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Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
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wissen, während sie dem langen Gang folgten.
    »Seine
Frau. Die wollte, dass wir nachsehen, ob sich jemand am Toten zu schaffen
gemacht hat. Ich meine, immerhin hat ja jemand seinen Sohn auf den Sarg gelegt,
da hätte es schon sein können, dass er auch den Vater schändet. Also: wir die
Nägel raus und den Deckel abgehoben. Und was finde ich? Ein Loch in Johns
Schädel!«, fasste der Zeuge aufgeregt zusammen.
    »Wo ist
er nun?«
    »Kühlhaus!«
     
    Tatsächlich.
    Das
Loch war nicht zu übersehen.
    »Wie
kann das bei der Leichenschau nicht entdeckt worden sein?«, schimpfte
Nachtigall. »Ist doch wirklich nicht zu glauben!«
    »Nun
ja. Nach dem Tod verändert sich so ein Körper ziemlich. Haut trocknet ein,
dadurch sieht es zum Beispiel aus, als seien Haare und Nägel nach dem Sterben
weitergewachsen. Möglich, dass ursprünglich Haare über der Wunde waren. Das war
eine modische Frisur, so halblang.« Der Totengräber kannte sich mit seinen
Kunden aus.
    »Aber
so etwas muss doch der Arzt bemerken, der den Totenschein ausstellt!«
    »Seien
Sie mal nicht so streng. Hätten wir ihn kremieren sollen, wäre er von einem
zweiten Arzt noch mal gründlich angesehen worden, aber so? Erdbestattung? Da
ist das nicht erforderlich. Sag ich schon immer: Wenn du schon jemanden
umbringst, dann verlange nicht auch noch, dass er in der Urne landet. Die
zweite Leichenschau bringt so einiges an den Tag, das kann ich Ihnen sagen!«
    Peter
Nachtigall starrte auf Johns Gesicht.
    »Wie
kommt es, dass der noch so relativ frisch aussieht? Ist doch schon seit Monaten
tot.«
    »Adipocire.
Leichenfettwachs. Entsteht unter bestimmten Bedingungen aus dem Gewebe – Körperfett, Muskeln und so weiter. Ist ein echtes Problem auf unseren
Friedhöfen. Aber bei ihm ist es nicht ausgeprägt, war wohl ein ganz guter
Liegeort. Also, unter Verwesungsgesichtspunkt.«
    Nachtigalls
Hand fuhr schuldbewusst über sein eigenes umfangreiches Fettdepot an der Mitte
des Körpers.
    »Ich
kläre noch die Formalitäten – und dann werden Sie John wohl
nach Cottbus transportieren müssen«, meinte der Hauptkommissar, tastete eine
Nummer ins Handy und trat zur Seite. »Dr. März? Wir haben da ein Problem.«

17
     
    »Wer hat denn Zugang zu Ihrem
Wohnungsschlüssel?«, fragte Silke und bemühte sich vorsichtshalber um einen
gelassenen Tonfall.
    Das
Ehepaar, das ihr gegenüber Platz genommen hatte, wirkte alles andere als
entspannt.
    »Niemand!«,
schoss Frau Ahrendt wütend über den Tisch. »Eine unglaubliche Situation! Ihre
Leute zwingen uns, die Wohnungen zu verlassen und kaum sind wir weg, dringen
Fremde ein und die Wohnung gleicht einem Schlachtfeld! Wer kommt denn für den
Schaden auf?«
    »An der
Tür konnten die Kollegen keinerlei Spuren sichern, die für ein gewaltsames
Eindringen sprechen.« Silke beschloss, der Diskussion über die Kosten erst mal
auszuweichen.
    »Was
soll das denn nun schon wieder heißen?« Frau Ahrendt funkelte die junge Beamtin
hasserfüllt an. Die Hand des Strafverteidigers legte sich beruhigend auf den
muskulösen Unterarm der Gattin. Sie schüttelte seine Finger jedoch unwillig ab.
    »Das
bedeutet, dass der Eindringling wahrscheinlich über einen Schlüssel verfügte«,
erläuterte Silke und war froh über das Kommunikationstraining, das sie vor
einigen Monaten absolviert hatte. Sie fühlte sich solchen Situationen
gewachsen, konnte souverän mit schwierigen oder aufgebrachten Menschen umgehen.
    »Nun,
die Hausverwaltung hat natürlich einen«, mischte sich Dr. Ahrendt ein.
    »Dann
werden wir dort nachfragen, ob der Schlüssel aus dem Büro verschwunden ist.
Vielleicht gab es einen Einbruch. So etwas ist schon vorgekommen und könnte
bedeuten, dass auch andere Mieter nicht mehr sicher sind.« Silke Dreier
lächelte verständnisvoll. »Ich kann mir vorstellen, dass die Situation für sie
sehr unangenehm und belastend ist.«
    »Eigentlich
stimmt doch nicht, dass er einen Schlüssel gehabt haben muss«, wehrte sich Frau
Ahrendt erneut. »Vor ein paar Wochen erst habe ich eine Reportage gesehen – im
Fernsehen. Da haben sie gezeigt, wie einfach Profis in fremde Häuser gelangen
können. Nur Sekunden brauchen die – und es
ist nichts zu sehen oder zu bemerken.«
    »Frau
Ahrendt. Wir haben Spezialisten, die in einem solchen Fall Spuren im Schloss
entdeckt hätten. Ganz sicher. Wenn man etwas anderes ins Schloss schiebt als
das passende Gegenstück, dann entstehen winzige oder sogar tiefe Kratzer.«
    Das
Paar tauschte wortlos einen

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