Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
werden, ebenso wie die Entwürfe für die Morddrohungen an die
Totengräber. Je kooperativer Sie sind, desto besser für Sie. Und zeigen Sie den
Kollegen auch gleich das Gästezimmer. Dann suchen die nämlich nicht selbst
danach und stellen dabei Ihr ganzes schönes Haus auf den Kopf.«
Matern
wurde bleich bis in die Lippen.
Er trat
zur Seite und ließ die Beamten ein.
Nachtigall
wechselte noch ein paar Worte mit einem der Männer auf dem Gartenweg, dann
sagte er ungeduldig: »Michael, möchtest du nicht langsam kommen? Hier sind wir
fertig. Fürs Erste.«
»Woher hast du gewusst, dass
dieser Schlüssel ein Wanderschlüssel war?«
»Die
alte Dame, Fräulein Wohlfahrt. Ich habe die Protokolle der Gespräche gelesen.
Sie hatte ausgesagt, es sei nun angenehm ruhig, seit die Ahrendts eingezogen
seien. Davor sei es manchmal ganz anders zugegangen, besonders in der
Reisezeit. Und die Materns, die wären gern verreist. Wie konnte es bei Matern
zugehen wie im Taubenschlag, wenn er nicht da war? Doch nur, wenn jemand die
Wohnung in der Zwischenzeit nutzte. Dazu brauchte er einen Schlüssel.«
»Aber
die Information hilft uns nicht weiter, oder? Das hat nichts mit dem Mord an
Heiner Lombard zu tun. Oder an Norbert Holzmann.«
»Wie
formulierst du das so gern? Nicht auf den ersten Sprung. Wir müssen eben
mehrfach ansetzen.«
»Welches
Gästezimmer?« Wiener fuhr sich durch die gestylten Haare. »Wohin?«
»Ins
Büro. Silke?«
»Habe
ich nicht erreicht. Funkloch möglicherweise. Sie wird sehen, dass ich versucht
habe, sie anzurufen. Dann meldet sie sich sicher gleich.«
Nachtigall
ließ ein böses Knurren hören. »Ich muss wissen, wo die einzelnen Mitglieder des
Teams sind! Wenn wir die gesammelten Informationen bei den Besprechungen nicht
zusammentragen können, weil immer einer fehlt, ergibt sich am Ende auch kein
Bild und der Täter entkommt.«
Emile Couvier saß auf Silkes
Stuhl und betrachtete voller Interesse die Fotos und all die Bögen mit
Informationen, die an der Wand hingen.
»Da
seid ihr ja«, freute er sich, als Nachtigall und Wiener eintraten.
Nach
der allgemeinen Begrüßung begannen sie mit einer improvisierten Besprechung.
Silke
würden sie eben im Nachgang in Kenntnis setzen müssen.
»So,
ein Teil des Puzzles ist fertig. Wir wissen, wer Achim Wintzel getötet hat.
Wenn ich Bodo Hummer glauben darf, ging es um Drogenhandel. Achim Wintzel als
Kurier. Der hat aber angefangen, etwas abzuzweigen und wurde im Auftrag des
Drogenbesitzers getötet. Die Ehefrau von Wintzel rief bei der Polizei an, weil
der Mann, den sie umgebracht hatte, nicht mehr in der Küche lag, als sie
aufstand. Das war Bodo Hummer – der liegt jetzt im Klinikum.«
»Stell
dir vor, Emile, der hat uns alles haarklein erzählt. Ohne zu zögern.« Wiener
konnte noch immer nicht fassen, dass ein Profikiller so dumm sein konnte.
»Hummer
glaubte, die Witwe Wintzel habe versucht ihn zu töten, weil sie wusste, dass er
der Mörder ihres Mannes war. Natürlich musste er davon ausgehen, dass sie uns
alles berichtet hatte – es gab für ihn keinen Grund mehr, nicht darüber zu sprechen, im
Gegenteil, er denkt mit Sicherheit, ein Geständnis wird ihm eine mildere Strafe
bescheren«, erläuterte Nachtigall. »Deshalb können wir diesen Teil des Falls
als geklärt betrachten.«
»Und
der andere Teil? Der ist noch komplett offen?«, Emile trat an die Fotos heran,
studierte sie eindringlich.
»Wir
wissen, dass der Täter das Haus mit einem Schlüssel betreten hat. Ein Beamter
der Schutzpolizei bemerkte einen Handwerker in blauer Latzhose ohne Aufdruck,
der sich der Eingangstür näherte. Weil er mit der Überprüfung der Häuser
beschäftigt war, ging er der Sache nicht nach. Er beschreibt den Mann als
dunkelhaarig, mittelgroß, mit Migrationshintergrund. Er tippt auf südländische
Abstammung, weil er dort oft Urlaub macht und eine Ähnlichkeit zu erkennen
glaubt.«
»Er ist
als Zugangsberechtigter ins Haus gelangt. Ist in die Wohnung eingedrungen und
hat dort auf sein Opfer gewartet. Man hat im Wohnzimmer gesessen. Vielleicht
ein Gespräch geführt. Bis einer plötzlich über den anderen herfiel«, murmelte
Couvier halblaut. »Warum? Was war der Auslöser?«
»Das
wissen wir noch nicht.«
Couvier
ging langsam an der Stellwand entlang.
»Und
wie hat er sein erstes Opfer erwischt? Wo?«
Die Tür
ging auf und Silke sprudelte hinein.
»Auf
dem Friedhof. Er stand am Grab und wurde überrascht.« Nachtigall wies auf
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