Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
Vom Netzwerk:
brauchte dich nie als ernsten Konkurrenten zu fürchten.«
    Diese Worte trafen Kullmann sehr hart, aber er beherrschte sich. Nicht die geringste Regung ließ er sich anmerken, als er seine Frage wiederholte: »Also, warum wollte Luise sich von dir scheiden lassen?«
    »Du kannst dich aber an etwas festbeißen, wie eine Zecke«, lachte Kurt. »Ich weiß es nicht!«
    »Dein Nichtwissen könnte man durchaus auffrischen«, ermahnte Kullmann.
    »Ich wüsste nicht, womit!«
    Kullmann schwieg lange, bis er ein leichtes Flackern in Spenglers Augen sah.
    »Wie habt ihr denn eure Geldangelegenheiten geregelt?«
    Nun lachte Kurt laut auf und protzte: »Ich brauche Luises Geld nicht, weil ich selbst genug verdiene.«
    »Da habe ich aber etwas anderes festgestellt. Du hast hohe Beträge von deinem Konto abgehoben, seit Luise dir vor zwei Jahren die Vollmacht über ihre Konten entzogen hat. Aber diese Löcher wurden nicht gefüllt. Du weißt genau, dass du hoch verschuldet bist. Also hattest du doch ein Motiv, Luise zu töten, weil du bei einer Scheidung nichts von ihrem Geld gesehen hättest. Im Falle ihres Todes wärst du der Alleinerbe – wäre der Fall bei den Akten!«
    Spenglers Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Fest presste er seine Lippen aufeinander, als hätte er Angst, sie zu öffnen und etwas Unüberlegtes auszusprechen.
    Kullmann verbarg seine Freude hinter kaltem Spott: »War Luise für dich nicht mehr als ein Goldesel, den man sich hält, so lange er funktioniert?«
    Kurt versteifte sich in sein Schweigen.
    »Geld ist das stärkste Motiv der Welt; damit fangen die kleinsten Gaunereien an«, fügte Kullmann hinzu, als wolle er einen Analphabeten belehren.
    »Du spinnst doch völlig«, reagierte Kurt Spengler endlich.
    »Was machst du mit den riesigen Summen, die du in den letzten Jahren abgehoben hast? Wo ging das Geld hin?«
    »Das geht dich nichts an«, erwiderte Spengler böse, weil er merkte, wie Kullmann empfindlich an seinem Fundament rüttelte.
    »Oh doch, das geht mich etwas an, weil du im Verdacht stehst, deine Frau getötet zu haben!«
    »Du machst dich lächerlich«, versuchte Spengler aufzutrumpfen, als er wieder seine alte Fassung zurückgewonnen hatte. »Luise ist inzwischen neun Monate tot, und die Polizei ist schon lange zu dem Schluss gekommen, dass es ein tragischer Unfall war. Was willst du also noch hier? Ist es dein ganz persönliches Interesse, mich zu vernichten? Siehst du zum ersten Mal nach vierzig Jahren Entbehrungen die Chance dazu? Mehr kann es doch nicht sein, weil du ganz alleine behauptest, Luise sei ermordet worden. Die gesamte Polizei sieht das anders!«
    »Ich weiß, dass du ein verdammt guter Spieler bist. Aber dieses Spiel wirst du nicht gewinnen, weil du auf die falsche Karte setzt.«
    Kullmann erhob sich und ging auf den Ausgang zu, als er sich noch einmal umdrehte und anfügte: »Du wirst von der  gesamten Polizei  noch hören. Also halte dich zur Verfügung, jeder Versuch, die Stadt zu verlassen, wird als Fluchtversuch angesehen und verschlechtert deine Situation ganz erheblich.«
    Dann verließ er das Haus, das trotz seines luxuriösen Prunks sehr beklemmend auf Kullmann wirkte. Erst als er durch die Stadt fuhr, die im herrlichsten Sonnenschein lag, konnte er wieder aufatmen. Die Atmosphäre in Spenglers Haus hätte ihm fast die Luft genommen. Ständig hatte ihn das Gefühl begleitet, Luises Geist schwebte noch in diesen Mauern.
    Da fiel sein Blick auf ein Werbeplakat, das überdimensional groß an einer Kreuzung stand, so dass man es gar nicht übersehen konnte. Darauf waren lachende Gesichter abgebildet und der Werbespruch lautete:  Schönes Saal-Land . Erst darunter konnte Kullmann lesen, was es mit diesem Spruch auf sich hatte: Dort wurde für die Spielbank Saarbrücken geworben, die vor nicht allzu langer Zeit in der Nähe des Messegeländes eröffnet worden war.
    Das könnte des Rätsels Lösung sein! Er hatte es sogar selbst ausgesprochen und hatte diesen Gedanken nicht zu Ende gedacht, so groß war das Brett vor seinem Kopf gewesen: Kurt Spengler war ein Spieler. Nur in einer Spielbank gingen solche Summen hin und her. Als er weiterfuhr, stieß er doch tatsächlich auf ein weiteres Werbeplakat für die Spielbank Saarbrücken, auf dem stand:  Krötenwanderung . Das war genau der passende Ausdruck für das, was Kurt Spengler ständig passierte: Seine Kröten wanderten ständig von seinem Konto auf das der Spielbank. Gab es nicht schon Untersuchungen, dass

Weitere Kostenlose Bücher