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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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angesetzt. Muss am feuchten Klima liegen!«
    Der
Hauptkommissar stimmte halbherzig in das Gelächter Peddersens ein. Vielleicht
wäre blau doch besser gewesen.
    »Du
hast dir so ein Heft selbst angelegt, von Hand?«
    »Klar.
Damals gab es keine schönen Adressbücher. Die waren eher für Mädchen. Also – selbst
ist der Mann.« Achselzuckend zog Peddersen weiter.
    »Aha.
Wenn also Heiner Lombard ähnlich veranlagt war, könnte er das Heft schon vor
langer Zeit gebastelt haben. Vor mehr als 20 Jahren vielleicht? War der
Einbrecher auf der Suche nach alten Namen und Adressen? Wozu? Und warum reißt
er dann die Seiten raus und nimmt nicht einfach das ganze Heft mit? Oder hat
Lombard die Seiten selbst rausgerissen? Im Zorn? Vor Verzweiflung über seine
Einsamkeit?«
    Wiener
zuckte mit den Schultern.
    Abrupt
drehte der Hauptkommissar sich um und lief Peddersen nach. »Habt ihr die
fehlenden Seiten schon irgendwo gefunden?«
    »Nein.
Aber im Müll suchen wir erst später. Wir werden extra darauf achten.«
    »Wenn
sie im Papiermüll liegen, könnte das bedeuten, dass Lombard die Seiten schon
vor geraumer Zeit selbst rausgerissen hat. Wir müssen überprüfen, in welchem
Turnus der hier abgeholt wird und ob Lombard den vielleicht irgendwo gesammelt
hat, im Keller zum Beispiel. Altpapier bringt ja durchaus Geld, wenn man es
verkauft.« Er machte eine kurze Pause, strich unbewusst über den verletzten
Unterarm. »Wenn sie zwischen den verstreuten Dokumenten liegen, hat sie wohl
eher der Einbrecher rausgerissen und dann doch nicht mitgenommen, weil sie
keine Bedeutung hatten. Wenn sie nicht auftauchen … «
    »Hat er
sie mitgenommen, weil sie eine Bedeutung hatten. Schon klar. Wir halten die
Augen offen!«
    »Wir
müssen herausfinden, wessen Namen auf den fehlenden Seiten eingetragen waren.
Es wird doch irgendjemanden geben, der Lombard ein wenig besser gekannt hat.«
Nachtigall knurrte verstimmt vor sich hin.
    »Gut.
Dein Kopf hat keinen bleibenden Schaden erlitten. Freut mich«, lachte
Peddersen, als er sich an ihm vorbeidrängte, um die Kollegen über die Bedeutung
der Seiten aus dem Adressheft zu informieren.
    »Man
sollte doch annehmen, dass die Mutter sich an viel mehr erinnern kann. Wir
müssen sie noch einmal befragen«, meinte Wiener. »Es könnte ja auch noch eine
Umzugskiste mit persönlichen Dingen des Sohnes auf dem Dachboden oder im Keller
stehen.«
    »Wir
erkundigen uns jetzt erst mal bei den Nachbarn. Geräuschlos ist dieser Einbruch
nun eindeutig nicht vonstattengegangen. In einer Stunde treffen wir uns wieder
hier. Und, da ist noch etwas: Er wollte doch nach Afrika fliegen, nicht? Wo ist
das Flugticket? Wo die Hotelreservierung?«
     
    Michael Wiener klingelte an der
Tür der Wohnung über der von Lombard.
    Aus dem
Flur war eine dünne Stimme zu hören, die offensichtlich beruhigend auf jemanden
einsprach.
    »Ist
schon in Ordnung. Ich gehe. Bleib ruhig sitzen.«
    Schlurfende
Schritte näherten sich.
    »Nein,
nein. Ich fürchte mich nicht. Es ist ja auch noch hell draußen. Nein, ich weiß
nicht, wer da klingelt. Dazu muss ich schließlich erst einmal die Tür öffnen.«
    Die
beiden letzten Sätze klangen deutlich schärfer. Gereizt.
    Bestimmt
spricht sie mit ihrem Mann, schlussfolgerte Wiener, der will nicht, dass Besuch
kommt.
    Spontan
erfasste ihn Mitgefühl.
    Kam ja
durchaus öfter vor, dass Senioren in ihren Wohnungen vereinsamten, wusste er,
die konnten oft nicht mehr sagen, wann sie zum letzten Mal jemanden
hereingebeten hatten. Wie unfair, wenn der Gatte dann auch noch so unfreundlich
reagierte, falls es endlich mal klingelte.
    »Frau … «, er
beugte sich über das Klingelschild, »Tannenberg. Ich bin von der Polizei«,
versuchte der junge Mann einen Vorstoß. »Unter Ihnen wurde eingebrochen. Ich
möchte nur wissen, ob Sie etwas gehört oder beobachtet haben.«
    »Moment.
Ich bin nicht so gut zu Fuß. Der Weg zur Tür dauert ein bisschen.«
    Aus der
Wohnung drangen seltsame Geräusche.
    »Der
Schlüssel steckt nicht«, informierte Frau Tannenberg die Polizei im Hausflur.
    »Aha?«
    »Ja.
Nun, weit kann er ja nicht sein. Moment. Ah, da ist er ja. Ich habe ihn
gefunden. In der Schürze. Ich werde jetzt die Tür öffnen. Passen Sie auf beim
Reinkommen. Mein Liebling ist zwar inzwischen zahnlos, kraftvoll kneifen kann
er aber noch.«
    Langsam
zog jemand die Tür auf.
    Ein
unbeschreiblicher Gestank schlug dem jungen Kommissar entgegen. Kohl, altes
Fett, vergammeltes Fleisch? Er schauderte. Unterdrückte

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