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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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geschleppt hat, sich überhaupt nicht konzentrieren kann, die Gedanken abschweifen, man im Minutentakt auf dem unbequemen Stuhl hin und her rutscht, ständig heimlich auf die Uhr guckt – und dann, wenn endlich der letzte Ton verklingt und man erleichtert zu applaudieren beginnt, erntet man von den anderen Zuhörern auch noch Zischen und böse Blicke. Denn es war doch erst das Ende des zweiten Satzes, wie einem die Begleitung indigniert zuflüstert … Ja, woher soll man das denn nun schon wieder wissen?
    Das klassische Konzert – anstrengend und genussvoll
    Tatsächlich geht es an keinem anderen Kulturort so streng zu wie in einem Konzertsaal – ausgenommen vielleicht in der Kirche. Das hat natürlich Gründe, einige gute sogar. Die ändern aber nichts daran, dass die Hemmschwelle für Neugierige und Zaungäste bei solchen Konzerten besonders groß ist. Man sieht sofort den Unterschied, wenn im Sommer in der Stadt oder auf dem Land ein Klassik-Open-Air geboten wird. Dann mischen sich plötzlich ganz andere Menschen ins Publikum, häufig viel jüngere Zuhörer. Es geht unkomplizierter und gelöster zu. Trotzdem ist der Beifall am Schluss mindestens ebenso groß – und die Musiker sind zumeist ebenso zufrieden.
    Wer neugierig auf klassische Musik ist, aber noch nicht viel Erfahrung oder Hintergrundwissen besitzt, für den stellt der Besuch eines Konzertsaals eine hohe Hürde dar. Zwar kann auch eine Oper anstrengend sein – aber wenigstens passiert noch etwas auf der Bühne! Im Konzert dagegen starrt alles gebannt auf die Musiker, unterdrückt jedwedes Hüsteln und scheint sich im Übrigen mit allen Wendungen und Windungen der gerade aufgeführten Komposition bestens auszukennen. Und nach dem Ende geht es gerade so weiter. Denn was soll man als Einsteiger bloß antworten auf die beliebte Frage: »Wie hat es Ihnen denn gefallen?« Wie soll man über Musik, über Töne, über Klänge, über all jene Dinge sprechen, die man doch allenfalls nur flüchtig im Ohr hatte?
    Trotzdem oder gerade weil der Konzertbesuch für viele eine heikle Angelegenheit ist, möchten wir dafür umso mehr werben: Denn Musik ist etwas ganz Besonderes, sie berührt den Zuhörer auf außergewöhnliche Weise. Und es gibt keinen schöneren Ort, um sich von Musik berühren zu lassen, als das Konzert. Da mag die Stereoanlage oder der MP3-Player daheim noch so großartig, da mögen die Kopfhörer technisch noch so perfekt sein – der lebendige, direkte, unverfälschte Klang der Instrumente in einem Konzert ist durch keine Technik zu ersetzen. Er geht direkt in Bauch und Herz. (Das gilt übrigens auch für falsche Töne, die in einem Live-Konzert auch ab und zu vorkommen.)
    Hinzu kommt der direkte Kontakt zu den Musikern – anders als die Oper hat ein Konzert zwar keine Handlung, aber man kann den Künstlern bei der Arbeit zusehen. Man erlebt mit, wie sie ihr Instrument bearbeiten, sieht ihre Bewegungen, erkennt ihr Engagement, ihre Anstrengung. Ein Musikstück, was immer es sein mag, entfaltet eine ganz andereWirkung, wenn der Zuhörer sein Werden durch den Künstler unmittelbar miterlebt.
    Dazu tritt etwas weiteres Wesentliches: Gerade weil uns auf der Bühne eines Konzertsaals optisch viel weniger als im Theater oder im Kino geboten wird, empfinden wir ein Konzert womöglich besonders intensiv. Der bewusste Genuss von Musik geht einher mit tiefer Konzentration. Die Klänge, die auf dem Podium entstehen, klingen im Zuhörer nach, wecken Gefühle, Erinnerungen, lassen Bilder entstehen. Nicht zufällig arbeiten viele Meditationsrituale mit Musik, um dem Meditierenden zu Ruhe und innerer Konzentration zu verhelfen. Die große Begeisterung vieler Konzertbesucher beim Schlussapplaus ist eine Reaktion darauf, diese positive Anspannung erlebt und womöglich Ruhe gefunden zu haben. Ein echtes und tiefes Glückserlebnis.
    Wir alle haben, was Musik angeht, heutzutage leider große Probleme: Wir hören im Alltag einfach zu viel davon. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten ist Musik dank der technischen Möglichkeiten allgegenwärtig geworden. Wenn man im Auto fährt, einkauft, auf die Zahnarztbehandlung wartet – fast immer läuft im Hintergrund Musik. Das hat unser Verhältnis zu ihr tief gewandelt. Es fällt uns nicht leicht, sie zur Abwechslung mal als Hauptsache wahrzunehmen und uns ganz auf sie zu konzentrieren.
    Ein weiteres Problem bei Musik: Man bekommt sie im Alltag fast nur noch in Form kleiner, gefälliger Häppchen zu hören. In

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