Olli schob Jelena
in dessen Richtung und drehte sich um. Er würde sich stellen müssen.
Das Gekläff
des Hundes vom Eingang wurde zunehmend heftiger, aber das half Olli herzlich wenig.
Er griff sich entschlossen eine Whiskyflasche, schlug den Boden am Tresen ab und
hielt sie dem anrennenden Schafrott mit wütendem Gesicht entgegen.
Diese Sprache
schien er zu kennen, denn er hielt inne. Seine Augen suchten wirr den Tresen nach
möglichen Schlagwerkzeugen ab. Olli war unsicher, wie lange er diese Situation noch
offen halten konnte.
Plötzlich
wurde Schafrott hinterrücks von der Bestie angefallen, was den Riesen sofort niederstreckte.
Er versuchte
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