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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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vollends hell geworden. Das den Wagen umgebende
Feld platzte, und die beiden kleinen Plattformen unter dem Wagen
erschienen als weiße Splitter in dem dunstigen Morgen. Sie
verschwanden jeweils mit einem ›Plop‹, als das Schiff sie
entfernte.
    Ich fuhr nach Paris. Als ich in Kensington wohnte, hatte ich einen
kleineren Wagen, einen VW Golf, und der Volvo kam mir danach wie ein
Panzer vor. Das Schiff sprach zu mir durch meine Terminal-Brosche und
erklärte mir, welche Strecke ich nach Paris fahren sollte, und
dann führte es mich durch die Straßen zu Linters Wohnung.
Trotzdem war das Ganze ein ziemlich traumatisches Erlebnis, denn die
ganze Stadt schien in ein verzwicktes Rundenrennen verwickelt zu
sein, und als ich endlich vor dem Innenhof in einer
Seitenstraße ankam, nicht weit vom Boulevard St. Germain, wo
Linter eine Wohnung hatte, paßte es mir ganz und gar nicht in
den Kram, daß er nicht zu Hause war.
    »Nun, zum Teufel, wo ist er denn?« verlangte ich
zu wissen; ich stand in einem offenen Gang vor dem Apartment, die
Hände in die Hüften gestemmt, und starrte die verschlossene
Tür an. Es war ein sonniger Tag, der heiß zu werden
versprach.
    »Ich weiß nicht«, sagte das Schiff durch die
Brosche.
    Ich sah zu dem Ding hinunter, obwohl das überhaupt nichts
nützte. »Wie bitte?«
    »Dervley hat sich angewöhnt, sein Terminal in der
Wohnung zu lassen, wenn er ausgeht.«
    »Er…« Ich brach ab, atmete ein paarmal durch und
ließ mich auf der Treppe nieder. Ich schaltete mein Terminal
aus.
    Irgend etwas war im hier Busch. Linter war immer noch in Paris,
trotz der Tatsache, daß dies der Ort war, an den er anfangs
geschickt worden war; sein Aufenthalt hier hätte normalerweise
nicht länger dauern dürfen als meiner in London. Niemand
auf dem Schiff hatte ihn seit unserer Ankunft gesehen; es hatte ganz
den Anschein, als sei er inzwischen überhaupt nicht zum Schiff
zurückgekehrt. Wir anderen waren alle zurückgekommen. Warum
blieb er weiterhin hier? Und was bildete er sich eigentlich ein,
daß er ohne sein Terminal ausging? Das war die Tat eines
Wahnsinnigen; wenn ihm nun unterwegs etwas passierte? Wenn er auf der
Straße überfahren würde? (Das erschien mir sehr
wahrscheinlich, dem Fahrstil der Pariser nach zu urteilen, wie ich
ihn erlebt hatte.) Oder in einer Prügelei zusammengeschlagen?
Und warum nahm das Schiff das alles so gelassen hin? Ohne sein
Terminal auszugehen, konnte auf einer gemütlichen Orbitalstation
gerade noch durchgehen, und im Innern einer Schutzhöhle oder auf
einem Schiff war es sogar gang und gäbe, aber hier? Das
war wie ein Spaziergang durch ein Glücksspielviertel ohne
Waffe…, und nur weil die Eingeborenen das andauernd so machten,
war es nicht weniger verrückt.
    Ich war jetzt ziemlich sicher, daß mehr hinter diesem
kleinen Abstecher nach Paris steckte, als das Schiff mir hatte
weismachen wollen. Ich versuchte, dem Miststück noch ein paar
weitere Informationen zu entlocken, doch es spielte seine Rolle des
Unwissenden weiter, also gab ich auf und ließ den Wagen in dem
Innenhof stehen, um einen Spaziergang zu machen.
    Ich ging St. Germain hinunter, bis ich St. Michel erreichte, dann
schlug ich die Richtung zur Seine ein. Das Wetter war freundlich und
warm, in den Geschäften herrschte reger Betrieb, die Leute
benahmen sich so weltstädtisch wie in London, allerdings waren
sie etwas stilvoller gekleidet, jedenfalls im allgemeinen. Ich
glaube, ich war anfangs enttäuscht. Die Stadt unterschied sich
nicht sehr von anderen. Man sah die gleichen Waren, die gleichen
Markennamen: Mercedes Benz, Westinghouse, American Express, De Beers
und so weiter… Doch ganz allmählich spürte ich,
daß mich ein etwas beseelterer Hauch umwehte als anderswo.
Etwas von Millers Paris war noch vorhanden (ich hatte am Abend zuvor
die Wendekreise durchgeblättert und sie am Morgen noch
einmal überflogen), wenn es auch im Laufe der Jahre um einiges
zahmer geworden war.
    Es war eine andere Mischung, eine andere Mixtur aus den gleichen
Zutaten; das Traditionelle, das Wirtschaftliche, das
Nationalistische… Mir gefiel die Sprache gut. Ich konnte mich
einigermaßen verständlich machen, wenn auch auf sehr
niedrigem Niveau (meine Aussprache sei formidable, hatte mir
das Schiff versichert), und ich konnte leidlich die Schilder und
Werbeplakate lesen… Aber wenn jemand mit normaler
Geschwindigkeit sprach, verstand ich nicht mehr als eins von zehn
Worten. Die Sprache tönte aus den Mündern dieser Parisiens

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