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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Herlinde Koelbl (*1939) versuchen, den Charakter der Abgebildeten ebenso zu zeigen wie den Geist der Zeit. Von Herlinde Koelbl ist insbesondere die Fotoserie mit dem Titel »Spuren der Macht« bekannt, die Politiker wie Joschka Fischer und Gerhard Schröder über mehrere Jahre hinweg mit abnehmender Vitalität zeigt.
    In der Kunstfotografie der Gegenwart gehören zwei Deutsche zur Weltspitze. Ich ärgere mich noch heute, dass ich in den 80er-Jahren dem mir flüchtig bekannten Wolfgang Tillmans (*1968) keine Fotos abgekauft habe. Damals waren sie für ein paar hundert D-Mark zu haben. Heute kostet ein Foto von Tillmans, inzwischen Träger des renommierten englischen Turner-Preises (als erster Nicht-Engländer!), einige zehntausend Euro. Tillmans fotografiert gerne scheinbar zufällige Situationen, in denen sich seine Freunde oder Lebensgefährten befinden. Der Leipziger Andreas Gursky (*1955), der zweite deutsche Fotograf von Weltruhm, spielt hingegen am liebsten mit den Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung. Typisch für Gursky sind monumentale Aufnahmen von Städten, Landschaften oder Fabrikanlagen.
    Fotografie als Dokumentation
    Digitale Bildbearbeitung ist der Schreckensbegriff für alle Fotojournalisten, die sich der zweiten Kategorie der Fotografie verpflichtet fühlen, nämlich der Dokumentation. Ihnen geht es um die unverfälschte Darstellung von Wirklichkeit. Dazu zählen das Foto vom Vereinsjubiläum in der Lokalzeitung ebenso wie die preisgekrönten Fotoreportagen aus Kriegsgebieten und Elendsvierteln. Viele der bedeutenden Fotoreporter erheben den Anspruch, mit ihren Aufnahmen politische und soziale Missstände aufzudecken. Einige ihrer Fotos haben sich in unser kulturelles Gedächtnis eingebrannt. Dazu gehört Eddie Adams’ Foto des südvietnamesischen Generals Nguygen Ngoc Loan, wie dieser gerade einen Vietcong-Kämpfer erschießt, und das Foto des Fotografen Nick Út von der Agentur Associated Press, das ein neunjähriges vietnamesisches Mädchen zeigt, wie es nackt und schreiend nach einem Napalm-Angriff flieht. Robert Capas (1913–1954) Aufnahme eines von der Kugel getroffenen, vornüber stürzenden republikanischen Milizionärs im Spanischen Bürgerkrieg steht als Dokument eines Krieges in einer Reihe mit Francisco de Goyas (1747–1828) berühmtem Gemälde »Die Erschießung der Aufständischen am 3. Mai 1808 in Madrid«.
    Capa gehörte zur bedeutendsten Gruppe von Fotoreportern der bis heute bestehenden Agentur Magnum, die er unter anderen zusammen mit Henri Cartier-Bresson und DavidSeymour 1947 ins Leben rief. Viele ihrer Aufnahmen erschienen in der Zeitschrift »Life«, die sich seit ihrer Gründung 1936 auf Fotoreportagen spezialisiert hatte. Damit fügte sie sich in die Tradition der »Berliner Illustrierten Zeitung«, einer ungemein erfolgreichen Illustrierten des Verlegers Leopold Ullstein in der Zeit der Weimarer Republik. »Life« stellte im Jahr 2000 ihr Erscheinen ein. In Zeiten der digitalen Bilderflut sah das Magazin keine Zukunft mehr für sich.
    Zwei Sonderwege
    Bleiben noch die beiden angesprochenen Sonderwege der Fotografie. Erstens die Aktfotografie. Man könnte auch erotische Fotografie dazu sagen, was allerdings weniger künstlerisch anmutet. Zumal manches, was heute als Kunst gehandelt wird, vor Jahren oder Jahrzehnten als Pornografie galt. Wilhelm von Gloeden (1856–1931) zum Beispiel versorgte das wilhelminische Deutschland mit Aufnahmen nackter Hirtenjungen aus der sizilianischen Stadt Taormina, die er antikisierend posieren ließ. Die Bilder wurden als Postkarten verkauft, und sogar der Kaiser persönlich stattete dem Fotografen einen Besuch ab. Musste Gloeden den homoerotischen Charakter seiner Fotos noch verschleiern, schockierte der Amerikaner Robert Mapplethorpe (1946–1989) die Öffentlichkeit von Anfang der 70er- bis Ende der 80er-Jahre durch seine zum Teil sadomasochistischen homosexuellen Motive. Der gebürtige Berliner Helmut Newton (1920–2004) musste sich von Alice Schwarzer vorwerfen lassen, seine Aktaufnahmen seien sexistisch. Sie mögen Ihr eigenes Urteil fällen, aber bitte bedenken Sie dabei, dass Akte seit der Antike zum Bestand abendländischer Kunst gehören.
    Der zweite Nebenweg der Fotografie verwischt die Grenzezwischen Kommerz und Kunst endgültig: die Modefotografie. Die Werbeaufnahmen von Mert Alas, Marcus Pigott, Steven Klein oder Bruce Weber für Modelabels und Markenparfüms werden längst in Galerien, Ausstellungen und Museen

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