Kumpeltod: Nachtigalls achter Fall (German Edition)
Zwangsbestattung gedacht. Er hätte sonst wissen
müssen, dass der Friedhof umzieht.«
»Der
Vormieter der Ahrendts wusste mit Sicherheit darüber Bescheid. Schließlich
diskutiert er öffentlich über den Sinn oder Unsinn der Abbaggerung von
Ortschaften, die Profitgier der Konzerne.«
»Michael
und ich fahren zum Arbeitgeber und klären, wer noch gefährdet sein könnte. Maik
Grendke? Matthias Langer? Silke, finde doch bitte heraus, wo die beiden wohnen
und schick uns die Adressen. Und – frage
bitte bei Peddersen nach, ob die Wohnungstür abgeschlossen war und ob der
Schlüssel, wenn der Täter ihn mitgenommen hat, irgendwo gefunden wurde.
Vielleicht hat er ihn in ein Gebüsch geworfen. Außerdem möchte ich wissen, wie
es mit der Auswertung der Fingerspuren aus der Wohnung der Ahrendts vorangeht.«
Die
junge Frau nickte eifrig und saß schon hinter ihrem Monitor, als die beiden
Ermittler durch die Tür drängten.
Die Dame trug ein schmales
Kostüm, eine weiße Bluse und klackernde Pumps.
»Guten
Tag«, begrüßte sie die Herren von der Polizei, die sich trotz ihres einheitlich
schwarzen Outfits hier deutlich underdressed vorkamen. »Marianne Kranz, Presse-
und Öffentlichkeitsarbeit.« Freundlich streckte sie ihnen ihre Hand mit den
perfekt manikürten Nägeln entgegen. Der Händedruck war genau richtig dosiert – nicht
zu schlaff, nicht zu dominant.
Nachtigall
fragte sich, ob man das inzwischen auch an Puppen üben konnte, wie zum Beispiel
die Rettungsmaßnahmen im Erste-Hilfe-Kurs.
»Hauptkommissar
Peter Nachtigall, mein Kollege Michael Wiener. Wir haben ein paar Fragen zu
Heiner Lombard und anderen Ihrer Angestellten.«
»Ja,
darüber hat man mich schon informiert.« Ein leichter Schwung des Kopfes und
ihre schulterblattlangen dunklen Haare flogen auf den Rücken zurück. »Bitte
begleiten Sie mich doch in mein Büro. Ich habe mir die Unterlagen heraussuchen
lassen.«
Sie
wendete und ging leicht versetzt voran, hielt durch gelegentliches Umdrehen
Kontakt zu den beiden Beamten. Perfekt, überlegte der Hauptkommissar
fasziniert, das Ergebnis intensiver Schulungsprogramme, könnte ich wetten!
Über
den Fahrstuhl erreichten sie schnell das Büro.
»Nehmen
Sie bitte Platz.«
Der
Raum war angenehm temperiert, lichtdurchflutet und vollkommen geruchsneutral.
Keine Parfumwolke, keine zu stark duftenden Schnittblumen.
»Wie
gesagt, ich habe mir die Akte Heiner Lombard kommen lassen. Glück für Sie, dass
wir das alte Archiv komplett übernommen und gelagert haben. Lombard hat das
Beschäftigungsverhältnis allerdings schon vor Jahren gelöst.« Fragend zog sie
die linke Augenbraue hoch.
»Das
wissen wir. Gibt es in der Akte irgendwelche Hinweise darauf, warum er
kündigte? Herr Lombard wurde ermordet, da ist es wichtig, so viel wie nur
möglich über ihn zu erfahren.«
Die
gepflegten Hände blätterten in den Papieren auf dem Schreibtisch.
»Oft
erfahren wir den Grund gar nicht. Tatsächlich ist der Arbeitnehmer nicht
verpflichtet, uns detailliert mitzuteilen, warum er sich von uns trennt.«
Wieners
Enttäuschung war ihm offensichtlich anzusehen, denn Frau Kranz lächelte ihn
aufmunternd an. »Aber in diesem Fall haben wir das Glück, einen ausführlichen
Brief von Herrn Lombard erhalten zu haben, der zumindest ein wenig Licht auf
seine Entscheidung wirft.« Sie entnahm dem Ordner das Schreiben, legte es so
vor sich, dass die Beamten den Text lesen konnten. »Wie Sie sehen, gab es
Probleme mit Kollegen. Herr Lombard wollte mit einigen nicht mehr
zusammenarbeiten. Etwas, worauf der Schichtplaner vor Ort Einfluss nehmen kann,
allerdings ist er dazu nicht verpflichtet. So kam es also vor, dass er mit
diesen Kollegen weiterhin gemeinsam eingeteilt war. Des Weiteren führt er aus,
könne er nicht mehr für einen Konzern arbeiten, der sich nicht ausreichend um
Aufklärung kümmere, wenn einzelne Mitarbeiter verschwinden. Das widerspreche
der Fürsorgepflicht und sei für ihn unerträglich. Nun – dieser
Passus bezog sich auf einen Kollegen, der eines Tages nicht mehr an seinen
Arbeitsplatz zurückkehrte. Seine Eltern meldeten ihn als vermisst, er blieb
allerdings verschwunden. Sicher eine tragische Geschichte, die natürlich mit
dem Arbeitgeber nichts zu tun hat. Wir haben das, wie ich den Berichten
entnehmen kann, mehrfach mit Herrn Lombard besprochen. Er zeigte sich in diesem
Punkt nicht einsichtig. Möglicherweise war das ein enger Freund von ihm und er
konnte dessen Abtauchen nicht
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