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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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für einen Moment die Augen, versuchte den Kopfschmerz unter Kontrolle
zu bringen.
    »Nettes
Veilchen, das Sie da haben. Der Heiner brachte auch gelegentlich so was mit.
Der prügelte sich schon mal.«
    »Autounfall«,
murmelte Nachtigall undeutlich. »Heute Morgen.«
    »Ach
je. Mein Mann hatte gar keinen Führerschein mehr. Heiner wollte nicht fahren,
wenn er getrunken hatte – so war die Abmachung. Und ich glaube, daran hat er sich auch
immer gehalten.«
    »Heiner
wohnte auf einem Vierseitenhof?«
    »Aber,
wo denken Sie hin! Schon seit einigen Monaten nicht mehr. Als
Hartz-IV-Empfänger müssen Sie sich heutzutage von so was trennen. Heiner hat
sogar prozessiert. Behauptet, er lebe auf dem Hof billiger, weil er Gemüse
anbauen könne. Na, ja. Er hat eine kleine Wohnung in Cottbus. Bei mir hat er es
ja nicht ausgehalten. Zu ruhig, zu sauber, zu geregelt.«
    »Kennen
Sie die Adresse?«
    »Sicher.
Wernerstraße. Altbau. Erdgeschosswohnung. Die habe ich mit ihm gemeinsam
ausgesucht. Er war trotzig, verletzt, blieb aber dort, und es scheint nur wenig
Ärger mit den Nachbarn gegeben zu haben. Mit Heiner war manchmal ein
Zusammenleben mehr als schwierig.«
    Sie
faltete die Hände auf der im Schoß liegenden Tasche und beobachtete
interessiert, wie sich die Finger verschränkten und lösten, wieder
verschränkten – als gehörten sie gar nicht zu ihr.
     
    Michael Wiener konnte gar nicht
glauben, wie viele Lieblinge hier bestattet waren. Bepflanzte Kübel am Fuße
einer Mauer mit eingelassenen Nischen. In jeder hatte eine kleine Urne Platz,
an der ein Namensschild hing. »Einige der Tiere waren wohl von Adel«, murmelte
er beeindruckt. »Hugo von der wilden Wiese«, entzifferte er und lachte leise.
»Klingt nach nem echten Abenteurer.«
     
    »Heiner traf sich gelegentlich
mit den Kollegen von damals in der Spreegalerie. Früher zweimal im Monat, aber
in den letzten Jahren viel seltener. Er war nicht mehr gesellig, eher
verschlossen denn gesprächig. Sein Leben tröpfelte so dahin. Aber glücklich war
mein Sohn nicht.«
    »Haben
die Kollegen auch Namen?«
    »Sicher.
Norbert Holzmann, Matthias Langer, Maik Grendke und noch ein paar. Ach nein,
mit Maik nicht. Schon möglich, dass Ihnen einer von denen mehr über Heiner
erzählen kann.«
     
    Michael Wiener trat von hinten
an die Bank heran, auf der die beiden saßen. »Wohin wollte Heiner eigentlich in
Urlaub fahren?«
    »Afrika,
glaube ich. Wohin genau, weiß ich nicht. Ich glaube, das hat er gar nicht
erwähnt. War schon seit Jahren sein Traum. Eine Zeitlang hat er über nichts
anderes gesprochen – dann plötzlich kein Wort mehr darüber. Ich war sicher, das
Fernweh der Jugend habe sich endgültig gelegt. Doch in diesem Jahr … «
    »Also
ist es ihm finanziell besser gegangen?«
    »Ach – inzwischen gibt es auch günstige Angebote für Reisen in diesen Teil der Welt.
Aber letztendlich konnte er sich seinen Traum wohl doch nicht erfüllen.« Sie
seufzte, wischte eine einzelne Träne von der Wange. »Ich hoffe, Sie kriegen
den, der ihn getötet hat!« Damit stand sie auf. »Gute Besserung!«, wünschte sie
artig, drehte sich um und ging langsam davon.
    »Der
Verlust des Katers war eine schlimmere Wunde für sie«, stellte Wiener fest.
    »Kater
sind anhänglich und schmusig – Kinder nicht«, kommentierte
Nachtigall trocken. »Du fährst mich jetzt am besten schnell ins Krankenhaus und
siehst dich in Heiner Lombards Wohnung um. Nimm ein Team mit. Vielleicht ist
das der Tatort. Wir treffen uns dann später im Büro.«
     
    Sogar die Essenszeiten
hielten die Leute hier ein! Er kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus.
    Das
Buffet – eindrucksvoll.
    Einheimische
Spezialitäten neben Gerichten aus aller Welt, Fisch, Fleisch, Gemüse – was
das Herz begehrte. Er zapfte sich einen kleinen Krug Weißwein aus dem Fass und
betrachtete das Speisenangebot auf dem Rückweg zu seinem Tisch. Fische mit
gefährlich langen und spitzen Zähnen – ganz
sicher keine Friedfische – lagen gebraten bereit,
daneben warteten winzige Filets auf hungrige Gäste. Es duftete verführerisch.
Er schenkte sich etwas von dem Wein ein, genoss das bunte Treiben. Eilig liefen
die Kellner herbei, räumten Geschirr ab, füllten beim Buffet nach,
kontrollierten, ob ausreichend Getränke vorhanden waren.
    Frisch,
entschied er nach dem ersten Schluck, ein bisschen zu kalt und ganz schön
trocken.
    Erstaunt
registrierte er, dass die meisten Gäste ohne Bedenken Salate und rohes Gemüse auf
ihre Teller

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