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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Kondom abzurollen – es hatte ein
Jahr, zwei Jahre oder länger in der Schreibtischschublade gelegen –, aber es
klebte an ihm wie ein Pflaster. Schließlich kniff er die Augen zusammen und
riss es mit einem Ruck ab.
    Pella war, wie er feststellte, als er die Augen wieder öffnete und
das benutzte Kondom nach unten zwischen seine Beine schnippte, wach und sah ihn
an. Wahrscheinlich dachte sie, dass er an sich herumspielte. Er erwiderte ihren
Blick, und sie lächelte das reuevolle Bruchstück eines Lächelns.
    »Wie geht es jetzt
weiter?«, fragte er.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine … was
passiert jetzt?«
    »Gar nichts passiert.
Ich gehe nach Hause. Du bleibst hier. Vielleicht tust du deinem Mitbewohner den
Gefallen und wechselst seine Bettwäsche.«
    »Okay.«
    »Hast du etwas anderes
erwartet?«, sagte sie. »Irgendeine Art sexuell induzierte Apokalypse?«
    »Nein.« Henry dachte
daran, wie weit er sich mit seiner Schutzweste in den See hinausgewagt hatte,
wie lange er dort draußen geblieben war und seinem eigenen Atem gelauscht
hatte, während er mit fünfzehn Kilo Blei und Nylon um die Brust Wasser trat. Er
war an einen Punkt geschwommen, an dem nie zuvor jemand gewesen war, aber es
machte keinen Unterschied, weil er dort gewesen war.
»Du sagst Mike doch nichts, oder?«
    »O Gott, nein. Ich
werde ihn nur eine Zeitlang auf Abstand halten müssen. Du hast mir ein paar
schöne blaue Flecken verpasst.«
    »Ich?«, sagte Henry
beunruhigt. »Das kann nicht sein.«
    Sie schob die Decke
beiseite und zeigte mit dem Finger auf ihre Schulter: ein kupferfarbenes Mal,
das ins Grüne zu spielen begann, fast buchstäblich ein Fingerabdruck. Henrys
Magen machte eine Rolle, und ihm wurde etwas übel.
    »Da sind bestimmt noch
mehr.« Sie drehte ihren Oberkörper, und Henry sah die Abdrücke der restlichen
Finger in der Nähe ihres Schulterblatts. »Und der große hier auf meiner Hüfte.«
    »Tut mir wirklich
leid«, sagte Henry.
    »Mach dir keine
Gedanken. Das gehört schließlich dazu.«
    Owens Laken fühlte sich
seidig und luxuriös an. Henry wusste nicht genau, ob er in der Lage sein würde
zu stehen. Das Schwimmen und die Nacht in der Kälte hatten ihn geschwächt wie
nichts zuvor. Pella kletterte über ihn hinweg aus dem Bett und goss je einen
Fingerbreit Scotch in zwei Gläser. »Wann kommen sie zurück?«, fragte sie.
    Dem durchs Fenster
fallenden Licht nach zu urteilen, ging es auf sechs Uhr zu. »Coshwale ist
ziemlich weit weg«, sagte er. »Man braucht bestimmt zwei oder drei Stunden.
Vielleicht sogar länger.« Er ließ den Scotch seinen Hals entflammen und den
leeren Magen wärmen.
    »Na ja, man kann
heutzutage nicht vorsichtig genug sein.« Pella hatte bereits ihre Jeans und
Flip-Flops an. Jetzt ging sie auf die Knie und tastete den Boden unter Owens
Bett ab. Sie brachte ihr T-Shirt zum Vorschein und schlängelte sich hinein.
»Guck mal, wie weiß es noch ist. Noch nicht mal unter den Betten liegt Staub.«
    »Unter meinem könnte
welcher liegen«, sagte Henry. »Aber ich glaube, Owen macht sogar dort sauber.«
    »Was für ein Mann.«
Pella zog den Reißverschluss ihres Sweatshirts halb zu und begann im Raum auf
und ab zu gehen. »Ich weiß eigentlich gar nicht, was mich so aufregt«, sagte
sie. »Ich meine, wenn mein Dad schwul ist und glücklich dabei, dann ist es doch
keine große Sache, oder? Und selbst wenn er schwul und unglücklich sein sollte,
ist es keine besonders große Sache. Eine bestimmte Anzahl von Menschen ist
schwul, so wie eine bestimmte Anzahl von Menschen blaue Augen hat. Oder Mumps.
Frag nicht, warum ich gerade Mumps gesagt habe. Ich weiß nicht mal genau, was
das ist. Und ich weiß, dass Schwulsein keine Krankheit ist. Worauf ich
hinauswill, ist, dass es nur um Wahrscheinlichkeiten geht. Um Zahlen. Wie kann
man sich über Zahlen so aufregen?«
    »Kann man nicht.«
    »Er ist ein erwachsener
Mann und kann tun und lassen, was er will. Und ehrlich gesagt wäre es
vielleicht sogar noch schlimmer, wenn Owen ein Mädchen wäre. Wenn er ein
Mädchen wäre, könnte er Dad wegen sexueller Belästigung anzeigen, es gäbe einen
Skandal, und Dad würde seinen Job verlieren. Das wäre
schlimm.« Sie goss sich noch einen Fingerbreit Scotch ein. »Wahrscheinlich
könnte Owen ihn auch anzeigen. Aber irgendwie kann ich mir das nicht
vorstellen. Ich bin wohl sexistisch … Aber auch wenn Owen ihn nicht anzeigt,
können sie immer noch erwischt werden. Und was passiert dann? Dann ist die
Hölle

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