Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
erledigt haben.«
Petra Bester griff in Ihre Handtasche
und zauberte ein umfangreiches Dossier hervor. »Wenn Sie meine Unterlagen zur Gänze
lesen wollen, Kommissar, dann müssen Sie aber schon einiges auf Ihren Datenstick
packen.«
Der Kommissar
streckte die Hand nach dem Dossier aus. »Ich werde Ihnen den gesamten Ermittlungsstand
liefern. Versprochen. Reicht Ihnen das nicht aus?«
Petra Bester
war unschlüssig. »Ich weiß nicht.«
Hansen wurde
unwirsch. »Frau Bester. Wenn wir nicht ins Geschäft kommen, dann räuchere ich Ihre
Bude aus. Ein Anruf beim Verfassungsschutz, und Sie können mitverfolgen, wie in
Windeseile alle Gesetze außer Kraft treten.«
»Damit werden
Sie nicht durchkommen, Kommissar. Vor Gericht werden Sie unterliegen.«
Aber Hansen
verlor nicht die Ruhe. »Das mag sein, aber vier Wochen keine Auflage, welches Zeitungshaus
hält so etwas heutzutage aus? Und welche Verlegerin? Hängen bleibt nämlich immer
etwas. Einverstanden?«
Die Bester
fügte sich ihrem Schicksal und überreichte ihm das Dossier.
Kommissar
Hansen genoss den Triumph, den Packen Papier in der Hand zu spüren.
Erste Enthüllungen
Petra Bester war sofort zu ihrem
Notebook geeilt, um den Inhalt zu sichten. Kommissar Hansen hatte Wort gehalten.
Sie war beeindruckt, denn Hansen schien ihr wirklich alles Verfügbare an Material
aufgespielt zu haben. Das Dossier der Rundschau dagegen war an vielen Stellen mit
der Lektüre eines Science-Fiction-Romans vergleichbar, in dem die Wirklichkeit nur
schwer auszumachen war. Die Geschäftsgebaren von RusskiGaz und UniProm wurden ausgesprochen
negativ dargestellt. Es enthielt ungewöhnlich viele Insiderinformationen über diesen
Korschunow, der unter anderem auch Inhaber des Etablissements Nevada an der Kieler
Küste war. Viele seiner Geschäfte sollen dort im Hinterzimmer eingefädelt worden
sein.
Ihr Telefon
summte. Es war der Kommissar. »Moin, Frau Bester. Ich habe Ihr Dossier bereits grob
gesichtet. Ich wollte nur anregen, bei Ihren Enthüllungen zur Festnahme des Direktors
Bergfeld vielleicht mit Hintergrundinformationen über die Geschäftsgebaren der UniProm
und RusskiGaz zu beginnen. Das Wochenende am Möhnesee, die Vorfälle in und um das
Nevada. Am besten mögliche Straftaten der beiden Geschäftsführer in den Raum stellen.«
Hatte Hansen
im Dossier nicht die tendenziöse Berichterstattung gegen die russischen Energieerzeuger
entdeckt?
»Warum?«
»Nun, das
würde vielleicht auf verschiedenen Seiten Reaktionen provozieren, die zur schnelleren
Aufklärung des Falles beitragen könnten.«
Sieh an.
Der Kommissar hatte es anscheinend durchschaut.
»Gut. Ich
sehe, wir verstehen uns. Wir werden das jedoch zuvor über unseren externen Rechtsberater
laufen lassen müssen, aber ich denke, es ist machbar. Dafür habe ich etwas gut bei
Ihnen. Einverstanden?«
»Habe ich
eine andere Wahl?«, knurrte Hansen ins Telefon.
Petra Bester
antwortete gutgelaunt. »Natürlich nicht.« Sie dankte und verabschiedete sich.
Sofort brauste sie mit ihrem Mini
zum Verlag. Sie loggte sich ins Redaktionssystem ein und suchte als Erstes nach
einem griffigen Anreißer. Sie legte eine neue Rubrik an: Küstengold. Mit dem Titel
war sie sehr zufrieden.
Sie schrieb
die Bergfeld-Story auf, berichtete nach dem Atomausstieg von den neuen Geschäftsfeldern
der großen Energieerzeuger mit Kohlendioxidlagern unter der Nordsee und endete mit
kritischen Fragen zu deren Einflussmöglichkeiten auf die Politik. Dabei beleuchtete
sie insbesondere den Kampf der russischen Energieerzeuger um die Stadtwerke der
Region. Sie beschrieb mutig Korschunow und Denisow als korrupte Firmenchefs, die
vermutlich über Leichen gingen. Bei Korschunow war Petra davon überzeugt, bei Denisow
würden die Reaktionen auf die Veröffentlichungen zeigen, ob er ebenso tief verstrickt
war.
Um halb
drei ließ sie sich mit dem Rechtsanwalt der Rundschau verbinden.
»Tag, Herr
Trutz. Es kommt einige Arbeit auf Sie zu. Ich maile Ihnen gleich die Vorschau einer
Meldung, die wir heute Nachmittag noch online veröffentlichen wollen. Bekommen Sie
das hin?«
Trutz konzentrierte
sich zunächst auf das Wesentliche. »350 die Stunde, wie immer?«
Petra Bester
bestätigte den Stundensatz und mailte Trutz den Text.
Keine halbe
Stunde später kam das Einverständnis zurück. Sofort erteilte sie im Redaktionssystem
Freigabe für den Artikel und schickte diese zusammen mit dem Einverständnis von
Trutz an den Vorstandsvorsitzenden
Weitere Kostenlose Bücher