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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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schaufelten. Brauchte man sich hier vor einem Magen-Darm-Virus
nicht zu fürchten? Er beschloss, sich die Gesichter der Mutigen einzuprägen, um
feststellen zu können, ob sie morgen fehlten.
    Schon
bald widmete er sich dem Dessert. Kuchen und kleine Teilchen aller Art, die
meisten enthielten Banane. Alles schmeckte. »Hier werde ich bald fett und
rund«, prostete er sich selbst zufrieden zu. Dann wandten sich seine Gedanken
wieder seiner Mission zu. Sein Kontaktmann hatte sich noch immer nicht gemeldet!
War das ein Grund zur Sorge?
    Und
plötzlich drängte sich ihm eine neue Frage auf. Er war zwar fest davon
ausgegangen, der andere lebe hier – aber
das musste gar nicht stimmen! War der Mann einer der anderen Gäste und behielt
ihn die ganze Zeit wachsam im Auge?
    Er
spürte, wie ihm unangenehm eine Gänsehaut über den Rücken kroch.
     

10
     
    Michael Wiener parkte den Wagen
am Straßenrand und betrachtete interessiert die Fassade.
    »Schönes
Haus. Hier hast du auf jeden Fall nicht schlecht gewohnt«, murmelte er und
pfriemelte Lombards Wohnungsschlüssel, den er von der Hausverwaltung bekommen
hatte, aus dem Fach in der Mittelkonsole.
    Das
Namensschild war ungelenk neben die kleine Klingel geknittert und dann
kraftvoll mit der Abdeckung fixiert worden. Schwarze Sprenkel zeugten von
eingedrungener Feuchtigkeit – Schimmel, das erkannte Wiener auf Anhieb. Lesbar
jedenfalls war der Name kaum.
    Etwas
mühsam schloss er die hölzerne Eingangstür auf, trat ein und sah sich neugierig
um.
    Geradeaus
gelangte man durch eine Hintertür in einen Innenhof, über eine kleine Treppe
erreichte man die Wohnung Lombards.
    Das
Schloss hakelte, die Angeln quietschten übellaunig.
    Der
Flur war kurz und eng.
    Eine
Tür ging nach links ab. Michael Wiener schob sie auf und stieß einen lauten
Pfiff aus.
    »Scheiße!
Da war wohl jemand schneller, als die Polizei erlaubt!«
    Während
er nach seinem Handy tastete, lief er eilig von Raum zu Raum.
    Überall
dasselbe Bild. Schranktüren aufgerissen, Schubladen, die lose in den
Halterungen baumelten, auf dem Boden ein buntes Durcheinander von Kleidung und
Papieren – selbst im winzigen Bad hatte der Eindringling gewütet.
Schmutzwäsche ausgekippt, das Spiegelschränkchen ausgeräumt, Flaschen zu Boden
geworfen.
    »Muss
dir wohl wichtig gewesen sein. Jedenfalls war dir gleichgültig, dass man den
Einbruch sofort bemerken würde. Hast du wenigstens gefunden, was du gesucht
hast? Vielleicht wusstest du ja, dass der Mieter nie mehr zurückkommen konnte.«
    Endlich
meldeten sich die Kollegen.
    »Ich
stehe in der Wohnung eines Mordopfers in der Wernerstraße. Wohnung von Lombard.
Ganz offensichtlich war jemand vor mir hier. Alles durchwühlt. Möglicherweise
ist die Wohnung auch Tatort.«
    Wiener
versprach zu warten und nichts ohne Handschuhe anzufassen.
     
    Peter Nachtigall sah es auch.
    Dazu
brauchte man nun weiß Gott keine ärztliche Kunstfertigkeit.
    »Glatter
Bruch. Radius, die Ulna ist in Ordnung. Glück gehabt. So schnell wie in Ihren
Jugendjahren wird es allerdings nicht heilen, aber mit einem hübschen Verband
wird das schon wieder. Welche Farbe hätten Sie denn gern? Im Angebot sind rot,
grün oder blau.«
    Nachtigall
bemerkte, dass es dem Arzt kaum gelang, ein breites Grinsen zu verbergen.
    »Grün.
Wie lang wird es dauern? Mein Kollege ermittelt allein in einem Mordfall, das
ist immer riskant, denn noch läuft ein Mörder frei rum, der … «
    »Polizei
nicht wirklich ausstehen kann«, beendete der Unfallchirurg den Satz. »Ich
verstehe schon. Sie möchten demnach nicht ausfallen.«
    »Sicher
nicht. Ich habe jede Menge zu tun!«
    »Etwa
eine Stunde brauchen wir schon noch. Zum Gipsen, wie das früher hieß. Setzen
Sie sich schon mal hier hin, ich richte derweil alles, was wir brauchen werden.
Das Material wird übrigens beim Aushärten etwas heiß – das
ist normal und durchaus kein Grund zur Sorge. Manche behaupten allerdings, es
sei unerträglich, aber das Empfinden ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.«
    Nachtigall
seufzte schwer.
    »Und
morgen sollten Sie während der Mörderjagd bei mir reinschauen, damit ich
überprüfen kann, ob alles gut sitzt oder was klemmt.«
    »Das
kann ich nicht versprechen. Hängt davon ab, wie sich der Fall entwickelt.«
    »Ist
gut. Sie sind nicht der erste Polizist, den ich vergipse. Wenn Sie das Gefühl
haben, die Hand könnte über Nacht verstorben sein, kommen Sie gleich, am besten
noch vor dem Frühstück. Wenn sie kalt wird oder

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