Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Energieerzeuger an Russen. Krieg im Kieler Rotlichtviertel. Keine Ruhe
um das AKW Brokdorf. Schleswig-Holstein – Bananenrepublik?«
Nicht schön. So versuchte Hansen
zumindest, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. »Reißerisch genug sind Ihre Schlagzeilen
ja. Aber was habe ich damit zu tun?«
Petra Bester
wurde giftig. »Sie? Sie werden den Bildteil dominieren. Ein schönes Foto von Ihnen
mit abwehrenden Händen inmitten einer malerischen Landschaft bei aufgehender Sonne
vor einem blutbeschmierten Windrad. Liegt das in Ihrem Interesse?«
Kommissar
Hansen fluchte. Diese verdammte Presse. Das Wort muss von ›erpressen‹ abgeleitet
sein. »Was ist denn Ihr Interesse?«
»Ich sage
mal so: ein Abgleich. Wir sollten unsere Informationen austauschen.«
Der Kommissar
musterte Petra Bester skeptisch. »Warum sollte ich das tun?«
»Reden wir
nicht lange herum, Kommissar. Der Kieler Rundschau sind umfangreiche Informationen
zugespielt worden, die nicht nur unser Bundesland in Aufruhr versetzen könnten.
Wir werden am Nachmittag auf jeden Fall eine erste Nachricht durch die Online-Redaktion
absetzen. Das ist gesetzt. Sie wissen, was das für Sie bedeuten kann. Sie könnten
aber mitentscheiden, was wir verbreiten, wenn wir zu einem gewissen Abgleich kommen.«
Petra lächelte
den Kommissar an.
»Mit welcher
Schlagzeile wollen Sie denn anfangen, Frau Bester?«
»Attentat
auf Brokdorf. Sollen wir das veröffentlichen?«
Der Kommissar
lächelte. »Das verstehe ich nicht. Brokdorf ist ein friedlicher Ort in der Elbmarsch.
Das Kraftwerk ist gerade wegen eines Notfalls abgeschaltet worden, darüber haben
Sie doch ausführlich auf der ersten Seite berichtet. Spätestens 2021 wird das Ding
abgeschaltet. Was sollte ausgerechnet dort ein Attentat großartig bewirken? Da kenne
ich sensiblere Ziele in Schleswig-Holstein. Die werde ich Ihnen natürlich nicht
auf die Nase binden.«
Petra Bester
fühlte sich gezwungen, Ernst zu machen: »Kommissar Hansen, in dem uns zugespielten
Dossier steht, dass Sie den Betreiber gezwungen haben sollen, das Atomkraftwerk
Brokdorf abzuschalten, obwohl Sie keinerlei Befugnis dazu hatten. Sie wissen das
selbst. Genau das wäre unsere Schlagzeile.«
Aber die
Dame legte noch nach. »Herr Hansen, ganz offen unter uns. Ich habe nichts gegen
Sie persönlich. Aber wenn nur die Hälfte der Behauptungen in meinem Dossier stimmt,
dann muss die Bevölkerung dringend gewarnt werden. Das ist meine Verantwortung als
Journalistin für das Land Schleswig-Holstein.«
Der Kommissar
blieb keine Wahl, als einzulenken. »Einverstanden, Frau Bester. Lassen Sie uns ins
Geschäft kommen. Von wem stammt Ihr Dossier?«
Petra Bester
konterte. »Falsche Frage, Kommissar Hansen. Geben Sie mir gesicherte Informationen,
die unsere Leser interessieren können. Dann könnten wir gemeinsam die notwendige
Zeit gewinnen, um die uns vorliegenden Behauptungen zu Brokdorf durch meine Redaktion
noch einmal zu überprüfen. Zeitgewinn würde uns beiden helfen.«
Der Kommissar
überlegte nicht lange. »Frau Bester, Sie wissen vermutlich aus Ihrem Dossier, dass
die großen russischen Energieproduzenten versuchen, unsere heimischen Stromerzeuger
in Schleswig-Holstein aufzufressen. Dass dabei viel Geld fließt, haben wir zumindest
dem Direktor der Neumünsteraner Stadtwerke und der UniProm weitgehend nachweisen
können. Der Staatsanwalt wird Anklage wegen Betruges erheben.«
Petra Bester
genügte das nicht. »Das packen wir höchstens in den Wirtschaftsteil. Kommissar,
die Menschen in Schleswig-Holstein sind beunruhigt wegen einer Mordserie, die in
Brokdorf ein blutiges Ende für eine ganze Region nehmen könnte.«
Was blieb
dem Kommissar übrig als einzulenken? »Gut, Frau Bester. Sie sitzen momentan vermutlich
am längeren Hebel. Wahrscheinlich hängt diese Mordserie mit diesen Übernahmeversuchen
eng zusammen. Sie bekommen meinen Ermittlungsstand umgehend von mir. Sie veröffentlichen
das Stück für Stück, und wir werden das sogar offiziell auf Nachfrage bestätigen.
Ist das kein Angebot?«
Petra Bester
war zufrieden. »Sie mailen mir die Infos zu?«
Der Kommissar
schüttelte den Kopf. »Nein, Frau Bester, das ist mir zu heikel. Unser Mailverkehr
wird protokolliert. Ich speichere sie auf einem Datenstick und stecke ihn in Ihren
Briefkasten. Das ist für uns beide besser so.«
Die Dame
von der Kieler Rundschau reichte ihm ihre persönliche Visitenkarte.
Der Kommissar
schaute auf seine Uhr. »Bis 13 Uhr kann ich das
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