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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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davon.«
    »Da
gibt es nicht viel zu erzählen. Er kam an jenem Nachmittag betrunken nach
Hause. Schwer getankt, das sah ich sofort. In dem Moment, in dem ich die Tür
öffnete, verlor er das Gleichgewicht, ich konnte gerade noch verhindern, dass
er stürzte. Danach habe ich getan, was ich in solchen Fällen immer tat: Ich
schleifte ihn zum Bett, ließ ihn darauf gleiten und ging meiner Wege. Ich war
so wütend auf ihn! Ausgemacht gewesen war ein Glas. Bei einem seiner ›Freunde‹.
Aber daran hatte er sich nicht gehalten. Ich füllte Wasser in einen Eimer, nahm
ein Glas und eine Packung Kopfschmerztabletten aus der Küche mit. Als ich den
Eimer neben ihm abstellte, merkte ich, dass er nicht so war wie sonst. Er
wirkte so leblos. Also alarmierte ich unseren Hausarzt. Als Dr. Wiehmann kam,
konnte er nur noch Tillmanns Tod feststellen.« Sie schniefte leise, wischte mit
einem Taschentuch über die Augen und machte sich dann entschlossen an die
Zubereitung des Kaffees.
    Als die
Maschine blubberte und der Duft die Küche erfüllte, erzählte sie weiter:
»Alkoholvergiftung, Atemlähmung, Herzstillstand. Er hat sich buchstäblich in
den Sarg gesoffen!« Sie schlug beide Hände vors Gesicht.
    »Frau
John!« Nachtigall schob die Witwe vorsichtig auf einen der Küchenstühle. »Wir
haben herausgefunden, dass Ihr Mann an einem Kopfschuss gestorben ist. Was
wissen Sie über die Feinde von Tillmann?«
    Wie in
Zeitlupe tauchte ihr Gesicht aus dem Gitter ihrer Finger wieder auf.
    »Tillmann
wurde getötet?«
    »Offensichtlich.
Unmittelbar bevor er das Haus betreten wollte. Sonst hätten Sie ihn tot im
Garten entdeckt. Kennen Sie jemanden aus dem Bekanntenkreis Ihres Mannes, der
eine Waffe hat?«
    Frau
John dachte darüber nach.
    Stand
auf und nahm mit roboterartigen Bewegungen drei Tassen aus dem Schrank, Zucker
und Milchkännchen, griff nach der Kaffeekanne und schenkte stumm ein.
    »Heiner
hatte einen Revolver. Irgendwann illegal beschafft, nehme ich an. Vor Jahren
hat er den verkauft, wegen chronischen Geldmangels. Und mit so einem Ding wurde
Tillmann umgebracht? Aber warum? Feinde hatte er nicht. Nie. Nicht einmal, als
er den Leuten erklärte, er habe das Haus verkauft. Es gab eine Weile Gemurre,
aber das war fix vorbei.«
    »Zunächst
hat er sich doch der Bewegung gegen die Bagger angeschlossen, oder? Da wäre es
verständlich, wenn der eine oder andere nachhaltig verärgert gewesen wäre. Hier
wird mit harten Bandagen gekämpft – Abtrünnige schwächen die ganze Organisation.«
    »Wie
immer, wenn genug Geld in so einer Sache steckt! Aber deshalb wird doch niemand
erschossen!«
     
    »So, jetzt fahren wir noch ins
Büro und dann ist für heute wirklich Schluss.«
    »Silke
wird bestimmt auf uns warten. Sie hatte eine ganze Reihe von Rechercheaufgaben
zu bewältigen, es gibt sicher Neuigkeiten.«
    Silke,
dachte Nachtigall schlecht gelaunt, an die muss ich mich ja auch noch gewöhnen.
Mist!
    Michael
Wiener schien den Wechsel der Stimmung zu bemerken.
    »Sie
ist doch auf den ersten Blick richtig nett. Völlig unkompliziert. Irgendwann
musste doch jemand kommen und Albrechts Platz übernehmen.«
    Falsche
Formulierung.
    Wurde
ihm sofort klar.
    Gern
hätte er sie zurückgenommen. Er sah forschend zum Beifahrersitz hinüber.
    »Albrechts
Platz kann niemand übernehmen.«
    Die
giftige Parade habe ich verdient, fand Wiener, ich weiß ja ganz genau, wie
empfindlich diese Stelle noch ist. Ein sensibles Thema.
    »So
habe ich das nicht gemeint. Ich wollte doch nur sagen, dass wir noch gar keine
richtige Chance hatten, sie kennenzulernen. Sie verdient mehr Zeit. Wenn ich
das richtig verstanden habe, hatte sie heute ein Gespräch mit dem Ehepaar
Ahrendt wegen der Wohnungsschlüssel.«
    »Das
war sicher nicht ganz einfach. Peddersen hat ja keinerlei Einbruchsspuren
gefunden, keine Schrammen im Schloss. Wir werden gleich hören, was Silke … «, er
hörte selbst, wie sonderbar er diesen Namen betonte und ärgerte sich über sich
selbst, nahm einen neuen Anlauf: »… was Silke herausgefunden hat.«
    Wiener
bog in die Umgehungsstraße ein.
    Rumpelte
im nächsten Kreisverkehr ein wenig über den Innenrand.
    »Im
Schlafzimmer der Ahrendts gab es solch eine Stange, wie man sie sonst in Bars
findet.«
    »Ja,
die ist mir auch aufgefallen, als ich mit Jo die Tatortaufnahmen angesehen
habe. Gestochen scharfe Bilder, selbst die Fotos an der Wand waren zu erkennen,
die Stange eben auch. Vielleicht brauchen die beiden das. Geht uns nichts

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