Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
in den Schauspielführern nicht verzeichnet ist, kann man sich zumindest im Internet über den Autor Informationen besorgen. Voraussetzung für das Verständnis des Theaterabends darf das aber eigentlich nicht sein. Denn die Inszenierung muss für sich selbst sprechen und hat jenes Publikum für sich zu interessieren, das sich just an diesem Abend im Zuschauerraum versammelt hat. Wer feststellt, dass das Schauspiel ihn trotz anfänglichem Interesse nicht erreicht – der darf das auch gerne zeigen. Zum Beispiel, indem er mit seinem Beifall geizt. Diese Sprache verstehen die Theaterleute.
Zehn Klassiker der Theatergeschichte
1. »König Ödipus« (erste Aufführung 425 v. Chr.) von Sophokles (um 497 v. Chr. – um 405 v. Chr.). Die Pest tobt in Theben, und König Ödipus lässt das Orakel befragen, warum die Götter so erzürnt sind. Der Spruch scheint eindeutig: Der Tod des letzten Königs, Laios, muss noch gesühnt werden. Ödipus beginnt mit Nachforschungen – und entdeckt Zusammenhänge, die ihn in den Abgrund stürzen.
2. »Hamlet« (1601) von William Shakespeare (1564–1616). Es ist was faul im Staate Dänemark. Prinz Hamlet sucht nach dem Mörder seines Vaters – und glaubt ihn im heutigen Regenten gefunden zu haben, seinem Onkel Claudius, der noch dazu seine Mutter Gertrude geheiratet hat. Das Stück aller Stücke über Sein oder Nichtsein.
3. »Nathan der Weise« (1783) von Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781). Ein christlicher Tempelritter hat die Tochter des Juden Nathan gerettet, und ein muslimischer Sultan schuldet ihm Geld. Wie Lessing die Verstrickungen und das Miteinander verschiedener Weltanschauungen beschreibt, bleibt bis zum heutigen Tag spannend.
4. »Faust« (erste Aufführung 1829) von Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832). Der erste Teil der Tragödie ist nicht nur ein Stück Weltkultur, sondern ein spannendes, packendes Theaterstück. Die Wette des Gelehrten Faust mit dem Teufel über jenen Augenblick, der so schön ist, dass man sich ihm auf Dauer hinzugeben wünscht, ist im Übrigen gar nicht so tragisch gemeint, sondern voller Spott und Ironie.
5. »Don Carlos« (1787) von Friedrich Schiller (1759–1805). Düstere Stimmung am Hof des spanischen Despotenkönigs Philipp II. Sein Sohn Carlos liebäugelt einerseits mit seiner Stiefmutter, andererseits mit den Gedanken der Freiheit. Schillers Werk über die Ideen von Freundschaft und Freiheit ist zugleich eine Studie über die Macht der Intrige.
6. »Woyzeck« (erste Aufführung 1913) von Georg Büchner (1813 bis 1837). Der Soldat Woyzeck sehnt sich nach Geborgenheit, misstraut seiner Geliebten, hört Stimmen und Befehle – dieses tiefschwarze Fragment Büchners beschäftigt Regisseure, Schauspieler und Zuschauer mit immer neuen Deutungen seit beinahe 100 Jahren.
7. »Drei Schwestern« (1901) von Anton Tschechow (1860–1904). »Nach Moskau! Nach Moskau!« sehnen sich die drei Damen in einer russischen Provinzstadt, allesamt unzufrieden mit ihren Ehen oder Verhältnissen. Eigentlich passiert in diesem Stück gar nichts. Aber gerade dieses Garnichts komponiert Tschechow meisterhaft.
8. »Reigen« (1912) von Arthur Schnitzler (1862–1931). Zehn Dialoge zwischen Menschen, die miteinander Sex haben – Reiche, Gelehrte, Eheleute, Dirnen. Das Stück war seinerzeit natürlich ein Skandal. Es weist formal weit in unsere Gegenwart hinein.
9. »Die Dreigroschenoper« (1928) von Bert Brecht (1898–1956)und Kurt Weill (1900–1950) (eine Adaption des englischen Stücks »The Beggars Opera« von 1728). Die Geschichte um Einbrecherkönig Mackie Messer, der beinahe auf dem Schafott landet, ist trotz seiner mitreißenden Songs ausdrücklich ein Schauspiel – und eines der erfolgreichsten Theaterstücke aller Zeiten. Merke: »Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.«
10. »Warten auf Godot« (1953) von Samuel Beckett (1906–1989). Estragon und Wladimir warten auf einer leeren Landstraße auf einen Herrn namens Godot. Kein Werk bringt die Abgründe des modernen Menschen besser, aber auch ironischer auf den Punkt. Ein Paradestück für gute Schauspieler.
Musik
KLASSISCHE MUSIK
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