Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Lombard fragen. Hat das mal einer von euch
getan?«
»Nein.«
»Dann
ist das ein Ansatz.«
»Das
letzte Mal, als ich Frau Tannenberg sah, saß sie neben ihrem längst verstorbenen
Gatten. Das war kein guter Zeitpunkt.« Wiener verzog angeekelt das Gesicht. Mit
der Erinnerung kam auch der Geruch zurück, stieg ihm in die Nase und er wurde
blass.
»Oh,
ich sehe! Keine Erfahrung, die du wiederholen wolltest! Wo ist denn diese Frau
Tannenberg jetzt untergebracht?« Couvier versuchte sich ein Bild von all den
beteiligten Personen zu machen.
»In
ihrer Wohnung. Der Hausarzt hat bescheinigt, sie sei in der Lage, sich und den
Hund zu versorgen.
Es
kommt hoffentlich gelegentlich mal jemand vorbei und geht einkaufen. Silke
wollte vorhin mit ihr sprechen, aber sie hat sie nicht reingelassen. Es sei
nicht aufgeräumt!«
»Wo
bleibt Silke eigentlich?«, fragte Nachtigall besorgt. »Die meldet sich nicht
ab, geht hier hin und dort hin, führt Gespräche – und
ich weiß nie, was sie gerade wo macht.«
Conny freute sich über den
Überraschungsbesuch.
»Emile,
wie schön! Bleibt ihr länger? Ich habe euch schon das Gästezimmer
fertiggemacht.« Nachtigall hörte die Begrüßung, doch nur ein Wort blieb hängen – ihr.
Dann waren Jule und die Kleine also auch hier! Er beeilte sich ins Wohnzimmer
zu kommen und tatsächlich, auf der Couch wartete seine Tochter mit dem
schlafenden Kind im Arm.
»Hallo,
meine Mädchen! Alles klar bei euch?«, flüsterte er, als er sich zu Jule hinunterbeugte,
um ihr einen Kuss auf die Wange zu huschen.
»Ja,
alles bestens. Nach einem aufregenden Tag in Cottbus ist sie jetzt
rechtschaffen müde. Immerhin waren wir mit Marnie und dem kleinen Jonas on
tour.« Stolz hob die junge Frau ihre Tochter etwas an, damit der Großvater sie
besser erkennen konnte.
»Ihr
bleibt ein paar Tage?«, erkundigte sich Nachtigall hoffnungsvoll.
Offensichtlich hatte Michael nichts von dem Treffen gewusst, sonst hätte er es
mir gegenüber erwähnt, überlegte Nachtigall verwundert. Wir haben derart
spontane Entscheidungen nicht getroffen, als Jule so klein war. Schade
eigentlich. Jule bewies, dass es kein Problem war, mit einem kleinen Kind
unterwegs zu sein – und der Opa freute sich.
»Wenn
ihr uns eine Weile ertragen könnt. Wir dachten an zwei Nächte. Vielleicht auch
drei. Hängt ja auch ein bisschen von deinem Fall ab. Emile hat mir schon von
diesen eigenartigen Morden erzählt. Und auf dich wurde auch ein Anschlag
verübt.« Besorgt streichelten ihre Augen über sein Gesicht. »Du siehst mitgenommen
aus.«
»Alles
halb so wild.« Der Vater präsentierte seinen grünen Arm. »Nichts, was nicht
wieder heilen würde.«
»Aber
das war wohl reines Glück, nicht wahr? Marnie hat erzählt, dass Michael völlig
schockiert war, weil er dachte, du wärst tot. Er schläft schlecht seit dem
Unfall. Und du auch!«
»Wir
fassen den Kerl – und können beide wieder gut schlafen. Ich glaube, wir sind nah
dran.«
Dann
schlich er sich auf Zehenspitzen in die Küche, um seine Frau fest in die Arme
zu nehmen.
»Was
für eine schöne Überraschung.«
»Ja«,
bestätigte er Conny ins Ohr, »eine wundervolle sogar. Und sie bleiben ein paar
Tage.«
»Genug
Zeit, um sie mit der Kleinen zu verbringen. Du siehst aus, als hättest du
deinen Mörder schon fest am Haken, wüsstest aber noch nicht, wie du ihn
einholst.«
»Ich
staune! Was eine Ehefrau doch so alles aus dem Gesicht des Gatten lesen kann!«
Conny
lachte warm. »Ich will mich nicht mit falschen Federn schmücken. Ich habe schon
mit Emile gesprochen. Und daher … «
»Hexe!«,
flüsterte der Hauptkommissar seiner Frau liebevoll ins Ohr.
»Du
musst deine Hände jetzt für die Vorbereitung des Essens von mir nehmen. Dein
Arm scheint keine Probleme mehr zu machen.«
Nachtigall
grinste schelmisch. »Liegt an deiner Therapie. Er weiß, er wird gebraucht.«
»Genau.
Vielleicht könntest du schon mal mit dem Tischdecken anfangen? Gläser, Besteck – Teller
bringe ich.«
»Gulasch?«
»Suppe
und Geschnetzeltes mit Spätzle. Alles, was du ohne Hilfe bewältigen kannst«,
zwinkernd streifte sie seine Hand ab, die er wohl auf ihrem Bauch vergessen
haben musste. Auf sein widerwilliges Murren hin schenkte sie ihm ein
strahlendes Lächeln, das allerdings auch deutlich machte, was sie von ihm
erwartete. Er trollte sich. Nahm Besteck aus der Schublade, legte es auf ein
Tablett.
»Silke
Dreier, du weißt schon, meine neue Mitarbeiterin, hat sich heute wieder
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