Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
fühlte sich im
Louf nicht unwohl, wenngleich er kein Kneipengänger war. Das gepflegte Restaurant
lag in einer prominenten Position unterhalb des Landeshauses an der Kieler Förde,
und man konnte an diesem Ort nicht nur während der Landtagssitzungen die politische
Prominenz Schleswig-Holsteins beobachten.
Ein kleiner
Mikrokosmos.
Heute interessierte
ihn mehr das Auftauchen seiner weiblichen Verabredung, denn er musste mit der Verlegerin
der Kieler Rundschau irgendwie zu einem Abgleich der Informationen kommen.
Wie immer
kam Petra Bester strahlend auf ihn zu und ließ sich den Handrücken küssen. »Guten
Tag, Herr Kommissar. Alles gut bei Ihnen?«
Hansen wiegelte
ab. »Geht so, Frau Bester. Meine Truppen sind in voller Aktion. Ihre auch?«
Petra Bester
antwortete sybillinisch. »Schön, dass Ihre Truppen in Aktion sind, Kommissar. Ich
bevorzuge stille Diplomatie und die Fähigkeiten meiner Redaktion.«
Hansen nahm
den Ball der Verlegerin an. »Wir verstehen uns, Frau Bester. Schweigen gehört zu
meinen ersten Dienstpflichten. Aber ich kann Ihnen versichern, dass nun alles auf
gutem Wege ist.«
Petra Bester
rückte näher an Hansen heran. »Unbestätigten Gerüchten zufolge soll sich Michael
Meyer-Riemenscheidt, der Tote aus dem Iloo, in der Kieler Stricherszene bewegt haben.
Junge Russen. Ein gewisser Vladimir soll der Zuhälter sein, ist aber abgetaucht.
Es lohnt sich vielleicht, diese Spur zu verfolgen.«
Kommissar
Hansen winkte ab. »Ruhig Blut. Dieser Vladimir ist bereits wieder aufgetaucht, allerdings
nur aus dem Wasser im Kieler Hafen und leider mausetot. Er wurde von einigen Kugeln
durchsiebt, bevor er gewaltsam ins kalte Nass geschoben wurde. Oberkommissar Stüber
verhört gerade mehrere junge Männer, die zum Dunstkreis dieses Vladimir gehörten.
Minderjährig ist allerdings keiner von ihnen. Meine Kollegen vom Sittendezernat
halten diesen Vladimir im Übrigen nur für eine kleine Nummer an der Kieler Küste.
Haben Sie andere Informationen?«
»Ja. Freitag
soll unterschrieben werden. Die RusskiGaz hat sich Kiel und Eckernförde unter den
Nagel gerissen.«
Für Kommissar
Hansen kam diese Entwicklung nicht überraschend, denn auf diesem Kampffeld war einfach
zu viel Geld zu verdienen.
»Hohe Politik,
da werde ich mich nicht einmischen. Ich kann Ihnen aber mitteilen, dass immerhin
der Fall Direktor Bergfeld kurz vor dem Abschluss steht. Mit den Morden hatte er
zwar nichts zu tun, aber er hatte vor Zeugen von dem Geschäftsführer der UniProm,
einem gewissen Denisow, in einem Hotel im Sauerland Geld angenommen, das in seinem
Dienstwagen gefunden und beschlagnahmt wurde. 250.000 Euro.«
Die Bester
fasste nach. »Sagen Sie, Kommissar Hansen. Wie kann man nur so blöd sein? Bergfeld
muss klar gewesen sein, dass man bei einer Durchsuchung des Autos das Geld finden
würde.«
Hansen griente.
»Nun, ganz so einfach war es für uns nicht, denn wir hatten keinen Durchsuchungsbefehl.
Bergfeld hatte uns den Autoschlüssel kurz ausgeliehen, damit wir Reifenabdrücke
nehmen konnten. Es war in der Vergangenheit öfter bei uns vorgekommen, dass nach
einer Tat ein Reifen eines Autos gewechselt wurde. Dann waren wir bei den Ermittlungen
verwirrt, weil drei der Reifenspuren stimmten, aber die vierte nicht. Wir mussten
dann immer unter großem Aufwand Fingerloos’ Truppe ein zweites Mal zur Spurenaufnahme
schicken. Seit zwei Jahren gibt es deshalb eine Dienstvorschrift, immer auch Proben
vom Notrad zu entnehmen, und darunter lag in diesem Fall der mit Geld vollgestopfte
Aluminiumkoffer. Ich habe Bergfeld daraufhin beschatten lassen.«
Während
Hansen sich freute, endlich einmal einen Sinn in Dienstvorschriften zu erkennen,
wirkte Petra Bester unzufrieden. »Gegenfrage. Warum haben Sie diesen Bergfeld nicht
gleich einkassiert? So viel Geld im Kofferraum, das konnte schlecht mit rechten
Dingen zugegangen sein.«
»Werte Dame,
so einfach ist es nicht. Wie gesagt, wir hatten keinen Durchsuchungsbefehl, und
Direktor Bergfeld hat ohne Ende gemauert. Erst eine junge Rumänin hat uns den entscheidenden
Hinweis geliefert, dass das Geld von der UniProm stammte. Wohlgemerkt, nicht RusskiGaz.
Woher haben Sie eigentlich Ihre Informationen?«
»Kommissar
Hansen. Meine Mitarbeiter können Sie kurzhalten, mich aber nicht. Mir ist ein umfangreiches
Dossier zugespielt worden. Die Kieler Rundschau könnte damit eine Bombe hochgehen
lassen. Ich nenne Ihnen einige mögliche Schlagzeilen: Landesregierung verschachert
heimische
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