Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)

Titel: Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Steinhauer
Vom Netzwerk:
eintrifft. Holen Sie sich doch in der Zwischenzeit ein Eis.«
    Piazza!
Er unterdrückte ein Grinsen. Damit war der Innenhof des Hotels gemeint, nicht
mehr.
    Er
nickte. Trabte folgsam in Richtung Bar.
    Hätte
ich mir ja gleich denken können, schimpfte es in ihm laut und grantig, ich
entkomme dieser Frau nicht! Missmutig leckte er an seinem Eis. Beobachtete über
den Gipfel der oberen Kugel, wie eifrig schwatzende Frauen damit begannen,
Tische zusammenzuschieben. Sie entfalteten dabei eine so rege Betriebsamkeit,
dass er am liebsten in die Abgeschiedenheit seines Zimmers geflüchtet wäre. Das
Schlimmste an diesem Treiben war seiner Meinung nach, dass die Frauen – die er
in Gedanken abschätzig Weiber nannte – seine Sprache verwendeten. Er konnte den
albernen Dialogen nicht ausweichen, sein Gehör wollte unbedingt jedes Wort
verstehen, während er sich so angestrengt wie vergeblich darum bemühte, sich
auf Eis und mitgebrachte Urlaubslektüre zu konzentrieren.
    Sobald
ich weiß, ob ich gebucht bin oder das noch erledigen muss, verschwinde ich,
nahm er sich fest vor.
    Sein
Magen erkannte die aufdringlich freundliche Reiseleiterin schon, als sie den
ersten Fuß in die Lobby setzte. Er schickte Krämpfe. Allerdings half das wenig.
    Jetzt,
wo der Kontakt endlich hergestellt war, gab es natürlich kein Zurück mehr!
    Die
Unaussprechliche, wie er sie insgeheim getauft hatte, wälzte heran, wählte den
Platz an der Spitze der Tafel, um die herum sich ihre Interessierten versammelt
hatten, und begann damit, ihre riesige Tasche auszupacken. Es würde mich gar
nicht wundern, wenn sie auch noch einen Hund, eine Katze und ein Baby zu Tage
förderte, dachte er ungeduldig, was muss diese Person ihren ganzen Hausstand
mitschleppen, hat wohl keinen Schrank!
    Zur
Begrüßung der Neuangereisten kramte sie ihre aus Textbausteinen
zusammengeschweißten Informationen hervor. Er ärgerte sich immer mehr. All das
kannte er schon.
    »Ich
denke, dieses Afrika hat Sie ziemlich überrascht, nichts dürfte so sein, wie
Sie es heute Morgen bei Ihrem Abflug in Hannover noch erwarteten. Aber das ist
eben typisch Cap Verde. Die freie Demokratie mitten im Atlantik. Was darf ich
Ihnen bestellen?«
    Natürlich,
registrierte er voller Verachtung, die Weiber nahmen wieder dieses
charakterlose Gesöff, dessen Namen er sich nicht merken konnte. Sicher nur der
spektakulären Farbe wegen. Süß, klebrig und quietschorange!
    Er
selbst schüttelte den Kopf, als die Reihe an ihm war, und wies mit dem Kopf auf
seinen Eistee. Nach einer gefühlten Ewigkeit, angefüllt mit sinnlosen Worten,
kam die Unaussprechliche endlich zu den Ausflugszielen.
    »Sie
haben die Möglichkeit von Esmeralda aus, die anderen Inseln anzufliegen … «
    Er ließ
die Sätze vorbeifliegen, versuchte die Augen offen zu halten, um nicht gar so
unhöflich zu wirken. »… Es gibt nur noch wenige freie Plätze … beim
nächsten Mal schon bei der Reisebuchung mit einplanen … «
    Unerwartet
entstand Schlussverkaufshektik am Tisch.
    Er
stöhnte leise. Meine Güte! Konnten die im Urlaub nicht wenigstens die
Grundfunktionen ihres Hirns aktiviert lassen? Dies war ein Land, das vom
Tourismus lebte! Natürlich gab es genug Plätze für alle.
    »Was
ist nun mit dem Ausflug morgen?«, fragte er genervt über das Bazargeschachere
um Flüge und Plätze hinweg. »Ich wollte gern mitfahren, weiß aber nicht mehr,
ob ich daran gedacht habe, den Trip auch wirklich zu buchen.«
    Nun
ächzte die Unaussprechliche. Strafte ihn für die Störung mit einem zornigen
Blick. Denn trotz ihrer Leibesfülle musste sie sich nun bücken, was
offensichtlich schwerfiel, um einen weiteren Ordner auf den Tisch zu wuchten.
    Mürrisch
blätterte sie darin.
    »Hier
steht es ja schon. Ja! Sie sind gebucht. Abfahrt ist pünktlich um zehn Uhr. Wer
zu spät kommt, verpasst die Tour. Da wir auch andere Hotels anfahren, um Gäste
einzusammeln, ist es vollkommen ausgeschlossen, auf Nachzügler zu warten.«
Dabei las er in ihren Augen, wie gern sie ihn in der Lobby stehen lassen würde.
Der Rede folgte ein Blick in die Runde. Einsetzendes Gekicher antwortete
darauf. Wie immer! Auf die Weiber war eben Verlass. Eine fing auf jeden Fall
damit an!
    Touristen
machen Afrika zum Albtraum, dachte er ungerecht, als er seinen Stuhl hart
zurücksetzte.
    Egal.
Hauptsache, jetzt kam Schwung in seine Angelegenheit.
     
    Wieners Handy brummte.
    »Silke?«
    Peter
Nachtigall nutzte die kurze Pause, um das Toilettenpapier von seinen
Fußgelenken

Weitere Kostenlose Bücher