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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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hatte noch einen Typen dabei,
das war ein Anzug, dumdideldei,
der Anzug war ein mieses Schwein,
hielt den Mann für dumm und klein.
Und eines will er unbedingt,
wie er es immer wieder singt (Chor):
Das Innere soll außen sein,
das Innere soll außen sein,
soll außen sein, soll außen sein!
     
    Und so weiter. Es gibt noch andere, doch die meisten handeln von
Sex und sind also ziemlich langweilig; bunt, aber eintönig.
    Meine Haare wachsen. Ich habe einen dünnen Bart.
    Ich habe angefangen zu masturbieren, allerdings nur alle paar
Tage. Es wird natürlich alles recycelt. Ich tue so, als sei der
Anzug mein Geliebter. Er findet das gar nicht komisch.
    Ich vermisse die echte Befriedigung, aber zumindest spendet der
Sex teilweise Erleichterung, während mir alles andere unwirklich
erscheint, wie im Traum. Ich träume neuerdings tatsächlich.
Im allgemeinen ist es immer der gleiche Traum: Ich befinde mich
irgendwo auf einer Art Kreuzfahrt. Ich weiß nicht, auf was
für einem Gefährt ich reise, aber irgendwie weiß ich,
daß es sich bewegt. Es könnte sich um ein Raumschiff
handeln oder um einen Ozeandampfer oder ein Luftschiff oder einen
Zug… Ich weiß es nicht. Und es passiert nichts anderes,
als daß ich mich durch flauschig weiche Korridore bewege,
vorbei an Pflanzen und kleinen Teichen. Draußen gleitet eine
unbestimmte Szenerie vorbei, wenn ich hinaussehen kann, aber ich
schenke ihr keine große Beachtung. Es könnte ein vom Raum
aus gesehener Planet sein oder Berge oder eine Wüste; das Ganze
könnte sich sogar unter Wasser abspielen, mir ist es egal. Ich
winke einigen Bekannten zu. Ich esse kleine Leckereien, um mich aufs
Abendessen einzustimmen, und ich trage ein Handtuch über der
Schulter; es könnte sein, daß ich unterwegs bin, um ein
Bad zu nehmen. Die Luft duftet süß, und ich höre eine
sehr sanfte, sehr schöne Musik, die ich fast erkenne und die aus
einer Kabine dringt. Wo immer ich auch sein mag, mit was immer ich
auch reisen mag, es bewegt sich sehr gleichmäßig und
ruhig, ohne Geräusche oder Erschütterungen oder
großes Aufhebens; vollkommen sicher.
    Ich werde all das sehr zu schätzen wissen, wenn ich es je
wieder zu sehen bekomme. Ich weiß in diesem Moment, wie gut es
ist, sich so sicher zu fühlen, so verwöhnt, so angstfrei
und zuversichtlich.
    Ich komme in jenem Traum nie irgendwo an. Ich gehe einfach nur so
dahin, jedesmal. Es ist immer dasselbe, immer gleich angenehm; ich
beginne und ende immer an derselben Stelle, alles ist immer genau
gleich; vorhersehbar und beruhigend. Alles ist sehr scharf umrissen
und klar. Mir fehlt nichts.
     
    Der dreißigste Tag. Die Berge haben wir weit hinter uns
gelassen, und ich – wir – marschieren den Grat eines alten
Lava-Tunnels entlang. Ich halte nach einem Loch in der Decke
Ausschau, weil ich es mir lustig vorstelle, durch das Innere des
Tunnels zu gehen – er sieht groß genug aus, um darin zu
laufen. Der Anzug behauptet, wir gingen nicht ganz genau in die
richtige Richtung zur Basis, wenn wir dem Tunnel folgen, aber ich
schätze, so einigermaßen stimmt sie schon. Er übt
Nachsicht mit mir. Ich verdiene es, nachsichtig behandelt zu werden;
ich kann mich nachts nicht mehr zu einer kleinen Kugel
zusammenrollen. Der Anzug hat beschlossen, daß wir jedesmal
zuviel Sauerstoff verlieren, wenn wir die Gliedmaßen
miteinander verbinden und den Anzug für die Nacht aufblasen,
also verzichten wir jetzt darauf. Am Anfang habe ich das Gefühl
gehaßt, in einer Falle gefangen zu sein und mich nicht kratzen
zu können, doch jetzt macht es mir nicht mehr soviel aus. Jetzt
muß ich mit meinen Beinen in seinen Beinen und meinen Armen in
seinen Armen schlafen.
    Der Lavatunnel biegt in die falsche Richtung ab. Ich stehe da und
schaue mir an, wie er sich in die Ferne davonschlängelt, einen
langen Hang hinauf zu einem fernen erloschenen Vulkan. Die falsche
Richtung, verdammt.
    »Laß uns hinuntergehen und den richtigen Weg
einschlagen, meinst du nicht?« schlug der Anzug vor.
    »Na ja, von mir aus«, brumme ich. Ich gehe hinunter. Ich
schwitze. Ich wische mir den Kopf am Innern des Helms ab, indem ich
ihn daran auf und ab reibe, wie ein sich kratzendes Tier. »Ich
schwitze«, tue ich dem Anzug kund. »Warum läßt
du mich schwitzen? Ich sollte nicht schwitzen. Du dürftest nicht
zulassen, daß ich schwitze. Wahrscheinlich hast du deine
Aufmerksamkeit abschweifen lassen. Los jetzt, tu deine
Pflicht!«
    »’tschuldigung«, sagt der Anzug auf unangenehme
Weise. Ich

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