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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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fast allen Räumen Licht.
    Hastig rannten sie durch den strömenden Regen zur Haustür und klingelten. Kurt Spengler öffnete persönlich und war erstaunt.
    »Was hat das wieder zu bedeuten?«, fragte er unfreundlich, ohne Anstalten zu machen, die beiden hereinzubitten.
    »Dürfen wir hereinkommen?« Anke überging seine Frage. Das hatte sie von Kullmann gelernt: Wenn ein Verdächtiger zu fragen begann, bedeutete das Unsicherheit, die sofort und unbedingt ausgenutzt werden sollte. Spengler musste sie eintreten lassen.
    »Sagen Sie bloß nicht, dass sie schon wieder den Unfall meiner Frau recherchieren!«, schimpfte Kurt Spengler weiter. »Der Alte kann sich einfach nicht eingestehen, dass er damals nicht der Auserwählte von Luise war. Aber indem er mich verfolgt, kann er die vierzig Jahre nicht mehr rückgängig machen!«
    Erik schaute Anke fragend an, weil er nicht wusste, wovon Kurt Spengler sprach. Anke verstand ihn umso besser. Seit der letzten Unterhaltung mit Kullmann in Marthas Kneipe wusste sie, was Luise Spengler ihm damals bedeutet hatte, dass er sie geliebt hatte, bis Martha Kullmanns Lebenswege kreuzte. Anke konnte endlich Kullmanns Motivation verstehen, diese starken, zähen Hintergründe, die sie immer vermutet hatte.
    Spengler bot ihnen keinen Sitzplatz an. Er ließ sie in der großen Diele stehen und stand breitbeinig ihnen gegenüber. Eriks Größe war ihm dabei sichtlich ein Dorn im Auge. Er maß ihn ständig mit kritischem Blick. Herabschauen, das war es, was er in dem Moment gerne getan hätte, aber Erik machte ihm einen Strich durch die Rechnung.
    »Mit dem Alten meinen Sie vermutlich Hauptkommissar Kullmann«, begann Anke, um klarzustellen, dass sie seine abfälligen Bezeichnungen nicht akzeptierte. »Der Grund unseres Besuches hat nichts mit Verfolgung oder Ähnlichem zu tun. Es gibt neue Hinweise, denen wir nachgehen müssen; deshalb hat Herr Kullmann uns zu Ihnen geschickt!«
    »Warum kommt er nicht selbst?«
    »Ganz einfach. Er spricht gerade jetzt mit unserem Kollegen Horst Esche, von dem er die neuen Hinweise bekommen hat. Horst Esche hat sehr viel zu berichten. Deshalb sind wir da.«
    Kurt Spengler wurde nervös. Er begann, auf und ab zu gehen. Dieses Schauspiel gefiel Anke, weil es genau das war, was Kullmann vorausgesehen hatte. Er drehte den beiden seinen Rücken zu und schaute eine Weile aus dem Fenster. Plötzlich drehte er sich um: »Wer ist Horst Esche? Was will der denn schon wissen?«
    »Die Fragen stellen wir!«, stellte Erik in einem Tonfall klar, dass Kurt Spengler sofort innehielt.
    »Ich zähle Ihnen hiermit Ihre Rechte auf«, begann Anke, zog ganz langsam einen Zettel aus der Hosentasche und begann, den Text herunterzuleiern, bis Kurt sie unterbrach.
    »Lassen Sie das! Ich kenne meine Rechte und habe vor, meinen Anwalt zu rufen. Bis dahin werde ich kein Wort mehr mit Ihnen reden!«
    »Einverstanden! Dann erwarten wir Sie morgen früh um neun Uhr im Landeskriminalamt. Kullmanns Büro kennen Sie ja«, ordnete Anke an.
    »Und vergessen Sie nicht, Ihren Anwalt mitzubringen«, spöttelte Erik, bevor sie das Haus verließen.
    Als die Tür wieder ins Schloss gefallen war, atmeten sie beide erleichtert auf. Es regnete immer noch, die Luft war so frisch wie schon lange nicht mehr.
    »Meine Güte, solche Spielchen habe ich schon lange nicht mehr spielen dürfen. Das war ein innerer Vorbeimarsch«, freute Erik sich mit einer Leidenschaft, die Anke erstaunen ließ. Ihre aufkeimende Neugier schob sie jedoch beiseite.
    Gemeinsam eilten sie durch den Regen zum Dienstwagen, fuhren einige Meter und versteckten sich ganz in der Nähe des Hauses, so dass sie alles unbemerkt überblicken konnten.
    »Was hat Esche damit zu tun?«, fragte Erik in die Stille des Wagens. »Er ist ein Kollege! Kann es sein, dass Kullmann gegen seine eigenen Kollegen ermittelt?«
    »Er ermittelt nicht gegen seine Kollegen allgemein, sondern nur gegen Esche«, stellte Anke klar.
    »Warum das?«
    »Esche ist Kurt Spenglers Sohn!«
    Tenes fragte staunend: »Warum erfahren wir das erst jetzt?«
    »Er hat es verstanden, das geheim zu halten. Kullmann kam dahinter, weil er nach Ingo Weber gesucht hatte. Mit der Entdeckung des Reporters kam die ganze Wahrheit ans Licht«, erklärte Anke weiter.
    »Ich verstehe da einiges nicht«, gestand Erik. »Horst Esche war jahrelang in Köln beschäftigt. Dass er früher in Saarbrücken gearbeitet hat, davon ist mir nichts bekannt!«
    »Das hat er auch nicht!«
    »Welche Wahrheit hat

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