Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Konzeptkünstlerin nutzt von Installationen bis zu Bildern viele verschiedene Ausdrucksformen.
      9.  Maurizio Cattelan (*1960). Der italienische Künstler weiß zu provozieren. Besonders bekannt: seine Skulptur Papst Johannes Pauls II., der von einem Meteoriten getroffen wird. Titel: »Die neunte Stunde«.
    10.  Pippilotti Rist (*1962). Eine gern genutzte Form in der zeitgenössischen Kunst ist die Videoinstallation, in der Installation und filmische Aufnahmen verschmelzen. Die Schweizerin ist die bekannteste Vertreterin dieses Genres.

BILDHAUEREI
    I m Februar 2010 erzielte eine lebensgroße Skulptur des Schweizer Künstlers Alberto Giacometti (1901–1966) mit dem Namen »Schreitender Mann« (eines der Lieblingsthemen vieler Bildhauer) bei einer Londoner Auktion den Rekordpreis von rund 75 Millionen Euro. Damit handelt es sich um das zweitteuerste je verkaufte Kunstwerk. Zum Vergleich: Ein kleines Wasserschloss in der Nähe von Düsseldorf bekommen Sie für bescheidene 3,5 Millionen Euro.
    Nun mag es Ihnen niemand verdenken, wenn Sie weder für das eine noch für das andere gerade die Mittel flüssig haben. Aber vielleicht werden Sie sich fragen: Warum zum Teufel ist das Ding so teuer? Was macht überhaupt den Wert von Kunst aus? Darauf gibt es zwei Antworten, eine kunstorientierte und eine marktwirtschaftliche.
    Die kunstorientierte lautet, dass Alberto Giacometti zu den bedeutendsten Bildhauern der Welt gehört. Seine sehr schlanken, strichartigen Figuren erkennen viele Menschen auf Anhieb wieder. Zudem sind diese Figuren originell, und sie verkörpern eine künstlerische Idee vom Menschen. Die marktwirtschaftliche Erklärung hingegen kommt ohne Kunstpathos aus. Wie auf jedem Markt entstehen auch auf dem Kunstmarkt die Preise nach Angebot und Nachfrage. Viele Werke von Giacometti befinden sich im Besitz von Museen und sind unverkäuflich. Also wenig Angebot. Es gibt aber offenbar einige sehr reiche Fans dieses Künstlers. Also finanzstarke Nachfrage. Und schon bildet sich ein außergewöhnlich hoher Preis. Mit Kunst verhält es sich nicht anders als mitGold und Geld: Ihr Wert besteht darin, dass Menschen glauben, dass sie einen Wert verkörpert.
    Das sollte uns aber nicht daran hindern, Kunst zu genießen, auch wenn unsere Börse nicht so prall gefüllt ist. Für den reinen Kunstgenuss mögen die Werke der Bildhauerei sogar einen Vorteil gegenüber denen der Malerei haben: Sie sind aufgrund ihrer dreidimensionalen Beschaffenheit realistischer. Das mag auch der Grund sein, warum einige der ältesten Kunstwerke der Welt Skulpturen sind. Der Einfachheit halber benutzen wir übrigens, wie umgangssprachlich üblich, den Begriff der Skulptur für sämtliche dreidimensionalen Kunstwerke, egal, ob sie aus einem Grundstoff herausgemeißelt oder geschnitzt wurden (die Skulptur im eigentlichen Sinne) oder geformt oder gegossen (die Plastik). Eine weitere Sonderform, das Relief, sei aus Platzgründen nur am Rande erwähnt, zumal sie oft kunsthandwerklicher Natur ist.
    Eine der ältesten Skulpturen wurde im September 2008 gefunden: Auf der Schwäbischen Alb stießen Archäologen vor einer Höhle im Schutt einer älteren Grabung auf eine sechs Zentimeter hohe, 33 Gramm schwere üppige Frauenfigur aus Mammutelfenbein. Eiszeitmenschen hatten sie vor 35000 bis 40000 Jahren angefertigt. Die Wissenschaftler nannten die Figur »Venus von der Alb«. Vermutlich handelt es sich um ein Fruchtbarkeitssymbol, worauf ihre breiten Schenkel und die dicken Brüste hindeuten. Solche Figuren besaßen einen kultischen Charakter. In der Tat dienten Skulpturen jahrtausendelang vor allem zwei Zwecken: der Verehrung der Götter oder der Verehrung irdischer Herrscher. Manchmal, wie bei den ägyptischen Pharaonen, fielen beide Zwecke zusammen.
    Dem Laien fällt es schwer, ägyptische Skulpturen einer bestimmten Epoche zuzuordnen. Immerhin umfasst die Kunst des alten Ägypten eine Zeit von fast 3000 Jahren. Während der Unterschied zwischen einer römischen Kaiserstatue unddem »Schreitenden Mann« von Giacometti nun wirklich jedem ins Auge fällt, müsste man bei Grabstatuen des Alten Reiches und des Neuen Reiches auf Details der Ausfertigung achten. Das liegt daran, dass die ägyptische Kunst auf einen begrenzten Formenkanon zurückgriff. Schließlich diente die Kunst dazu, den Übergang vom Diesseits ins Jenseits zu ermöglichen – nicht der Selbstverwirklichung eines Künstlergenies. Veränderungen gingen deshalb wesentlich langsamer

Weitere Kostenlose Bücher