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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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die Hübners Ermordung hinterlassen hatte, aber niemand sprach etwas. Rasch besann Kullmann sich wieder und setzte seinen Weg in Esches Zimmer, Tenes zukünftigem Kollegen, fort. Esche saß angespannt hinter seinem Schreibtisch. Was sich nun ereignete, überraschte alle Anwesenden. Erik Tenes Gesicht wurde schlagartig kalkweiß, und Esches Kopf lief so rot an, als drohte er zu platzen.
    Der erste, der sprach, war Erik Tenes: »Was machst du denn hier?«
    »Arbeiten!«, erwiderte Esche.
    »Dass ich nicht lache. Du hast Arbeit schon immer mit fiesen Spielchen verwechselt.«
    »Gib es zu, du kommst doch um vor Neid«, konterte Esche genauso scharfzüngig. »Du hast dich höchstselbst in die Scheiße geritten und wirst damit nicht mehr fertig. Dass ich meine Laufbahn spielend schaffe, das macht dir so zu schaffen.«
    »Willst du dein krankes Spiel jetzt in Saarbrücken weitertreiben?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, treibe ich kein krankes Spiel, im Gegensatz zu dir«, lachte Esche höhnisch. »Die Frauen, mit denen ich zu tun hatte, leben alle noch, was du nicht behaupten kannst!«
    »Es gibt Menschen, die lernen aus ihren Fehlern. Du gehörst offensichtlich nicht dazu«, konterte Erik böse.
    »Aber du! Dass ich nicht lache!«
    Eine Mauer des Hasses schien die beiden zu trennen.
    »Ich habe den Eindruck, ich brauche die beiden Herren nicht mehr miteinander bekannt zu machen«, mischte Kullmann sich ein. »Eigentlich war es vorgesehen, dass Sie beide zusammenarbeiten sollen. Aber nach dem, was ich gerade miterlebt habe, werde ich meine Pläne ändern.«
    Daraufhin verschwand Kullmann mit Erik Tenes. Die übrigen Kollegen kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück.
    Anke hatte sich gerade an ihrem Schreibtisch niedergelassen, als ihre Zimmertür aufgerissen wurde und Esther zu ihr hereingestürmt kam.
    Verärgert zeigte Anke der Kollegin die Tür, weil sie nicht die geringste Lust verspürte, sich mit ihr abzugeben. Aber Esther überging diese unfreundliche Geste einfach. Nun wurde Anke erst richtig sauer. Sie stellte sich auf, stützte beide Hände auf den Schreibtisch und blaffte: »Was willst du hier?«
    Doch, was Esther nun sagte, brachte Anke aus dem Konzept: »Ist er nicht süß?« Sie schwärmte wie ein liebestoller Backfisch.
    »Wer?«, fragte Anke, ihren Rausschmiss vergessend.
    »Der Neue! Er sieht so heroisch aus, er könnte glatt als Adonis durchgehen, so athletisch, wie er gebaut ist, und dann seine markanten Gesichtszüge. An ihm stimmt einfach alles!«
    Anke traute ihren Ohren nicht, als sie die naive Schwärmerei hörte. Mit ihren goldblonden Locken und total verklärtem Blick stand Ester da.
    »Warum kommst du damit zu mir?«, wurde Anke ungehalten.
    »Ganz einfach: Esche und der Neue werden auf keinen Fall zusammenarbeiten. Nun will ich dich bitten, bei Kullmann ein Wort für mich einzulegen, dass ich mit ihm im Team arbeiten darf. Das wäre wunderbar«, erklärte Esther mit ihren strahlend grünen Augen.
    Anke ärgerte sich, dass Esther sich gerade dann an sie erinnerte, wenn sie ihr nützlich sein konnte. Ihr lag nichts an Ankes Meinung, sondern nur an ihrem Einfluss.
    Aber Ankes Ärger verflog so schnell wieder, wie er gekommen war. Mit diesem Arrangement, wie Esther es sich vorstellte, bekam sie endlich die Chance, mit Jürgen Schnur im Team zusammenzuarbeiten. Damit löste sie genau das Problem, vor dem sie stand, seit sie wusste, dass Kullmann in den Ruhestand ging.
    Zufrieden mit dieser Perspektive stimmte sie zu, ohne zu ahnen, welche Freude sie Esther damit machte.
    »Danke, du bist wirklich eine gute Kollegin«, jubelte Esther und verließ rasch das Büro.
    Kaum hatte Anke mit ihrer Arbeit begonnen, da stand Kullmann, beladen mit einigen Akten und der Lokalzeitung, in ihrem Zimmer. Dieses Mal balancierte seine Lesebrille so bedrohlich auf seinem Kopf, dass Anke sich eine Bemerkung nicht ersparen konnte: »Ihrer Brille gebe ich keine lange Lebensdauer, so wie Sie mit ihr umgehen.«
    »Ach!«, schimpfte Kullmann los, nahm sie vom Kopf und schob sie in seine Jackentasche. »Diese Dinger sind der unumstößliche Beweis dafür, dass man alt wird und nichts mehr funktioniert!«
    Obwohl Kullmann sich ernsthaft über seine kleinen Schwächen ärgerte, musste Anke herzhaft über seinen Gefühlsausbruch lachen.
    »Sogar mein Kopf funktioniert nicht mehr«, fügte er griesgrämig an. »Ich stehe vor einem Rätsel.«
    »Und ich habe die Lösung«, entgegnete Anke, was Kullmann staunen ließ.
    »Wie können

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