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Kunst hassen

Kunst hassen

Titel: Kunst hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Zepter
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umstritten. Sie ist nie selbstverständlich. So ist Kunst auch immer ein Nachdenken über Kunst. Bertram verdeutlicht seine Erklärung mit dem einfachen Gegensatz von Kunst und Tisch. Einen Tisch erkennen wir an seiner Form, ohne dass es zusätzlicher Aktion oder Erklärung braucht. Wir müssen nicht an einem Tisch essen, um ihn als Tisch zu erkennen. Ein Kunstwerk hingegen erschließt sich nicht einfach über seine Form, wir müssen es erfahren. Der Philosoph Arthur C. Danto sprach in diesem Zusammenhang von einer »aboutness«, einem Über-etwas-sein, das ein Kunstwerk besitzen muss, um zu einem Kunstwerk zu werden. Er ging davon aus, dass wir das Kunstwerk in einen Kontext stellen müssen, damit es als solches gesehen wird.
    Kunst braucht Theorie, um erfahrbar zu sein. (Eine Aussage, die den Schriftsteller Tom Wolfe vor Wut um seinen Morgenkaffee gebracht hat, wie wir später noch lesenwerden.) Doch was ist das, was wir heute als bildende Kunst wahrnehmen, wenn wir damit alles das meinen, was heute unter diesem Begriff produziert, gesetzt und ausgestellt wird? Die zeitgenössische, ebenso wie die moderne und die historische Kunst – alle Epochen und Stilrichtungen vereint in einem Begriff. Wie ist insbesondere zeitgenössische Kunst definiert, die sich scheinbar allen Kriterien der Beurteilung entzieht? Die sich einzig und allein über den Begriff der Kunst definiert und die das Schöne, Hässliche, das Gute und das Böse hinter sich gelassen hat. Was ist überhaupt mit unserer Zeit, was ist jetzt? Beantwortet das die Kunst?
    Der Verlust der Urteilskraft gerade zeitgenössischer Kunst gegenüber ist von zwei Phänomenen befördert worden: der Ausbildung des künstlerischen Genies, das sich aus der eigenen Schaffenskraft heraus allen Kriterien entzieht. Und außerdem von der Zukunftsweisung der Werke: Zeitgenössische Kunst bildet etwas ab, was sich hier und heute nicht beurteilen lässt. Erst im Rückblick auf vergangene Zeit lässt sie sich einordnen. Was also sollen wir suchen, wenn wir nach einer Erkenntnis suchen, die in einem Urgetränk namens Soma versteckt liegt? Liegt die Antwort der Fragen nur bei uns? Oder kommunizieren wir mit der Kunst? Haben wir den Auftrag zur Suche erkannt? Und wenn nicht, warum nicht? Welchen Begriff machen wir uns von der Kunst, was erwarten wir von ihr? Ist es das Absurde, das Sinnlose in seiner wörtlichen Bedeutung, das die Kunstwerke heute vereint? Ist es der neue Denkanstoß, der von einem Kunstwerk ausgeht und es dadurch zu einem guten Kunstwerk macht? Was kann diese Kommunikation heute in einer Welt voller quantitativ wachsender und ständig entwerteter Bilder? Was bleibt heute voneinem Ausstellungsbesuch zurück? Welchen Wert geben wir den Werken? Welches Gefühl bleibt in uns zurück?
    Ich behaupte: gar keins. Die Kunst ist instrumentalisiert, banalisiert, generalisiert. Sie ist ein Opfer unserer Zeit. Wir haben das Gefühl für sie verloren. Wir sind dem Tisch sehr nahegekommen. Kunst ist ein Klischee geworden. Ein Kunstwerk sollte uns jedoch die Gelegenheit zu einer ästhetischen Erfahrung geben. Einer sinnlichen und intellektuellen Auseinandersetzung. Wir spüren es, wenn wir eine ästhetische Erfahrung machen. Wir sind vollkommen im Hier und Jetzt. Wir fühlen uns lebendig. Die Institutionen tun jedoch alles, um unsere Sinne abzutöten. Sie geben uns vor, was wir über Kunst zu denken haben, anstatt uns und unsere Sinne aufzuwecken. Das Nachdenken über Kunst wird überlagert von Dogmen. Das ist es, so musst du es verstehen! Ihre Vermittlung ist einseitig und wenig kreativ, ein Diskurs findet nicht statt. Die Institutionen hängen am Tropf des Marktes und der Einflussreichen. Denn die Institutionen verfügen eben nicht über das, was Kunst bedingt: kompromisslose Unabhängigkeit.
    Kunst wird von wenigen Einflussreichen über den Markt kanonisiert. In den Museen und Ausstellungshäusern wandeln Besucher mit vorauseilendem Gehorsam durch die Räume (Ich will es wissen!), wenn sie nicht schon beim Zynismus angekommen sind, der ihnen zumindest ein Gefühl lässt: Triumph. Die Inszenierungen sind entweder Event oder müdes Understatement. Nur selten sieht man eine liebevoll, sorgfältig zusammengestellte Ausstellung. Nur selten sieht man etwas in sich geschlossen Aufregendes. Die Institutionen haben an Glaubwürdigkeit verloren. Kunst ist heute eine festgefahrene, lauwarme Veranstaltung. Und das Absurde ist, sie behauptet, sie sei genau das Gegenteil.
Die Frage nach der

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