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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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wie Schwartz
und Pella aufeinander losgingen, als wäre er gar nicht da.
    »Es tut mir leid«,
sagte Pella mit veränderter, sanfter Stimme.
    »Was tut dir leid? Dass
du alles in Ordnung gebracht hast?« Schwartz schüttelte den Kopf. »Nein.« Seine
bernsteinfarbenen Augen sahen blicklos ins Leere, als wäre er erblindet. Er
drehte sich um und ging die Treppe hinunter.

57
    —
    Mrs. McCallister stand im Vorzimmer an dem schönen alten
Waschbecken, dessen gewundene Messingrohre sie stets auf Hochglanz poliert
hielt, als wären sie Teil einer Posaune oder einer Tuba. Ihr dickes graues Haar
war gerade lang genug, um es zu einem bleistiftdurchspießten Knoten
zusammenzustecken. Sie goss eine Verschlusskappe weißen Essig in die gläserne
Kaffeekanne und ließ ihn mit einer Bewegung ihres Ellbogens darin rotieren, als
Pella sich näherte. »Ah, bella Pella«, sang sie, »mit jedem Tag strahlt ihr
Stern heller.«
    Pella trug ihre Korbtasche über der einen Schulter und den Rucksack
mit den Westish-Insignien über der anderen. Beide zusammen beinhalteten ihr
gesamtes Hab und Gut. »Na, Sie sind ja gut aufgelegt«, sagte sie. »Ist mein
Vater da?«
    Mrs. McCallister
Augen verdrehte die Augen in Richtung Affenlights Bürotür. »Ausnahmsweise«,
sagte sie. »Sie haben einen guten Einfluss auf ihn, meine Liebe. Seit Sie hier
sind, ist er aufgedreht wie mein neunjähriger Enkel. Kann sich auf nichts
konzentrieren. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm Ritalin ins Apfelmus geben
werde. Machen sie bei Luke auch so.«
    »Ich bin sicher, dass
er sich über kurz oder lang wieder beruhigen wird«, sagte Pella.
    »Natürlich. Und
natürlich ist es wundervoll, dass Sie hier sind. Man hat nur eine Familie.«
    »Gottseidank.«
    Mrs. McCallister lachte
fröhlich. »Ihr zwei könnt froh sein, dass ihr euch habt.«
    Die schwere Holztür zum
Büro ihres Vaters war fest geschlossen. Pella klopfte einmal. Ihr Dad riss die
Tür auf und spähte heraus, das Handy zwischen Schulter und Kinn geklemmt.
Vielleicht sprach er gerade mit Owen – vielleicht erzählte Owen ihm gerade in
wohlwollend neutralen Owen-Worten, dass seine Tochter eine Schlampe war.
    »Pella.« Er klappte das
Telefon zu. »Da bist du ja.«
    »Da bin ich.«
    Es war Montag. Zuletzt
hatten sie am Freitag miteinander gesprochen, hier im Büro, und zwischen ihnen
hatte David gesessen. Die letzte Nacht hatte sie auf der kaputten Schaukel auf
Mikes Veranda verbracht; sie hatte darauf gewartet, dass er nach Hause kam,
aber er war nicht gekommen. Sie wusste, dass er im VAC war – er war immer im VAC –, aber
nach Feierabend war diese Festung uneinnehmbar. Ihre Anrufe waren unbeantwortet
geblieben, was man ihm nicht vorwerfen konnte. Vielleicht würde er nie wieder
mit ihr sprechen.
    »Das mit dem Abendessen
tut mir wirklich leid«, sagte Affenlight. »Das Meeting mit Bruce Gibbs hat sich
länger hingezogen, und …«
    »Hast du schon gesagt.«
    »Na ja, es stimmt ja
auch. Und es tut mir leid. Ich wäre gern dort gewesen, um dich zu
unterstützen.«
    Diese Lügen machten
Pella eher schuldbewusst als wütend – hier stand sie mit verschränkten Armen
und ungeduldig auf den Boden klopfendem Fuß und spulte das Seil ab, das ihr
Vater sich um den Hals schlang.
    »Und dann habe ich mir
solche Sorgen gemacht, als du das ganze Wochenende über nicht nach Hause
gekommen bist. Wir müssen dir ein neues Handy besorgen. Ich hatte schon Angst,
dass irgendetwas Furchtbares passiert wäre.«
    »Wie zum Beispiel, dass
ich nach San Francisco zurückgegangen wäre.«
    »Schon, ja. Das war ein
Szenario. Obwohl ich mir noch schlimmere ausgemalt habe, während ich wach lag.«
Er sah tatsächlich abgespannt aus – die Schultern zusammengesunken, die Falten
um die Augen tiefer als sonst. »Ich weiß, dass du nicht verpflichtet bist, mich
über deinen Aufenthaltsort zu informieren. Aber nachdem ich dich so lange nicht
gesehen und auch nichts von dir gehört habe, ging meine Fantasie so langsam –«
    »Ich habe dich gesehen«, unterbrach ihn Pella. »Am Samstag.«
    Er schaute überrascht.
»Wo denn?«
    »Beim Baseballspiel. Du
hast mit Owen geredet.«
    Affenlight erstarrte.
»Owen …«, sagte er, als versuchte er den Namen einzuordnen. Als er fortfuhr,
sprach er schnell, wie um Pella von dem abzulenken, was sie gesagt hatte. »Ja,
Owen geht es schon viel besser. Ich wünschte, von Henry Skrimshander könnte ich
dasselbe behaupten. Der arme Junge. Weißt du, als du noch ziemlich klein warst,
habe ich ein

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