Kullmann
meiner Vermutung selbst nachgegangen. Dabei fand ich heraus, dass Robert Spengler die heiße Spur war. Nimmsgern war für Robert zur Gefahr geworden.«
»Von welcher heißen Spur redest du da?«, unterbrach Kullmann den Redefluss.
»Ganz einfach: Robert und seine Mutter hatten ein äußerst gespanntes Verhältnis! Als Katharina Gersten, die Schwester von Luise, starb, vermachte sie ihr gesamtes Vermögen Robert und nicht ihr«, erklärte Esche unbeirrt weiter.
»Ich dachte, du redest hier von einem Zusammenhang«, wurde Kullmann immer ungeduldiger. »Was ich hier zu hören bekomme, hat mit den getöteten Kollegen nicht das Geringste zu tun!«
»Wenn Sie mich ausreden lassen, komme ich noch zu dem Zusammenhang!«
»Versuche nicht, das Pferd von hinten aufzuzäumen, sonst werde ich ungeduldig!«
Schnell setzte Esche seinen Vortrag fort: »Luise Spengler wollte in das Haus ihrer Schwester ziehen, allerdings hatte sie bis dahin nicht gewusst, dass Robert das Haus neben dem ganzen Vermögen geerbt hatte.«
Kullmann funkte wieder dazwischen: »Bis jetzt habe ich nichts Neues erfahren!« Sein Ton war herablassend, um sein Gegenüber nicht merken zu lassen, welches Unbehagen ihm diese Details bereiteten. »Komm endlich auf den Punkt«, reizte er ihn weiter.
»Das wollte ich ja. Vielleicht hören Sie mir jetzt zu, ohne mich zu unterbrechen!«
Kullmann nickte und Esche fuhr fort: »Robert Spengler kannte Peter Biehler durch das gemeinsame Hobby, das Reiten. Biehler hatte von der Erbschaft durch eine gute Freundin erfahren, die einen Verwandten im gleichen Altenheim hatte. Die Freundin hatte Biehler darauf gebracht, dass es in dem Altenheim nicht mit rechten Dingen zuging.«
»Wer ist diese Freundin und warum taucht sie nirgends in den Akten auf?«, fragte Kullmann sofort.
»Darauf komme ich später zu sprechen«, sagte Esche unwirsch; sein Ton wurde kälter, als er zum entscheidenden Schlag ausholte: »Deshalb war Biehler sich sicher, dass Robert Spengler Sterbehilfe geleistet hatte, weil er dringend Geld brauchte. Reiten ist ein teurer Sport, den sich ein einfacher Altenpfleger nicht so ohne weiteres leisten kann. Die Alte starb ziemlich schnell, nachdem sie ihrem Neffen das Erbe versprochen hatte. Also war Peter Biehler eine große Gefahr für Robert Spengler geworden. Ich habe außerdem herausgefunden, dass Peter Biehler in dieser Sache seinen Freund, nämlich Andreas Hübner, eingeschaltet hatte, weil er selbst keine Befugnisse zu handeln hatte. So wurde auch Andreas Hübner zur Gefahr für Robert Spengler. Hübner kam ihm nämlich auf die Schliche, warum Robert Spengler sich an Anke herangemacht hat. Er benutzt sie nur, damit er immer auf dem Laufenden ist. Wenn er merkt, dass Gefahr im Verzug ist, wird es für Anke lebensgefährlich. Sie ist total verliebt in diesen Kerl und blind für die Realität.«
Kullmann hörte sich alles genau an, ohne dabei Esche aus den Augen zu lassen. Nach einer Weile fragte er: »Wer sagt dir, dass Anke total verliebt ist in Robert? Anke selbst?«
Esche stutzte, doch schnell besann er sich wieder und antwortete: »Ich weiß das von Hübner.«
»Von Hübner?«, staunte Kullmann.
»Er hat die beiden beobachtet!« Aber Esche wollte sich nicht beirren lassen und sprach schnell weiter: »Als ich Robert zu diesen Fakten befragen wollte, schlug er mir einen Knüppel über den Kopf!«
»Warum hast du keine Fahndung nach dem Angreifer eingeleitet? Immerhin hat ein tätlicher Angriff auf einen Polizisten stattgefunden, da setzt man sich nicht ins Büro und reibt seine Wunden«, wollte Kullmann noch den letzten Zweifel ausgeräumt haben, den er immer noch an Esches Worten hegte.
»Ich wurde für kurze Zeit bewusstlos. Als ich wieder aufwachte, war ich zunächst so verwirrt, dass ich nicht mehr an eine Fahndung gedacht habe. Dass das ein Fehler war, erkenne ich erst jetzt«, rieb Esche sich demonstrativ wieder über seine Beule.
»Warum bist du erst jetzt auf die Idee gekommen, diese Befragung durchzuführen, ohne bei mir vorzusprechen, wie das vorgeschrieben ist?«
Darauf konnte Esche keine Antwort geben.
»Ist dir klar, dass das ein Verstoß gegen die Dienstvorschrift war?«, bohrte Kullmann weiter.
»Ja«, gab Esche kleinlaut zu.
Plötzlich kam Kullmann ein anderer Gedanke. Sollte Esches Schilderung tatsächlich zutreffen, gab es noch ein anderes Problem: »Ist Anke über deine Begegnung mit Robert informiert?«
»Nein, Anke weiß nicht, dass ich mit Robert eine
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