Kunst des Feldspiels
sich in
seinen blauen Flecken und der blutleeren Haut wieder, und beschädigt worden war
er ja tatsächlich, wobei der Beweis seiner Zerbrechlichkeit seine Schönheit nur
noch steigerte …
Wie dem auch sei,
irgendwie gelang es ihm jedenfalls, selbst mit einer grotesk geschwollenen und
aufgeblähten linken Gesichtshälfte noch immer sehr schön auszusehen. Affenlight
zögerte. Dem Impuls, zum Bett zu gehen und ihn irgendwie tröstend zu berühren,
Owen dafür zu segnen und ihm zu danken, dass er auf der sicheren Seite war,
wirkte die Befürchtung entgegen, dass jede Geste übertrieben und künstlich
wirken könnte. Schließlich ging er mit dem Gefühl, aus Gründen der Vorsicht ein
winziges und dennoch unverzeihliches Verbrechen begangen zu haben, am Bett
vorbei und setzte sich in den Sessel am Fenster.
Owen versuchte den Mund
zu öffnen, verzog dann das Gesicht und hielt inne. Beim zweiten Versuch zog er
vorsichtig die Lippen auseinander und hauchte ohne die übliche deklamatorische
Präzision die Worte durch einen Spalt zwischen den Zähnen: »Guert. Wie ist das
Treffen mit dem Hochschulrat gelaufen?«
Affenlight lächelte.
»Ziemlich gut«, sagte er. »Ich glaube, wir sind auf Kurs.«
»Mein Held.« Owen
zuckte bei jedem Wort zusammen. Er sah Affenlight an, aber seine Augen schienen
nicht richtig zu fokussieren.
»Sprich nicht, wenn es
wehtut«, ermahnte Affenlight ihn. »Ich wollte nur Hallo sagen.«
»Ich mag es zu
sprechen.« Er verstummte vor Schmerzen. »Was ist passiert?«
»Erinnerst du dich
nicht daran?«
»Der Arzt meinte, mich
hätte ein Ball getroffen. Aber ich erinnere mich nicht, geschlagen zu haben.«
»Du warst auf der
Spielerbank. Henry hat schlecht geworfen.«
»Henry? Ernsthaft? Sind
Sie sicher?«
»Ja.«
»Tja, es sind immer
diejenigen, von denen man es am wenigsten erwartet.« Owen schloss die Augen.
»Ich erinnere mich an gar nichts. Habe ich gelesen?«
Affenlight nickte. »Ich
habe dich gewarnt. Es ist ein gefährlicher Zeitvertreib.«
Die unverletzte Seite
seines Mundes verzog sich zu etwas, das Ähnlichkeit mit einem Lächeln hatte.
»Es ist schön, dich zu
sehen«, sagte Affenlight.
»Das kann ich mir kaum
vorstellen. Ich sehe sicher entsetzlich aus.«
»Nein.«
»Es ist auch schön, Sie
zu sehen. Auch wenn ich es eigentlich gar nicht kann. Ist meine Brille hier
irgendwo?«
Affenlight begriff,
dass es, mehr als die Schwellung und die blauen Flecken, mehr als der Strich
schwarzer Stiche, wo die Nähte des Balls ihm die Backe aufgeschlitzt hatten,
dies war, was Owen so anders aussehen ließ, so verletzlich, so liebenswert: Zum
ersten Mal, seit sie sich kannten, hatte er seine Brille nicht auf. »Sie hat es
nicht bis in den Krankenwagen geschafft«, sagte er. »Sie ist
höchstwahrscheinlich kaputt.«
»Oh.«
»Hast du eine andere?«
Owen nickte. »In meinem
Zimmer.«
»Ich bringe sie dir«,
bot Affenlight an.
»Nein, nein«, sagte
Owen. »Sie haben genug um die Ohren. Ich werde Henry darum bitten.«
»Kein Problem. Es liegt
ohnehin auf meinem Weg.« Affenlight suchte nach etwas, das er nachschieben
konnte, bevor Owen die offenkundige Unaufrichtigkeit seiner Bemerkung
kommentieren würde. St. Anne war mehr als acht öde Kilometer von Westish
entfernt. »Ich besorge mir einen Schlüssel bei der Verwaltung. Brauchst du
sonst noch etwas?«
Owen dachte nach. »Ich
habe noch ein bisschen Gras. Im obersten Schrankfach.«
Affenlight lachte. »Ich
glaube kaum, dass ich das an den Wachen vorbeigeschmuggelt bekäme.« Er stemmte
sich aus dem Sessel – erst jetzt, wo ein nächster Besuch vereinbart war,
brachte er es über sich. Auf dem Weg zur Tür überrollte ihn eine Welle Mut, und
er legte die Hand auf Owens glatte Stirn, oberhalb der Verbände und Hämatome.
Owens Augen blieben geschlossen. Seine Haut war überraschend warm, und
Affenlights erster Impuls war, die Schwester zu rufen. Dann begriff er, dass
das nicht die Hitze eines Fiebers war, sondern die gewöhnliche animalische
Wärme der Jugend. Peinlich berührt zog er die Hand weg und rammte sie in die
Jackentasche. Er wollte nicht wissen, wie sich seine Berührung für Owen
angefühlt hatte – kalt und fad sicherlich. Kein Wunder, dass er sich
schlussendlich verliebt hatte – jetzt, wo er selbst nur noch so wenig Wärme zu
geben hatte. Er war wirklich ein Idiot. Er fühlte sich besiegt, als er zur Tür
ging.
»Sie bringen mir meine
Brille?«
»Na klar.«
»Es ist ganz schön
langweilig hier. Und ich habe
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