Kunst des Feldspiels
Diese vier Spiele. Das wird
ein großes Ding. Wenn wir Coshwale schlagen, sind wir UMSCAC -Meister.
Und spielen um die Regionalmeisterschaft.«
»Du glaubst, wir werden
Coshwale ohne Henry schlagen?«, sagte Schwartz. »Und selbst wenn wir das
schaffen würden, würdest du mit Henry auf der Bank zur Regionalmeisterschaft
antreten? Du hast sie nicht alle.«
»Er hat uns das Spiel
gestern gekostet«, sagte Starblind.
»Die ganze Mannschaft
hat das ganze Spiel über beschissen gespielt! Freund Rick hier hat einen
sicheren Ball fallen lassen, Boddington hat zwei Aufsetzer vergeigt, und ich
hab einen Strike-out fabriziert, gerade wo wir auf der Third noch einen Läufer
hatten. Es war nur dieser eine Punkt, den Henry nicht geholt hat. Da hätten wir
schon längst mit zwölf Punkten vorne liegen müssen.«
»Hätten wir müssen«,
sagte Starblind, »haben wir aber nicht.«
Rick seufzte kläglich
und strubbelte sich durch seine roten Haare. »Schwartzy, du weißt, wie ich über
den Kleinen denke. Ich liebe ihn und würde für ihn in den Krieg ziehen. Er ist
wie der Bruder, den ich nie hatte, und ich habe vier Brüder. Aber was da mit
ihm passiert, schlägt uns allen aufs Gemüt. Warum wohl haben wir gestern so
einen wackeligen Eindruck gemacht? Ich sage nicht, dass es Henrys Schuld war,
aber …«
Rick hob die Arme und
ließ sie wieder fallen. Schwartz schwieg, ließ ihn ausreden. »Keiner weiß mehr,
wie man mit ihm reden soll. Es verändert die ganze Atmosphäre. Wenn wir
gewinnen, will niemand feiern, weil Henry unser Anführer ist, ihr seid unsere
Anführer, du und er, und ganz offensichtlich leidet er. Und wenn wir verlieren … Na ja, verlieren sollten wir einfach nicht. Auch gegen Wainwright hätten wir
eigentlich nicht verlieren sollen. Dafür sind wir als Mannschaft einfach zu
gut.«
»Izzy macht beim
Training einen echt guten Eindruck«, fügte Starblind hinzu. »Er könnte direkt
einspringen. Das würde uns kaum aus dem Rhythmus bringen.«
Ein Transporter mit
zwei Bierfässern auf der Ladefläche rollte vorbei, die Rap-Hymne der Stunde
voll aufgedreht. Der Freitagabend rückte näher, zumindest für die
Nichtsportler. Schwarz spürte, wie sich der Splitter eines geborstenen
Dielenbretts in seinen Fuß bohrte. »Morgen hat der Skrimmer seinen großen Tag«,
sagte er. »Seine Familie wird da sein. Aparicio wird da sein. Glaubt ihr, er
wird einfach nur auf der Bank sitzen wollen?«
»Wollen vielleicht
nicht«, sagte Starblind. »Aber er sollte. Zugunsten der Mannschaft.«
»Verdammt, er kann auch
First Base spielen, wenn er will«, sagte Rick. »Und ich geh auf die Bank. Alles, wenn er bloß nicht diesen Wurf von der
Shortstop-Position zur First machen muss. Es bringt ihn um, Schwartzy. Du weißt
es. Das sieht ein Blinder.«
»Er setzt sich bloß
unter Druck. Das wird schon werden.«
»Wenn er sich bis
hierhin schon unter Druck gesetzt hat«, sagte Starblind, »was glaubst du, was
morgen erst los sein wird?«
Es war ja nicht so,
dass Schwartz der Gedanke nicht selbst schon gekommen wäre. Ihm war nicht
entgangen, wie locker Izzy beim Training aussah, wie selbstbewusst er als
Sportler war und wie viel er bereits von Henry über das Shortstop-Spiel gelernt
hatte. Schlagen konnte Izzy nicht einmal annähernd so gut wie Henry, aber in
der Defensive wäre er tatsächlich – bei dem Gedanken kam Schwartz sich wie ein
Verräter vor – eine Verbesserung. Und vielleicht hatte Starblind ja recht, und
es war nicht einfach nur dumm, sondern grausam und sadistisch, Henry morgen
hinaus aufs Feld zu schicken, wenn der Druck noch zehn Mal stärker war als je
zuvor. Vielleicht würde der Junge schlichtweg zusammenbrechen. Vielleicht war
es Schwartz’ Aufgabe, das rechtzeitig zu verhindern.
»Warum kommt ihr damit
zu mir?«, sagte er. »Coach Cox entscheidet, wer spielt und wer nicht.«
»Du kennst doch Coach
Cox«, sagte Rick. »Loyal bis zum Gehtnichtmehr.«
Starblind nickte.
»Könnt ihr euch noch an Vierzehndreißig erinnern? Ein Fall für die Anstalt, der
Typ. Aber Cox wollte ihn nicht auf die Bank setzen. Er war fest davon
überzeugt, dass Toovs plötzlich anfangen würde, im Spiel solche Dinger
loszulassen wie im Training. Wie viele Siege hat uns das über zwei Jahre hinweg gekostet?«
»Das ist ja wohl kaum
zu vergleichen«, sagte Schwartz.
»Skrimmer hat sein
Selbstvertrauen verloren. Toover hatte nie welches«, fügte Adam hinzu.
Starblind zuckte
abschätzig mit den Schultern und rammte die Hände in
Weitere Kostenlose Bücher