Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
bei
mir? Der, mit dem ich einen Deal hatte, ist dann schon tot. Gerettet. Erlöst.
Natürlich
kommt es vor, dass einer in so schrecklichem Zustand zurückkommt, dass er
stirbt.
Wir
legen ihn dann neben die Tür, damit sie ihn rasch finden.
Natürlich
sind wir neidisch. Wer will schon in der Hölle leben. Aber da wir noch nicht
tot sind, wollen wir, dass die Ratten weit weg von uns nagen. Es dauert nur
kurze Zeit und die Biester machen sich über die Leiche her. Sie quieken dann
aufgeregt, balgen sich um die besten Plätze an den aufgerissenen Wunden. Das
aufgeregte Fressen dauert so lange, bis sie ihn raustragen.
Wir
anderen hoffen dann, dass die kleinen Monster uns wenigstens für ein paar
Stunden in Ruhe lassen.
Rattenbisse
sind infektiös.
Am
Wundbrand will ich auch nicht sterben.
Ich
glaube, die anderen sind längst tot.
Wahrscheinlich
bin ich der Einzige von uns, der noch lebt.
Lebt?
»Ruf mal bei Matthias Langer
an. Frag ein bisschen geschickt. Nicht, dass wir jetzt dahin stürmen und
überraschen den Heizungsfachmann mit seiner Geliebten im Keller, beim
Abenteuersex«, forderte Nachtigall und Silke tippte die Nummer in ihr Handy.
»Klingelt.«
»Was
für eine Frau soll das eigentlich sein? Hatten wir nicht gesagt, unser Täter
arbeitet allein?«, maulte Wiener, der daran dachte, dass er wohl vor dem
Frühstück nicht nach Hause kommen würde.
»An den
unterschiedlichen Orten haben wir nur die Profilsohle gefunden. Und die ist
sogar individualisierbar. Also können wir davon ausgehen, der Träger dieser
Schuhe war dort. Was nicht ausschließt, dass es eine Partnerin im Hintergrund
gegeben hat, die erst jetzt aktiv wird.«
»Er
geht nicht ran. Und, bei den Namen der Kollegen war auch der einer Frau dabei.«
»Lass
es weiterklingeln. Wenn es ihn nervt, wird er sich schon melden«, empfahl
Wiener.
»Wintzel
wurde von Hummer getötet. Es gab eine Verbindung zu den Kumpeln. Hummer hat
gesagt, Wintzel war Drogenkurier und hat hier und da etwas abgezweigt. Für die
Kumpel? Waren das seine Kunden? Sowohl in der Versicherungsbranche als auch im
privaten Deal?«, überlegte Nachtigall laut.
»Ja,
Herr Langer, wir würden gern bei Ihnen vorbeikommen. Passt es Ihnen?«, hörte er
Silke fragen.
»Sie
haben überraschend Besuch bekommen. Natürlich, ich verstehe, dass Sie jetzt
keine Zeit für uns haben. Überraschenden Besuch kann man sich ja nicht
aussuchen. Hoffentlich nicht zu viele Gäste, sonst wird es schnell eng«, sie
lachte gut gelaunt.
»Nur
zwei. Das ist beherrschbar. Na gut, Herr Langer, dann melden wir uns, wenn wir
mal wieder bei Ihnen in der Gegend sind.«
»Alles
klar.«
Michael
Wiener gab Gas.
»Wen
erwarten wir dort in der Wohnung?«, fragte Nachtigall provozierend. »Selbst
Hummer, der von sich glaubte, er habe eine Lizenz zum Töten, ist im Moment
außer Gefecht. Eine Kollegin, sagt Silke. Gut, warum nicht? Man arbeitet doch
auch zusammen. Und der Mann? Wenn es unser Mörder ist, wer ist es?«
»Matern.«
»Matern – und
wie begründest du das?«
»Er
hatte einen Schlüssel zur Wohnung der Ahrendts. Er konnte also rein, einige der
Mieter kannten ihn vielleicht sogar noch, die dachten sich nichts dabei, als
sie ihn gesehen haben. Er hätte sich ohne Schwierigkeiten mit Lombard auf dem
Friedhof verabreden können. Der hätte keinen Argwohn gehegt und wäre gekommen«,
zählte Wiener auf. »Selbst für den Schuss auf John käme er in Betracht.«
»Das
hatten wir alles schon. Wir treten auf der Stelle. Es bleiben zu viele Fragen
unbeantwortet: Warum tötet er all diese Menschen? Geht sogar das Risiko ein,
mitsamt dem Opfer in die Luft gebombt zu werden?«, insistierte Nachtigall.
»Sein
Dorf, sein Haus, sein Garten! Für den dreht sich doch alles nur um Brieskowitz.
Er könnte gedacht haben, dass er das Abbaggern aufhält.«
»Matern
passt nicht in unser Altersspektrum. In meinen Augen kommt er nicht infrage. Er
ist genau der Typ, der Morddrohungen schreibt, aber selbst Hand anlegen – ehrlich gesagt, das traue ich ihm nicht zu.« Nachtigall starrte durch die
Windschutzscheibe und dachte an die Blitzeraufnahme. Wenn Matern kaltblütig genug
war, ihn von der Straße zu drängen, dann lag er mit seiner Einschätzung falsch.
Saß der Mörder von John und Lombard hinter dem Lenkrad – wollte
durch den Mord an ihm, dem Ermittler, verhindern, dass die Leiche Lombards
gefunden wird? Das setzte voraus, dass er den Mann kannte, der zum Friedhof
unterwegs war. Die Übelkeit kehrte
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