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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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nicht eingeladen war.«
    »Ich habe ein Recht,
mit ihr zu sprechen.«
    »Sie wird schon
kommen«, sagte Affenlight.
    Draußen grummelte
leiser Frühlingsdonner, ohne Blitze, nichts im Vergleich zu dem brutalen
Peitschenknallen im Juli und August. David nahm seinen Becher von der
Tischkante, darauf achtend, dass er keinen Kaffee über Affenlights Unterlagen
goss, und nahm einen winzigen Schluck, um die Temperatur zu prüfen. Der Kaffee
schien ihn zu entspannen und zu beleben. Er schaute sich im Raum um,
betrachtete die gerahmten Diplome und Auszeichnungen und die Rücken der Bücher,
die auf den Walnussregalen aufgereiht standen. »Schöne Holzarbeiten«, sagte er.
    »Danke.«
    »So was wird heute gar
nicht mehr gebaut. Viel zu teuer. Sind die Regale aus den Zwanzigern?«
    »Zweiundzwanzig, glaube
ich.«
    David nickte. »Das
Jahr, in dem Ulysses erschien. Und Moncrieffs
Übersetzung von Du côté de chez Swann . Und Das wüste Land , klaro.«
    Affenlight war sich
nicht sicher, ob das ein Versuch war, seine Sprache zu sprechen, oder ob David
immer so redete.
    »Das stimmt«, sagte er.
    »Geht es ihr gut?«,
sagte David und nahm noch einen, diesmal größeren Schluck. »Sie sagten, Sie
wären besorgt.«
    »Es geht ihr gut«,
sagte Affenlight. »Viel besser als bei ihrer Ankunft.«
    »Was war denn mit ihr?«
    Affenlight überraschte
die Frage. Er hatte die Bemerkung als kleine Spitze gemeint und kein neues
Thema anschneiden wollen. »Nun ja. Sie wirkte ziemlich … lädiert.«
    Entrüstet setzte David
sich in seinem Stuhl auf, die Armlehnen umklammert. »Damit wollen Sie doch wohl
nicht andeuten –«
    Affenlight hob
beschwichtigend eine Hand. »Nein, nein, nein.«
    »Das würde ich
niemals.«
    »Natürlich«, sagte
Affenlight. An der Tür klopfte es – konnte das Owen sein? Besser später als
nie. Natürlich konnte Owen nicht bleiben, nicht solange David da war, aber das
war egal, es zählte einzig, dass er sich entschieden hatte aufzutauchen.
Affenlight schob seinen Stuhl zurück, aber die Tür schwang auf, bevor er auf
den Beinen war.
    Im Türrahmen stand
Pella, noch mit der Arbeitsmontur der Küchenmannschaft bekleidet. Affenlight
hatte sie seit ihrer Kindheit nicht mehr mit einer Baseballkappe gesehen.
Vielleicht war es das, was sie plötzlich so jung erschienen ließ, vielleicht
war es aber auch die Art, wie sie sich ängstlich im Türrahmen herumdrückte, als
wartete sie darauf, dass die Erwachsenen fertig wurden. »Kein Blut auf dem
Fußboden«, sagte sie. »Das ist doch ein gutes Zeichen.«
    Affenlight lächelte.
»Für den schmutzigen Teil sind wir nach draußen gegangen.«
    David war aufgestanden. »Bella.« Er ging einen Schritt auf sie zu. Affenlight
spannte jeden Muskel an, war bereit, sich dazwischenzuwerfen, aber er saß noch
immer hinter seinem Tisch, und der Impuls war ohnehin lächerlich. Sie küssten
sich wie kultivierte Menschen auf beide Wangen, während Affenlight in Pellas
Gesicht nach Anzeichen für Liebe forschte.
    David hielt Pella auf
Armeslänge an den Schultern. »Was ist mit deinem Finger passiert, Bella?« Sein
Tonfall hatte die klassische romantisch-elterliche Färbung, zu gleichen Teilen
ermahnend und besorgt.
    »Bin gegen einen Baum
gelaufen.«
    »Die Gefahr besteht
hier sicher ständig«, scherzte David. »Einfach zu viele Bäume. Zumindest hat
der Bluterguss eine schöne Färbung.« Noch immer hielt er sie bei den Schultern,
musterte sie wie ein Eigentümer. Er warf einen ostentativen Blick auf ihr
fleckiges Arbeitshemd. »Ich dachte, wir gingen zum Abendessen aus.«
    »Tun wir.«
    »Bin ich zu schick
angezogen?«
    Affenlight kannte die
Sorte Mann nur allzu gut, die in Gesellschaft von Männern verwelkte, im Kontakt
mit Frauen aber aufblühte – extrem heterosexuell, desinteressiert, verächtlich
oder ängstlich anderen Männern gegenüber und zugleich extrem gepolt auf die
Bedürfnisse und Interessen der Frauen.
    »Ich muss mich
fertigmachen«, sagte Pella. »Hast du schon im Hotel eingecheckt?«
    »Nein, Bella. Ich bin
direkt zu dir gekommen.«
    »Ich habe für acht Uhr
im Maison Robert reserviert. Ich bin sicher, du wirst es hassen, aber etwas
anderes gibt es nicht.«
    »Ich bin sicher, ich
werde es wunderbar finden«, sagte David.
    »Gut.« Pella sah
Affenlight an. »Soll David dann einfach zurückkommen und uns abholen? Oder
wie?«
    »Uns?«, sagte David.
    Uns?, dachte Affenlight. Bei ihrem
morgendlichen Tête-à-tête hatte Pella zwar gesagt, dass sie während Davids
Besuch

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